Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Aus Erotik-Shop wird indischer Supermarkt
Im Peter-und-Paul-Haus in Neu-Ulm, in dem einst ein Sex-Shop war, gibt es jetzt einen neuen Laden
NEU-ULM - Fans von indischer Küche dürfen sich freuen: Im Peterund-Paul-Haus in Neu-Ulm hat ein kleiner indischer Supermarkt im ehemaligen Sex-Shop eröffnet. Wo einst also Erotikartikel über die Ladentheke gingen, verkauft nun ein früherer indischer Priester Produkte aus seiner Heimat. Wie kam es dazu? Was wird angeboten? Und was sind die weiteren Pläne?
Mit einem blauen Turban auf dem Kopf sitzt Inhaber Satnam Singh an der Kasse. Erst seit wenigen Jahren lebt er in Deutschland. Mit der Sprache tut er sich noch etwas schwer. Ein Kunde hilft beim Übersetzen. „Es läuft sehr gut“, sagt er. Die weitere Konversation aber überlässt er seinem Investor von der Firma Indus Valley mit Sitz in Illertissen.
Indus Valley ist ein Großhandel für indische Produkte, ausgelegt vor allem auf Restaurants. Dementsprechend erwartet Kunden in der Filiale am Augsburger Tor auch manch größere Packung: zum Beispiel Reis in 25-Kilo-Beuteln. Wegen Corona und wegen des Lockdowns aber lief das
Gastro-Geschäft nicht mehr so gut. „Es war schwer, Umsatz zu machen“, erklärt der Investor, der namentlich nicht genannt werden möchte. Satnam Singh, den er in seiner Rolle als Priester bei Treffen der indischen „Community“in Wiblingen kennengelernt hat, leitet die Filiale als Geschäftsführer. Er ist der Ansprechpartner vor Ort.
Der Standort in Illertissen soll jetzt vorrangig nur noch als Lager genutzt werden. Mit dem Laden in Neu-Ulm will man sich ein weiteres Standbein aufbauen, der aber auch nach dem Lockdown bleiben soll. Wegen der Nähe zu den beiden größeren Donaustädten erhofft man sich neben den Großkunden, die zum Einladen der „Bigpacks“um die
Ecke Richtung Donau zwei Stunden kostenlos parken können, auch Menschen, die schnell mal nur etwas für den Tagesbedarf benötigen. Wie zum Beispiel die Bewohner des Hochhauses darüber.
„Die Leute, die dort wohnen, sind alle froh, dass etwas anderes gekommen ist“, sagt der Investor und meint mit „etwas anderes“auch den früheren Erotik-Shop. Das Peter-und-PaulHaus galt zu Zeiten, als noch die USArmee in Neu-Ulm stationiert war, als kleine Rotlicht-Meile mit dem Casino nebenan im alten Barfüßer-Gebäude. Davon ist mittlerweile aber nicht mehr viel übrig, auch beim indischen Supermarkt nicht. Durch die früher abgeklebte Fensterfront lässt sich wieder blicken. Die Eingangstür, die einst vermutlich bewusst uneinsichtig platziert wurde, soll noch anders platziert werden, damit auch Passanten und nicht nur Stammkunden den Weg in den Laden finden. „Ich komme vor allem wegen der Gewürze. Die gibt es sonst nirgends“, sagt der Kunde mit indischen Wurzeln. Es gebe zwar in Ulm noch einen pakistanischen Supermarkt, aber jetzt kommt er lieber nach Neu-Ulm.