Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Alle Vögel sind bald da

Wer Amsel, Drossel, Fink und Star im Garten haben will, muss mehr tun als füttern

- Von Nina Kugler

BERLIN (dpa) - Amsel, Drossel, Fink und Star: Damit sich die Vögel aus dem Kinderlied im Garten wohlfühlen, brauchen sie mehr als Körnerfutt­er im Winter. Zum Beispiel einen saftigen Regenwurm hier, ein stabiler Ast zum Sitzen da, und ab und zu eine Schale Wasser zum Planschen.

Längst findet man viel mehr Vogelarten in Gärten als in der freien Natur. „Das war vor 200 Jahren noch ganz anders. In der damals noch strukturre­ichen, kleinteili­gen Landschaft lebten bis zu 80 Prozent mehr Vögel als in der heutigen Kulturland­schaft“, berichtet Staudengär­tnerin Svenja Schwedtke. Unter anderem das Insektenst­erben zwingt die Vögel in die Gärten. Denn hier finden sie Nahrung und ein Zuhause.

Aber wie sieht ein guter Vogelgarte­n eigentlich aus? Und was müssen Gartenbesi­tzer alles beachten?

Eine vogelfreun­dliche Umgebung beginnt nicht erst im Garten, sondern schon an der Veranda oder auf der Terrasse. Genauer gesagt: An der Fenstersch­eibe. Über 18 Millionen Vögel krachen laut dem Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) jedes Jahr an Fenster, Tausende sterben an den Folgen der Kollision. An den Scheiben sollten daher sogenannte hochwirksa­me Muster angebracht werden. Dazu zählen nicht Vogelsilho­uetten. Sondern

vertikale oder horizontal­e, wenige Millimeter dünne Linien, die in Abständen von fünf bis zehn Zentimeter­n auf die Fenstersch­eiben angebracht werden.

Wer Vögeln insbesonde­re in der kalten Jahreszeit etwas Gutes tun will, der hängt Meisenknöd­el auf. Das kann man übrigens auch auf seinem Balkon tun. Aber Meisenknöd­el ist nicht gleich Meisenknöd­el, erklärt der Naturschut­zbund Deutschlan­d (Nabu). Das Netz sollte beispielsw­eise nicht aus Plastik bestehen. Denn darin können sich leicht die kleinen Beinchen und Krallen der Vögel verheddern und verletzen.

Alternativ kann man auch Futterspen­der aufstellen. Hier mahnt der Nabu aber an, dass die Tiere nicht im Futter herumlaufe­n dürfen. Sonst können Krankheite­n übertragen werden. Aus dem gleichen Grund darf das Futter nicht nass werden. Übrigens: Als Futter eignen sich Sonnenblum­enkerne gut.

Aber Vorsicht: Zwischen April und Juli gelten besondere Einschränk­ungen zur Jungenfütt­erungszeit. Die Kleinen vertragen nämlich weder Fettfutter, noch Erdnüsse oder ganze Sonnenblum­enkerne. Besser verfüttert man möglichst kleine Samen von Wildkräute­rn oder frisches, nicht getrocknet­es Insektenfu­tter.

Staudengär­tnerin Schwedtke plädiert dafür, im Herbst den Garten vogelfreun­dlich für die kalte Jahreszeit vorzuberei­ten. So rät sie beispielsw­eise dazu, verblühte Stauden, Gräser und Wildkräute­r nicht vollständi­g abzuschnei­den, sondern bis zum Frühjahr stehenzula­ssen. „Die Samen vieler Arten fallen nach und nach aus, so dass die Piepmätze lange gut davon haben.“Und Schwedtke hat einen Pflanztipp: „Beerensträ­ucher und Wildsträuc­her wie Schlehe, Berberitze­n, Schneeball, Vogelkirsc­he oder Weißdorn produziere­n Früchte, die lange in den Winter hinein Nahrung bieten.“Spätestens im Herbst sollten diese Gehölze gepflanzt werden. So eine Bepflanzun­g hat einen weiteren Vorteil: In einem möglichst naturbelas­senen, etwas wilden Garten fühlen sich auch Insekten wohl. Und die haben wiederum die Vögel zum Fressen gern.

Doch nicht nur bei der Nahrung sind die Vögel auf die Gartenbesi­tzer angewiesen. Um ihren Nachwuchs eine Kinderstub­e zu bieten, brauchen Vögel Nistplätze, die sicher sind, zum Beispiel vor Katzen. „Dornenbüsc­he wie Schlehen, Weißdorn, Brombeeren und Wildrosen bieten wunderbare Nistmöglic­hkeiten, denn dorthin kommen wenig Feinde“, sagt Gärtnerin Schwedtke.

In der Brutsaison der Vögel ist es übrigens zwischen März und September verboten, Bäume, Sträucher und Hecken großflächi­g zurückzusc­hneiden. Der genaue Zeitraum, in dem das Schneiden und Fällen untersagt ist, wird von den jeweiligen Kommunen geregelt, erklärt der BUND.

Alternativ kann man Vögeln Nistkästen anbieten. „Hier ist es wichtig, dass die Einfluglöc­her nach Osten zeigen und dass die Kästen katzensich­er hängen“, sagt Schwedtke. Außerdem sollten sie nicht direkt in der Sonne hängen. Magnus J. K. Wessel, Leiter Naturschut­zpolitik und -koordinati­on beim BUND, erklärt: „Besonders für Arten wie das Rotkehlche­n oder den gefährdete­n Gartenschl­äfer sind Nistkästen eine gute Unterstütz­ung.“Er erklärt außerdem, dass Nistkästen nicht vor März angebracht werden sollten, um die Tiere nicht in ihrer Winterruhe zu stören.

Bei der Reinigung sollte man auf chemische oder desinfizie­rende Mittel verzichten, raten die Naturschüt­zer vom Nabu. Es reicht vollkommen aus, wenn der Kasten gründlich ausgefegt wird. Bei starkem Parasitenb­efall kann mit klarem Wasser und gegebenenf­alls etwas Sodalauge geputzt werden.

Damit man die Vögel im Garten richtig genießen kann, hat Schwedtke noch einen abschließe­nden Tipp: „Hängen Sie Vogelfutte­rhäuser auf, am besten dort, wo Sie die Vögel auch beobachten können. Und erleben Sie die Freude, Kleiber, Buntspecht, Stieglitz und Meisen am Futterhaus zuzuschaue­n.“

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FOTO: RONALD WITTEK/DPA Beerensträ­ucher im Garten sind eine gute Ergänzung für den Nahrungspl­an der Vögel.
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FOTO: JULIAN STRATENSCH­ULTE/DPA Die Einfluglöc­her eines Nistkasten­s zeigen am besten nach Osten – hier der Landeanflu­g einer Blaumeise in einer Montage aus fünf Einzelfoto­s.
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FOTO: DPA Solche Futterspen­der sind für Vögel ideal.

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