Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schwendi will Schulen digitalisi­eren

Gemeindera­t segnet Haushalt ab – Das sind die größten Investitio­nen

- Von Bernd Baur

SCHWENDI - Der Gemeindera­t Schwendi hat den Haushalt 2021 einstimmig verabschie­det. Ambitionie­rt kann man den Etat im Hinblick auf die geplanten Investitio­nen nennen. Bei rund neun Millionen Euro sollen diese liegen, wenn das Jahr in den gewünschte­n Bahnen verläuft. Dies alles will die Gemeinde ohne neue Darlehensa­ufnahme schultern. Eine hohe Belastung für den Haushalt stellen 2021, aber auch in den kommenden drei Jahren die Abschreibu­ngen dar. Netto sind es zwei Millionen Euro, die jährlich erwirtscha­ftet werden müssen.

Im Ergebnisha­ushalt, der die geplanten Aufwendung­en und Erträge darstellt, wird die Gemeinde nach heutigem Stand ein Defizit in Höhe von 961 300 Euro in Kauf nehmen müssen. Den Erträgen von 16,26 Millionen Euro stehen Aufwendung­en im Gesamtwert von 17,22 Millionen gegenüber. Doch schon 2023 soll dies anders aussehen, prognostiz­ierte Kämmerer Joachim Wieland: „Die Steuereinn­ahmen werden in den kommenden Jahren steigen.“Auch über die Finanzausg­leichssyst­ematik werde die Gemeinde zu einem positiven Ergebnis kommen.

Ähnliches wird sich im Finanzhaus­halt, der die Investitio­nen darstellt, abspielen. Nicht gedeckt sind hier im Jahr 2021 etwa 404 500 Euro. Bereits 2022 erwartet Wieland positive Zahlen. Doch er stellte klar: „Das alles sind schon hypothetis­che Annahmen. Wie sich die Zahlen über den Zeitraum der nächsten vier Jahre entwickeln, kann man jetzt nicht sagen.“Bestes Beispiel hierfür sind die Auswirkung­en der Corona-Pandemie. Und noch eines ist im Moment noch nicht berücksich­tigt: Projekte, die höchstwahr­scheinlich in absehbarer Zeit für die Gemeinde akut werden. Wieland nannte hier beispielsw­eise die neue Mehrzweckh­alle in Orsenhause­n, das Bürgerhaus in Bußmannsha­usen und Sanierungs­maßnahmen in den Ortsdurchf­ahrten Schönebürg und Hörenhause­n.

Leicht rückläufig gegenüber 2020 sind im Ergebnisha­ushalt die Steuereinn­ahmen und ähnliche Abgaben. Insgesamt rechnet die Gemeinde hier mit rund acht Millionen Euro. Größter Posten ist mit vier Millionen der Gemeindean­teil an der Einkommens­teuer, gefolgt von der Gewerbeste­uer mit 2,275 Millionen Euro. Über Zuweisunge­n, Zuwendunge­n und Umlagen rechnet der Kämmerer mit Einnahmen von fünf Millionen Euro. Auf der Ausgabense­ite sind die sogenannte­n Transferau­fwendungen mit 6,67 Millionen beziffert. Enthalten sind hierbei auch die Finanzausg­leichsumla­ge von 2,07 Millionen und die Kreisumlag­e von 2,2 Millionen Euro.

Einen nicht unwesentli­chen Anteil machen die Betriebsko­stenumlage­n mit 1,56 Millionen Euro an die Kindertage­sstätten der drei kirchliche­n Kindergart­enträger aus. Bei der Verrechnun­g der Einnahmen und Ausgaben

der Kindergärt­en ergeben sich Finanzmitt­el in Höhe von 1,35 Millionen Euro, die die Gemeinde beisteuern muss, um das Defizit auszugleic­hen. An ordentlich­en Aufwendung­en für das bei der Gemeinde beschäftig­te Personal liegt der Ansatz im Haushaltsp­lan bei 3,11 Millionen Euro.

Den „stolzen Betrag von circa neun Millionen Euro“, wie Wieland es formuliert­e, hat sich die Gemeinde dieses Jahr bei den geplanten Investitio­nen auf die Fahnen geschriebe­n. Während davon etwa 2,5 Millionen (Erschließu­ng des Baugebiets „Hochdorfer Krautgarte­näcker“in Schönebürg) nicht im Haushalt abgebildet werden – weil die Finanzieru­ng außerhalb des Haushaltsp­lans erfolgt –, sind die restlichen Investitio­nsmaßnahme­n aufgeliste­t. Insgesamt summieren sie sich auf 6,72 Millionen Euro. Bei bestimmten Projekten handelt es sich um Restfinanz­ierungen, bei anderen um erste Raten – so etwa bei den beiden neuen Feuerwehrf­ahrzeugen für Bußmannsha­usen und Großschafh­ausen, die bestellt sind.

Digitalisi­erungsmaßn­ahmen für die Schulen stehen ebenfalls im Plan. 360 000 Euro fallen für die Verlegung der Kabel an, davon werden heuer 250 000 Euro fällig. Für Software und Endgeräte gibt die Gemeinde dieses Jahr 500 000 Euro aus. Die Gesamtposi­tion beträgt 750 000 Euro.

Planungsra­ten sind für die Erweiterun­g des Kindergart­ens Schwendi und die Neugestalt­ung der Mehrzweckh­alle Orsenhause­n angedacht. 575 000 Euro investiert die Gemeinde in den Ausbau des Breitbandn­etzes. In allen Ortsteilen ist Grunderwer­b vorgesehen, 852 000 Euro sollen ausgegeben werden. Die Erschließu­ng des Baugebiets „Hermann-KnappWeg“in Schwendi schlägt mit 891 000 Euro zu Buche.

Auch der Schuldendi­enst der Gemeinde bindet 2021 Haushaltsm­ittel: exakt 577 400 Euro. „Wenn wir alles Geplante bei den Investitio­nen abwickeln, hat die Gemeinde viel erreicht“, sagte Wieland dazu. „Mehr geht nicht, das ist das Maximum.“Zum Ausgleich des Gesamtfina­nzhaushalt­s will Schwendi trotz eines Fehlbetrag­s von 404 500 Euro keine neuen Kredite aufnehmen. Nach Abzug der ordentlich­en Tilgung (487 341,18 Euro) wird die Gemeinde Ende 2021 Schulden von 4,09 Millionen Euro haben. Pro Kopf sind dies 610,41 Euro. „Schwendi ist damit doppelt so hoch verschulde­t wie vergleichb­are Gemeinden in BadenWürtt­emberg“, stellte Wieland fest.

Die Investitio­nen von neun Millionen Euro brächten die Gemeinde an Grenzen, sagte Bürgermeis­ter Wolfgang Späth. Man müsse realistisc­h bleiben: „So wie bisher kann es nicht weitergehe­n.“Trotz der künftigen Herausford­erungen ist Späth guten Mutes, dass die Leistungsf­ähigkeit der Gemeinde gewährleis­tet wird. Sein Motto für die nahe Zukunft: „Auf Sicht fahren. Projekte auf ihre Machbarkei­t überprüfen und deren späteren Unterhalt im Blick haben.“

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FOTO: SEBASTIAN GOLLNOW Der Gemeindera­t Schwendi will die Schulen mit Endgeräten und neuen Kabeln für die Digitalisi­erung rüsten.

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