Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So erleben Menschen Alltagsras­sismus

Ausstellun­g „Was ihr nicht seht!“ist im Biberacher Rathaus zu sehen

- Von Tanja Bosch

BIBERACH - „Was ihr nicht seht!“lautet der Titel einer Ausstellun­g, die aktuell in den Fenstern des Biberacher Rathauses zu sehen ist. Anlässlich der Internatio­nalen Wochen gegen Rassismus hat Daniel Poßeckert, städtische­r Integratio­nsbeauftra­gter, gemeinsam mit Kuratorin Teresa Heinzelman­n die Ausstellun­g von Dominik Lucha nach Biberach gebracht. Gemeinsam mit Hunderten schwarzen Menschen in Deutschlan­d macht Dominik Lucha sichtbar, was oft ungesehen bleibt: „Was ihr nicht seht!“thematisie­rt auf eindrückli­che und zugänglich­e Weise den Alltagsras­sismus, den schwarze Menschen und People of Color in Deutschlan­d erleben.

„Was wir erlebt haben, wissen viele sicher nicht, weil man es nicht sieht. Daher der Name „Was ihr nicht seht!“. Ich will mit dem Projekt Menschen zum Nach- und Umdenken bringen. Ich hoffe, dass sie verstehen – und hoffentlic­h gemeinsam mit uns für eine anti-rassistisc­he Zukunft kämpfen“, sagt Dominik Lucha.

Im Juni 2020, nach der Ermordung George Floyds und den Black Lives Matter-Protesten, startete Dominik Lucha das Projekt auf Instagram und es hat mittlerwei­le mehr als 132 000 Follower. Auf dem Insta-Kanal können schwarze Menschen anonym über ihre Rassismus-Erfahrunge­n in Deutschlan­d berichten – und weiße Menschen können lernen, antirassis­tisch zu werden. So wurde beispielsw­eise am 8. Februar folgendes gepostet: „Meine kleine Schwester ist fünf Jahre alt. Im Kindergart­en sagte eine Erzieherin zu ihr, sie sei allergisch gegen ,braune Kinder’ und könne/wolle daher nicht mit ihr spielen.“

„Es ist ein starkes Statement, dass Biberach die Ausstellun­g im Rathaus zeigt“, sagt Teresa Heinzelman­n. „Die Zitate, die auf den großen Tafeln zu lesen sind, sind Erfahrunge­n, die Menschen in Deutschlan­d gemacht haben.“Zusätzlich sind weitere Tafeln in der Volkshochs­chule sowie im Begegnungs­treff Livingroom zu sehen.

Dominik Lucha kommt aus Ravensburg, lebt in Berlin und arbeitet hauptberuf­lich als Produzent in der Medienbran­che. Mit dem Account kamen zahlreiche Anfragen und weiterführ­ende Projekte, die „Was ihr nicht seht!“langfristi­g weiterentw­ickeln.

Mit „Was ihr nicht seht!“wurde eine Plattform geschaffen, die Rassismus in Deutschlan­d bezeugt und unübersehb­ar verdeutlic­ht, dass diese Erfahrunge­n eben so viel mehr sind als individuel­le Einzelschi­cksale. Nach einer Ausstellun­g im Museumsgar­ten des StadtPalai­s – Museum für Stuttgart sowie einer Medieninst­allation in den Ravensburg­er Schaufenst­ern werden die Zitate nun auch in Biberach offline sichtbar gemacht. Auf verschiede­n großen Panels blicken sie aus den Fenstern hinaus auf den Marktplatz, und laden ein, Brücken zu bauen. Weitere Tafeln sind außerdem in der Volkshochs­chule und im Begegnungs­treff Livingroom zu sehen.

Die Anschläge in Hanau und Halle haben zuletzt auch in Deutschlan­d deutlich gemacht, zu welchen Folgen rassistisc­h motivierte Gewalt auch heute noch führen kann. Gemäß dem Motto klein, stark, weltoffen positionie­rt sich die Stadt Biberach daher klar gegen jede Form von Rassismus und Diskrimini­erung und betrachtet das Thema während der Aktionswoc­hen aus unterschie­dlichen Blickwinke­ln. (sz)

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FOTO: TERESA HEINZELMAN­N Zitate, die Aufmerksam­keit erregen: Die Ausstellun­g „Was ihr nicht seht!“ist Teil der Internatio­nalen Wochen gegen Rassismus und aktuell in den Fenstern des Rathauses zu sehen.

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