Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Nicht allen Anliegern gefällt das Tiny-House-Quartier
Das Projekt geht in die nächste Anhörungsrunde – Die Entwürfe werden öffentlich ausgelegt und ins Internet eingestellt
BURGRIEDEN - Auf einer landwirtschaftlichen Grünfläche im Bereich „Alter Krautgarten“, innerhalb der Ortsdurchfahrt Rot in Richtung Laupheim, sollen kleine Wohnmodule, sogenannte Tiny-Häuser, aufgestellt werden. Die verkehrliche Erschließung des Plangebiets soll laut den Planunterlagen mit einer Zufahrt über drei Flurstücke erfolgen. Die Erschließungsstraße wäre demnach nur 4,31 Meter breit, Begegnungsverkehr könnte nicht stattfinden. Gegen das Vorhaben regte sich allenthalben Widerspruch von Anliegern.
Die Grundidee des Projekts ist eine neue Art der Beschaffung von Wohnraum, die es Menschen ermöglichen soll, in einem kleinen Haus als Erstwohnsitz zu leben. In einem Tiny-House sei ein naturnahes, nachhaltiges Wohnen möglich: So jedenfalls beschreibt die Manufaktur Huchler in Gutenzell die Vorzüge der kleinen Häuser, von denen sie etliche in Rot errichten möchte.
Das Vorhaben gefällt aber nicht allen Anliegern, wie in der Bürgerfragestunde am Montag einer zum Ausdruck brachte. Ihm missfiel vor allem, dass die Gemeinde in diesem, aus seiner Sicht problematischen Vorhaben nicht „in gebotenem Maße“auf die Anlieger zugekommen sei. Man hätte einfach mehr miteinander sprechen sollen, monierte er. Gleichwohl wurde aber bereits in öffentlicher Ratssitzung im Juni 2020 ein Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan gefasst und damit die frühzeitige Beteiligung von Öffentlichkeit und Trägern öffentlicher Belange in die Wege geleitet. Wenig später fand auf der Baufläche in Rot eine öffentlicheVeranstaltung statt, bei der Einwände und Anregungen vorgetragen werden konnten, erklärten Bürgermeister Josef Pfaff und Hauptamtleiter Andreas Munkes, die die Vorwürfe des Beschwerdeführers so nicht auf sich sitzen lassen wollten. Sie empfahlen ihm, sich bei der nächsten Anhörungsrunde zu äußern, „was Ihnen an der Sache nicht gefällt“.
Die Firma Huchler und ihr Planer Jannis Dittmann erläuterten die aktuellen Entwürfe unter Einbeziehung etlicher Stellungnahmen der am Bebauungsplanverfahren beteiligten Behörden und Ämter. Damit wurde ein weiterer Schritt für die nächste Anhörungsrunde getan. Festgestellt wurde unter anderem, dass die geplante Zufahrt zum Gebiet nicht für Begegnungsverkehr und damit nicht als Erschließung (Zuund Abfahrt) zum Tiny-HouseQuartier geeignet sei. Der Zu- und Abfahrtsverkehr wird laut Beschluss des Gemeinderats südlich und östlich gesichert. Es ist eine Einbahnregelung vorgesehen, der Begegnungsverkehr spiele somit keine Rolle.
Zum geplanten Standort des Bauvorhabens führte die Bundeswehr im Rahmen der Anhörung aus, die Bauhöhe der Module betrage maximal sechs Meter über Geländeniveau. Sollte es zum Einsatz von Kränen kommen, müsse dies wegen der Nähe zum Flugplatz mit dem Luftfahrtamt abgestimmt werden.
Das Landwirtschaftsamt erklärte, „das Konzept des naturnahen Wohnens,
welches hier aufgestellt wurde, verfolgt die Ziele der nachhaltigen Bauwirtschaft. Es wird so wenig Fläche wie möglich versiegelt und auf natürliche Baumaterialien gesetzt“. Wesentlich sei auch, dass ein Rückbau des gesamten Plangebiets möglich ist – ohne Spätfolgen und Effizienzverlust des Bodens. Grundsätzlich werde begrüßt, ein Gebiet für diese neue innovative Wohnform zu schaffen. Es handele sich hierbei um kein herkömmliches Bauprojekt, doch Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung seien zentrale Aspekte für ein Konzept der Quartierentwicklung für „kleines Wohnen“.
In Stellungnahmen der Öffentlichkeit wurde unter anderem angemerkt, dass der Baugrund nicht stabil genug und damit die Furcht vor Setzungsschäden an bestehenden Gebäuden nicht unbegründet sei. Diesem Bedenken entgegnete Planer Dittmann, die Bebauung mit TinyHäusern erfolge auf Punktfundamenten und habe somit kaum Kontakt mit dem eigentlichen Baugrund.
Nach Abwägung der öffentlichen und privaten Belange werden die zu den Vorentwürfen des Bebauungsplans „Tiny-House-Quartier“und den örtlichen Bauvorschriften abgegebenen Stellungnahmen entsprechend der Verwaltungsvorlage berücksichtigt. Der vorhabenbezogene Bebauungsplan „Tiny-House-Park“wird in „Tiny-House-Quartier“umbenannt. Die Entwürfe werden neben der öffentlichen Auslegung auch ins Internet eingestellt. Den Beschlussvorschlag billigte der Gemeinderat nach reger Sachdebatte.
ANZEIGE