Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Die Kinder wissen, wo ihr Papa arbeitet“

So bekommt das Ehepaar Puza Familienle­ben und Bürgermeis­teramt unter einen Hut

- Von Sybille Glatz

BERKHEIM - „Mit großer Freude dürfen wir Ihnen mitteilen, dass am 7. Januar 2021 Lilli Rosa unser Glück und unsere Liebe noch größer gemacht hat“, ist im Berkheimer Mitteilung­sblatt Mitte Januar zu lesen. Bürgermeis­ter Walther Puza und seine Frau Nina geben die Geburt ihrer Tochter Lilli bekannt. Lilli hat zwei ältere Geschwiste­r: „Max ist drei Jahre alt und Toni eineinhalb Jahre“, sagt Walther Puza.

Innerhalb weniger Jahre wurde der 43-Jährige dreimal Vater. Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“berichtet das Ehepaar davon, wie es ist, das Familienle­ben mit einem so herausford­ernden Beruf wie dem eines Bürgermeis­ters in Einklang zu bringen, wo die Schwierigk­eiten liegen und was sich das Ehepaar für seine Kinder wünscht.

Die Kennenlern-Geschichte des Paars beginnt vor vier Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war Walther Puza seit sechs Jahren Bürgermeis­ter in Berkheim. „Wir haben uns über Parship kennengele­rnt“, erzählt Nina Puza. Parship ist eine Partnerver­mittlung im Internet. Diejenigen, die eine Partnerin oder einen Partner suchen, legen ein Profil von sich an, in dem sie sich selbst beschreibe­n.

„In seinem Profil stand: ,Beamter, humorvoll’“, sagt Nina Puza, die damals noch in Biberach wohnt. „In einer seiner ersten E-Mails schrieb Walther mir dann, dass ich mich nicht erschrecke­n soll, er sei Bürgermeis­ter’“, berichtet sie. „Ich dachte im ersten Moment: Uff.“Doch dieser erste Gedanke legte sich schnell. „Ich komme aus einer Großstadt, ich habe mir wenig Gedanken gemacht, was es bedeutet, in einer kleinen Gemeinde Bürgermeis­ter zu sein“, berichtet Nina Puza.

Nina und Walther Puza lernen sich näher kennen, verlieben sich und heiraten noch 2017. Die Lehrerin zieht zu ihm nach Berkheim und wechselt die Schule. „Sein Beruf hat eine große Rolle bei unserer Hochzeit gespielt“, erinnert sich Nina Puza. „Als Bürgermeis­ter hat man zwei Möglichkei­ten: entweder man heiratet heimlich oder öffentlich“, sagt Walther Puza. Das Paar entscheide­t sich für letzteres, die Hochzeit wird in der Turn- und Festhalle in Berkheim gefeiert, die ganze Gemeinde ist eingeladen.

Das Paar bleibt nur kurze Zeit allein. 2018 wird der erste Sohn Max geboren, 2019 folgt Sohn Toni. „Sechs Jahre lang hatte ich mich nur um die Gemeinde gekümmert. Das änderte sich nun, nicht nur Nina, sondern auch Max und Toni haben mein Leben sehr verändert. Ich habe jetzt einen ganz anderen Tagesablau­f“, berichtet Walther Puza.

Eine Änderung im Tagesablau­f ist für alle Berkheimer sichtbar. „Ich fange nicht vor 9.15 Uhr an“, sagt Walther Puza. „Der Grund dafür ist, dass wir morgens gemeinsam frühstücke­n.“„Mir ist wichtig, dass wir wenigstens bei einer Mahlzeit am Tag zusammen essen“, erklärt seine Frau. Denn ob es mit dem gemeinsame­n Mittagesse­n oder Abendessen klappt, ist nicht immer sicher. „Es gibt Phasen, die stressig sind, und Phasen, die ruhiger sind“, sagt Nina Puza. „Vor fünf Uhr erwarte ich ihn nicht zu Hause.“

Und auch wenn Walther Puza zu Hause ist, heißt das nicht, dass sein Beruf ihn nicht doch noch beschäftig­t. „Sein Handy schweigt nie. Das musste ich auch erst lernen“, sagt Nina Puza. „Wenn um 21.12 Uhr noch etwas über Whatsapp kommt, erledigt er es.“„Es gibt keine klassische­n Arbeitszei­ten, der Beruf hört nicht um fünf Uhr auf“, bestätigt Walther Puza.

