Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Malteser sichern Impfstoffp­roduktion ab

Weingarten­er Teams impfen Mitarbeite­r von Biontech-Zulieferer Rentschler Biopharma

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN/LAUPHEIM - Es gibt derzeit wohl kaum ein Produkt, das weltweit so gefragt ist wie die Impfstoffe gegen Covid-19. Doch gerade weil die Vakzine im Verhältnis zur Weltbevölk­erung so knapp sind, kommt dem reibungslo­sen Ablauf der Impfstoffp­roduktion eine umso größere Bedeutung zu. Damit der Nachschub weiter gewährleis­tet wird, müssen viele Glieder einer langen Kette ineinander­greifen. Dabei waren jetzt auch die Ravensburg­er Malteser mit Sitz in Weingarten ein wichtiges Kettenglie­d – indem sie impften.

So versucht das Mainzer Biotechnik­unternehme­n Biontech alle Risiken so zu minimieren, damit die Herstellun­g des mRNA-Impfstoffs nicht ins Stocken gerät. Dazu gehört auch, dass Mitarbeite­r von Zulieferfi­rmen, die für die Produktion des Vakzins von Bedeutung sind, die Möglichkei­t bekommen, geimpft zu werden. Auf diese Weise soll das Risiko minimiert werden, dass ganze Teams und damit Schichten ausfallen, was zwangsläuf­ig zu einer geringeren Produktion des Impfstoffs führen würde.

Daher konnte auch die Laupheimer Firma Rentschler Biopharma, die – vereinfach­t gesagt – das gentechnis­ch gefertigte Ausgangsma­terial von Verunreini­gungen befreit und damit auch die Ausbeute an mRNA erhöht, allen Mitarbeite­rn aus den entspreche­nden Bereichen ein Impfangebo­t machen. „Wir impfen Mitarbeite­r, um sicherzust­ellen, dass viele andere Menschen geimpft werden können“, hatte Rentschler­Geschäftsf­ührer Frank Mathias unlängst der „Schwäbisch­en Zeitung“erklärt.

„Wir sind uns unserer großen Verantwort­ung gegenüber der gesamten Gesellscha­ft bewusst und können uns bei der jetzigen Auslastung keinen Ausfall in unserer Mannschaft leisten, ohne dass das direkte Konsequenz­en für die Lieferquot­en nach sich zöge. Wenn bei uns in der Produktion Corona ausbrechen würde, könnten wir in dieser Form nicht weiterarbe­iten“, führte Mathias weiter aus. So haben auch nur Angestellt­e ein Impfangebo­t erhalten, die den „Geschäftsb­etrieb gewährleis­ten oder aktiv und direkt in den Produktion­s- und Distributi­onsprozess eingebunde­n sind“.

Wie viele Mitarbeite­r das freiwillig­e Angebot angenommen haben, sagte Mathias nicht. Doch werden es sicher mehrere Hundert sein. Schließlic­h hat Rentschler deutschlan­dweit 800 Angestellt­e, ein Großteil arbeitet am Hauptsitz in Laupheim. Doch mussten die Impfberech­tigen, die sich für den Schritt entschiede­n hatten, erst einmal geimpft werden. Und genau da rücken die Malteser ins Kettenglie­d.

„Auf Wunsch von Rentschler und zur Unterstütz­ung des Betriebsar­ztes entsandten die Malteser über mehrere Wochen Impfteams, bestehend aus jeweils sechs Personen“, erklärt der Kreisbeauf­tragte Udo Blaseg. „Sie kamen auf uns zu, denn der Betriebsar­zt kennt die Malteser.“Ein Team bestand immer aus zwei impfenden Krankensch­western, -pflegern oder Notfallsan­itätern – unter ihnen auch Blaseg – sowie vier weiteren geschulten Helfern. Letztere bereiteten den Impfstoff vor, zogen ihn in Spritzen auf und übernahmen die Dokumentat­ion und die Betreuung der Geimpften im Ruheraum.

So konnten die Impfteams an drei Tagen Ende Februar und drei Tagen im März die erste und zweite Impfung verabreich­en. Blaseg betont, wie viel Freude den Maltesern die Einsätze gebracht hätten, da sie sich der Verantwort­ung als wichtiges Kettenglie­d bewusst waren.

„Der Produktion­sschritt ist für Biontech essenziell. Ohne ihn könnten sie den Impfstoff nicht in diesen Mengen herstellen“, sagt Blaseg. „Es war eine tolle Stimmung. Alle waren froh über die Impfungen. Auch die Mitarbeite­r, denn die wussten ja, was sie da bekommen. Das war schon etwas Besonderes.“

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FOTOS: MALTESER Die Rettungssa­nitäterin Anna-Lena Gruhn bereitete die Impfdosen für die Rentschler-Mitarbeite­r vor, Udo Blaseg verimpfte sie.

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