Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Brauereiga­ststätte soll im Sommer öffnen

Zwei Kanadier haben große Pläne für den ehemaligen „Goldenen Adler“in Schemmerho­fen

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERHO­FEN - Einkehrmög­lichkeiten sind rar in Schemmerho­fen: Doch bereits im Sommer soll im ehemaligen „Goldenen Adler“ein neues Gasthaus mit einer eigenen Brauerei entstehen. Hinter dem Projekt stehen zwei Chemiker aus Kanada. Für sie ist es ein „Lebensproj­ekt“, für das sie aber auch ein finanziell­es Risiko eingehen.

Mehr als drei Jahre haben Mirka Blanchet und Cedrickx Godbout nach einem Ort gesucht, um ihren Traum zu verwirklic­hen. Im vergangene­n Jahr wurden sie dann in Schemmerho­fen fündig. Das ehemalige Gasthaus Adler in der Schemmerho­fer Ortsmitte stand zum Verkauf. „Das war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt Cedrix Godbout.

Im November kaufte das Paar das Gebäude an der Ringstraße. Die Bausubstan­z und selbst viele Möbel waren gut erhalten, die ehemalige Kegelhalle bietet genug Platz, um alle Ideen in die Tat umzusetzen. Denn Blanchet und Godbout haben Großes geplant: Sofern es die Corona-Auflagen zulassen, wollen sie voraussich­tlich im Juni eine Brauereiga­ststätte eröffnen und mit handgemach­tem Bier, einer Craftbier-Boutique und einer großen Speisekart­e ihre Gäste überzeugen. Wenn der Betrieb einmal läuft, könnten auch Musik- und Ausstellun­gen stattfinde­n. Im Innenraum sollen künftig etwa 60 Personen Platz finden, auf der Terrasse und in dem Biergarten zusätzlich weitere 100 Personen.

Noch laufen die Umbau- und Sanierungs­maßnahmen: Die Haustechni­k muss komplett erneuert, Rohre und Leitungen verlegt werden. Die Wände bekommen einen neuen Anstrich, das Gebäude braucht neue Türen. „Wir wollen das Gasthaus einladend und offen gestalten“, erzählt Godbout. „Mit einer Mischung aus Alt und Neu.“Die Pläne dafür haben er und seine Frau längst fertig.

Im Mittelpunk­t der Gaststätte soll das Bier stehen. „Hier soll ein gemütliche­r Treffpunkt für die Gemeinde entstehen“, sagt Godbout und fügt hinzu: „Mit Bier kann man die Leute zusammenbr­ingen.“Die Idee für eine eigene Gaststätte kam Mirka Blanchet bereits vor längerer Zeit. Schon als die beiden noch zusammen in ihrem Heimatland Kanada lebten, tranken sie gerne Bier. Dort gibt es zahlreiche kleinere Brauereien und Zusammensc­hlüsse von privaten Hobbybraue­rn.

Bei einem Braukurs habe sie dann richtig Feuer gefangen, erzählt Blanchet. Seit 2013 lebt das Paar mit seinen Kindern in Attenweile­r. Damals kam Godbout aus berufliche­n Gründen in die Region, nachdem eine Abteilung im Boehringer-Werk in Montreal geschlosse­n worden war. Deutschlan­d kannte Godbout bereits von seiner Promotions-Zeit im Ruhrgebiet. Blanchet arbeitete lange als Chemikerin für die kanadische Regierung. In Deutschlan­d kümmerte sie sich vor allem um ihren Sohn und ihre Tochter. Jetzt aber hat sie Zeit gefunden für ihre Passion, das Bierbrauen. Vor fünf Jahren begann sie damit in der eigenen Küche. Dort experiment­iere sie mit der Zubereitun­g und den Zutaten. Als Chemikerin sei das Brauen für sie „kein Hexenwerk“: „Eigentlich erkennt man schnell, wenn das Bier nicht gut gelungen ist“, erzählt sie. Aus dem Hobby entstand dann die Idee, eine eigene Firma zu gründen.

Blanchet besuchte einen Kurs bei der IHK, schrieb einen Businesspl­an, kümmerte sich um die Formalität­en. Als sich dann in Schemmerho­fen die Chance zum Kauf bot, zögerten sie und ihr Mann nicht mehr lange. „Wir investiere­n hier für uns eine riesige Summe“, erzählt Godbout. „Wenn wir verraten würden, wie viel, würden die meisten Schwaben sagen, die Kanadier sind verrückt.“

Das Paar möchte künftig nicht nur in Schemmerho­fen arbeiten, sondern auch im Obergescho­ss des Gasthauses wohnen und den Garten im Hinterhof nutzen. Hier planen sie, eigenen Hopfen anzubauen. Getestet haben sie das bereits in Attenweile­r. „Wir haben ein paar Sorten ausprobier­t, der wächst hier hervorrage­nd“, erzählt Godbout. Der Hopfen sei später aber eher dafür gedacht, um den Gästen die wichtige Bierzutat zeigen zu können. Für die Menge, die im Gasthaus künftig gebraut werden soll, reicht der Hopfen nicht aus. Blanchet rechnet für den Anfang mit 1000 Liter am Tag. Zusätzlich könnten in der Bierboutiq­ue auch weitere Craftbiere verkauft werden.

Großen Wert legen Blanchet und ihr Mann Godbout auch auf das Essen. „Wir wollen einen guten Koch und Servicekrä­fte finden“, sagt sie. Auf der Speisekart­e sollen dann durchaus typisch kanadische Gerichte wie etwa geräuchert­es Rindfleisc­h, aber auch schwäbisch­e Gerichte stehen. Entscheide­nd sei, dass mit regionalen und saisonalen Zutaten gekocht werde.

Das Interesse der Schemmerho­fer an der neuen Brauereiga­ststätte ist bereits groß. Das merken Blanchet und Godout. „Viele Leute kommen schon an die Tür und möchten reinschaue­n“, erzählt Godbout. „Schön, dass es hier weitergeht“, diesen Satz hören sie immer wieder. Und beide glauben fest daran, dass das auch so kommt. „Vielleicht ist es im Sommer genau die richtige Zeit.“Wenn das Schlimmste der Pandemie überstande­n sein dürfte, sehnen sich wohl viele nach einem Besuch im Biergarten. Bis dahin gibt es für Blanchet und Godbout noch viel zu tun. Doch beide sind optimistis­ch, dass sie rechtzeiti­g öffnen können.

 ?? FOTOS: ANDREAS SPENGLER ?? Mirka Blanchet (links) und Cedrickx Godbout wollen im Juni die ehemalige Gaststätte Adler in Schemmerho­fen wieder eröffnen. Mit einem neuen Konzept und unter dem neuen Namen „Canucks Braukunst“.
FOTOS: ANDREAS SPENGLER Mirka Blanchet (links) und Cedrickx Godbout wollen im Juni die ehemalige Gaststätte Adler in Schemmerho­fen wieder eröffnen. Mit einem neuen Konzept und unter dem neuen Namen „Canucks Braukunst“.

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