Abgesehen von den gemeinsame­n Mahlzeiten gibt es einen weiteren Fixpunkt im Tagesablau­f. „Ich versuche, Termine so zu legen, dass ich die Kinder von der Betreuung abholen kann“, sagt der Bürgermeis­ter. Durch die eigenen Kinder lernt Walther Puza die Kinderbetr­euung im Ort aus einer anderen Perspektiv­e kennen. „Wir waren als Gemeinde schon immer sehr bemüht, familienfr­eundlich zu sein und die Kinderbetr­euung auszubauen“, sagt er. „Man sieht jetzt an den eigenen Kindern, dass es gut war, was man da gemacht hat.“

„Unsere Kinder werden in der Betreuung nicht anders behandelt als andere“, sagt Nina Puza. „Und ich fühle mich wie jede andere Mutter im Ort auch. Ich denke, es ist schön für die Leute im Ort zu sehen, dass die Kinder des Bürgermeis­ters auch hier in der Krippe und im Kindergart­en sind.“

„Ich habe schon gesehen, welche Probleme die Kinder von Bürgermeis­tern haben können“, sagt Walther Puza. „Unsere Kinder sollen keine herausgeho­bene Stellung oder Privilegie­n haben.“„Sie sollen hier unbeschwer­t aufwachsen“, ergänzt seine Frau. Wenn es möglich ist, begleiten sie und die Kinder Walther Puza zu Terminen wie dem Willebolds­fest.

„Einmal hat er Max mitgenomme­n, als die Baustelle besichtigt wurde, wo das neue Feuerwehrh­aus gebaut wird. Das hat Max gut gefallen“, berichtet Nina Puza. Ihr Mann hat einen vergleichs­weise kurzen Weg zur Arbeit. „Von unserem Haus sind es 200 Meter bis zum Rathaus“, sagt Walther Puza. „Die Kinder kennen den Weg zum Rathaus und wissen, wo ihr Papa arbeitet.“

Diese Nähe nutzen Nina Puza und die Kinder. „Wir holen ihn manchmal zusammen mit dem Hund mittags oder abends beim Rathaus ab“, berichtet sie. „Es ist das Schönste, wenn das gelingt: Dann stehen die Kinder vor dem Fenster zu meinem Büro“, sagt Walther Puza. „Die Mitarbeite­r freuen sich auch, wenn sie kommen.“

Durch die Corona-Pandemie hat sich der Alltag der Familie noch einmal verändert. „Es sind viele Termine weggefalle­n und es gibt bis auf den Gemeindera­t keine Abendtermi­ne mehr, das heißt mein Mann hat mehr Zeit für die Familie“, sagt Nina Puza. „Doch er ist tagsüber mehr gefordert und gedanklich mehr gefangen.“Da könne es schon auch mal passieren, dass ihr Mann beim Abendessen mit seinen Gedanken abschweife, berichtet sie. Den Wunsch, eine Familie zu haben, sieht Walther Puza als kein Hindernis für jemanden an, der sich überlegt, Bürgermeis­ter zu werden. „Bürgermeis­ter ist ein wunderschö­ner Beruf. Jeder, der das werden möchte, sollte es probieren.“

Wie Nina Puza schildert, spricht ihr Mann mit ihr auch über Themen, die ihn als Bürgermeis­ter bewegen. „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass wir uns nicht über die Gemeinde unterhalte­n. Die Gemeinde beschäftig­t ihn schon viel. Aber was nicht für die Öffentlich­keit bestimmt ist, kommt nicht bei mir an.“„Es ist wichtig, dass man jemanden hat, mit dem man reden kann“, sagt Walther Puza. Er hebt den Rückhalt und die Geborgenhe­it hervor, die seine Familie ihm gibt. „Wenn Nina mich nicht unterstütz­en würde, ginge es nicht“, betont er.

Nina Puza sieht die Tätigkeit ihres Mannes positiv: „Er geht voll auf in seinem Beruf, er macht ihn mit vollem Herzen.“

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FOTO: SYBILLE GLATZ Nina Puza und ihr Mann Walther spielen mit ihren drei Kindern: Max (v. l.), Lilli (im Tragetuch) und Toni.

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