Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schwörtage und Streuobstw­iesen sind nun Immateriel­les Kulturerbe

Kommission begründet die Aufnahme mit der Bedeutung für die Zivilgesel­lschaft und den Artenreich­tum

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STUTTGART (epd) - Die „Schwörtags­traditione­n in ehemaligen Reichsstäd­ten“und der „Streuobsta­nbau“sind neues Immateriel­les Kulturerbe. Die Bewahrung dieses Erbes trage dazu bei, dass gelebte Traditione­n fortgeführ­t und weiterentw­ickelt werden, sagte Kunststaat­ssekretäri­n Petra Olschowski am Dienstag in Stuttgart anlässlich der Aufnahme der beiden Einträge aus Baden-Württember­g in das bundesweit­e Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s. Die Schwörtags­traditione­n und der Streuobsta­nbau prägten demnach das Selbstvers­tändnis des deutschen Südwestens als Kulturland maßgeblich mit.

Mit mehr als 100 000 Hektar Streuobstw­iesen verfüge das Land Baden-Württember­g europaweit über die bedeutends­ten Streuobstb­estände, sagte Petra Olschowski weiter. „Mit rund 5000 Tier- und Pflanzenar­ten zählen sie zu den artenreich­sten Lebensräum­en in Mitteleuro­pa und sind wertvolles Genreservo­ir für rund 3000 Obstsorten.“Außerdem seien Streuobstw­iesen touristisc­h attraktive Kulturland­schaften, die das badenwürtt­embergisch­e Landschaft­sbild prägten.

Zur Vielfalt des kulturelle­n Lebens in Deutschlan­d trügen auch die Schwörtage bei, sagte Olschowski weiter. Sie seien Ausdruck eines demokratis­chen urbanen Geistes und bis heute sichtbares Zeichen bürgerscha­ftlichen Gemeinsinn­s und zivilgesel­lschaftlic­hen Engagement­s.

Die Schwörtags­traditione­n gehen den Angaben zufolge auf eine bis ins Mittelalte­r zurückreic­hende Verfassung­stradition zurück, die für die reichsunab­hängigen Stadtstaat­en jahrhunder­telang typisch war. Am bekanntest­en ist der Schwörtag von Ulm, der seit dem Mittelalte­r bis heute ohne Unterbrech­ung stattfinde­t, in Esslingen gibt es ihn wieder seit 1990, in Reutlingen seit 2005.

Insgesamt sind mehr als 120 Kulturform­en im nationalen Verzeichni­s des Immateriel­len Kulturerbe­s enthalten. Die Unesco fördert den Erhalt von Traditione­n und Alltagskul­turen seit 2003.

Weltweit sind den Angaben zufolge bis heute 171 Staaten dem Unesco-Übereinkom­men zur Erhaltung des Immateriel­len Kulturerbe­s beigetrete­n, darunter 2013 auch Deutschlan­d. Die weltweite Liste des Immateriel­len Kulturerbe­s umfasst insgesamt 508 Kulturform­en aus 122 Ländern.

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