Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Urgestein des Landsknechtszugs reicht die Fahne weiter
Gerd-Peter Herrmann gibt sein Amt als Schriftführer ab – Dem Verein bleibt er aber treu
LAUPHEIM - Gerd-Peter Herrmann hat mit dem Landsknechtszug Ellerbach-Freyberg Höhen und Tiefen erlebt. Seit der Gründung des Vereins 1986 war er Schriftführer. Mit fast 65 Jahren hat er das Amt nun aus Altersgründen niedergelegt. Doch dem Verein bleibt er weiterhin treu: „Der Landsknechtszug ist im wahrsten Sinne des Wortes mein halbes Leben.“
Eigentlich habe er schon 2017 seinen Posten abgeben wollen, sagt Herrmann. Doch damals hörten gleichzeitig drei andere Vorstandsmitglieder auf. Herrmann blieb, um den neuen Vorstand zu unterstützen. Nach vier zusätzlichen Jahren übergibt er das Amt des Schriftführers nun an Sandra Ilg.
Doch auch wenn er sein Amt niedergelegt hat, will Herrmann weiterhin für den Verein aktiv sein, historisch beraten und vor allem nach außen wirken – zum Beispiel als Kontakt zum Heimatfestverein oder als Moderator des Sternmarsches der Fanfarenzüge. Die Moderation hat er 2019 zum ersten Mal übernommen. „Ich habe um 11 Uhr morgens erfahren, dass ich nachmittags moderieren soll“, erinnert sich Herrmann. Vier Stunden habe er Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Da er den Umzug aber mitorganisiert hatte, sei das nicht besonders problematisch für ihn gewesen.
„Ich wollte eigentlich im Laufe der Zeit der Sache mit der Moderation meinen eigenen Stempel aufdrücken“, erzählt der ehemalige Schriftführer. Aufgrund der Pandemie war das bisher nicht möglich. Auch seine letzte Amtshandlung als Schriftführer
konnte Herrmann deshalb nur zum Teil ausführen. Denn eigentlich wollte der Verein eine HellebardenGruppe gründen. Die mittelalterlichen Waffen sind bereits da. Doch die Gruppe konnte der Verein noch nicht zusammenstellen. Zwar fühlt Herrmann sich durchaus noch in der Lage dazu, eine Hellebarde zu tragen und bei einem Umzug mitzulaufen. Doch: „Die Zeiten des Kampfes sind vorbei.“
Wenn dieses Jahr womöglich weder Heimatfest noch Sternmarsch stattfinden, würde das den Vereinsmitgliedern weh tun – auch weil sie die Hasengrube dann nicht bewirten könnten. Dazu kommt, dass es auch im vergangenen Jahr keine Auftritte gab. Nach dem ersten Lockdown seien bis in den Herbst immerhin Proben vor dem Vereinsheim möglich gewesen, erzählt Herrmann: „Aber da geht es uns so wie allen anderen Fanfarenzügen und Musikkapellen.“
Nicht nur als Schriftführer war Herrmann im Verein aktiv. Heute ist er als Mitglied der Langspieß-Gruppe bei Umzügen dabei. Früher war er außerdem Fahnenwerfer und Trainer der Fahnengruppe. Besonders in Erinnerung geblieben ist Herrmann sein Auftritt als Fahnenwerfer beim Kaltenberger Ritterturnier. Damals durfte er den Umzug anführen. „Da gingen die Holztore auf und ich habe als Erster die Arena betreten – mit 30 000 Zuschauern. Das war Gänsehautgefühl pur.“Es sei eine besondere Ehre gewesen, den Umzug zu eröffnen. Denn immerhin liefen annähernd 600 Menschen mit.
Auch die Einweihung des Vereinsheims sei ein besonderer Moment gewesen. Die Vereinsmitglieder hatten den Bau weitgehend in Eigenregie gestemmt. Auch Herrmann hat mitgearbeitet. Von Arbeiten beim Bau, über die Organisation bis hin zum Mittagessen kochen für die Gruppe habe er unterstützt.
Der Blick nach vorn stimmt das ehemalige Vorstandsmitglied zuversichtlich: „Der Verein wird sich mit Sicherheit positiv weiterentwickeln. Da habe ich großes Vertrauen.“Der Zusammenhalt der Mitglieder sei nach wie vor groß. Das sei auch an der jetzigen Wahl und der Wahlbeteiligung von 79 Prozent zu erkennen.
Wenn er auf die vergangenen 35 Jahre im Verein blickt, habe er ein sehr dankbares Gefühl, sagt Herrmann: „Der Verein hat meiner Familie sehr viel gegeben. Auch was Freundschaft und Kameradschaft angeht.“