Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Markus Thiele erfüllt das Stellenprofil des SSV Ulm 1846
Ehemaliger Aalener und Rostocker Funktionär wechselt zum Fußball-Regionalligisten an die Donau
ULM - Die Suche nach einem Geschäftsführer hatte sich beim SSV Ulm 1846 Fußball eine ganze Weile hingezogen. Im Januar 2019 hatte Sportvorstand Anton Gugelfuß auf einer Pressekonferenz nach eigener Aussage in elf Bewerbungsgesprächen erklärt, dass es die „Eier legende Wollmilchsau“offenbar nicht gebe, nach der der Club für die Stelle gesucht hatte. Nun, mehr als zwei Jahre nach dieser Pressekonferenz, präsentierte der Viertligist einen Mann, der die gesuchten Eigenschaften namens betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und Erfahrung im Fußball mitbringt: Der 39jährige Markus Thiele wird ab April für die Spatzen arbeiten. Allerdings zunächst nicht als Geschäftsführer, sondern als Direktor in den Bereichen Vertrieb und Sport.
Thiele soll an der Seite von Gugelfuß den Verein kennenlernen und sich einarbeiten. Perspektivisch soll er die Geschäftsführung der Kommanditgesellschaft (KGaA) übernehmen, in der die ausgegliederte Profimannschaft steckt. Die Verkündung des neuen Arbeitsverhältnisses geschah überraschend per Pressemitteilung. Bei all dem, was bei dem ambitionierten Fußball-Regionalligisten los war und los ist – Ausgliederung der Profimannschaft, Aufbau eines Nachwuchsleistungszentrums, Planung einer Fußballarena und DreiJahres-Plan für den Aufstieg in die Dritte Liga – war es etwas aus dem Fokus gerückt, dass die Ulmer noch auf der Suche nach einem neuen Kollegen sind.
In Markus Thiele haben sie einen gefunden, der den passenden Lebenslauf für den Job mitbringt. Er studierte Fußball-Management und Sportbusiness und war von 2009 bis 2017 beim heutigen Spatzen-Konkurrenten VfR Aalen angestellt, erst als Sportlicher Leiter, dann im Marketing und schließlich als Geschäftsführer Sport. Von der Ostalb ging Thiele 2017 zum FC Hansa Rostock und wurde Sportvorstand. Im Januar 2019 trennten sich die Rostocker gleichzeitig von ihm und von Trainer Pawel Dotschew, weil die beiden laut offizieller Begründung nicht mehr als Einheit funktioniert hätten. Thieles Erfahrungsschatz umfasst damit die Zweite Bundesliga und die Dritte Liga.
Gugelfuß und Thiele kennen sich seit anderthalb Jahren, sagte Ulms Sportvorstand am Telefon, als ihm gerade passenderweise der künftige Direktor gegenübersaß. „Wir haben uns immer mehr angenähert. Dass wir uns jetzt zu diesem Schritt geeinigt haben, liegt an der Tatsache, dass durch unsere Entwicklung die Arbeitsumfänge mehr und mehr werden.“Gugelfuß ist ehrenamtlich im Vorstand und aktuell noch in der Geschäftsführung der KGaA tätig, dies sei auf Dauer wegen der vielen Entwicklungen im Verein aber kaum noch machbar. Aus dem gleichen Grund hatte sich SSV-Vorstandsmitglied Thomas Oelmayer im Dezember aus der Geschäftsführung zurückgezogen und an Myriam Krüger übergeben. Sowohl Gugelfuß als auch Oelmayer werden aber im Vorstand der Spatzen aktiv bleiben. Und noch ist Gugelfuß in der KGaA-Geschäftsführung. Etwa ein Jahr lang soll Thiele an die neuen Aufgaben herangeführt werden, soll als Direktor im Sportbereich das Bindeglied zwischen Gugelfuß und dem Sportlichen Leiter Stephan Baierl sein.
Im Vergleich zu seinen bisherigen Arbeitgebern ist der SSV als Regionalligist niedriger angesiedelt (in Thieles Anfangszeit in Aalen spielte der VfR noch in der Regionalliga), das stört den künftigen Direktor aber nicht: „Die Perspektive ist das Interessante am SSV.“Er beobachte den Club und dessen Entwicklung schon länger. „Durchweg positiv“sei sein Eindruck, den Verein weiterzuentwickeln sei sein Ziel. Erst mal muss er aber den Verein kennenlernen, deshalb saß er am Dienstag mit Anton Gugelfuß zusammen. Die Verpflichtung ist ein nächster Schritt in der Entwicklung und Liga drei das erklärte Ziel. „Das Potenzial ist da“, sagt Thiele. „Sonst würde ich nicht hier sitzen.“