Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zwischen deutlicher Kritik und Verständnis
Wie Clubvertreter auf die nach wie vor unklare Lage im Amateurfußball reagieren
BIBERACH - Während in Hamburg und Schleswig-Holstein die Saison 2020/21 bereits abgebrochen und annulliert worden ist, ist der Württembergische Fußballverband (WFV) noch nicht soweit. Zwar teilte der WFV am Dienstag mit, dass es nach der Verlängerung des Lockdowns bis 18. April immer unwahrscheinlicher wird, dass der Spielbetrieb nach einer angemessenen Vorbereitungszeit bis zum 9. Mai wieder aufgenommen und die Saison zu einem sportlichen Abschluss gebracht werden kann. Eine Entscheidung gibt es aber noch nicht. Der Beirat des WFV wird laut Mitteilung in seiner Sitzung am 9. April darüber beraten, ob eine Fortsetzung der laufenden Spielzeit und damit eine sportliche Wertung noch realistisch ist, oder ob die Meisterschaftsrunden annulliert werden müssen. Eine Annullierung der Meisterschaftsrunden wäre nach Verbandsangaben ohne Auswirkung auf die laufenden Pokalwettbewerbe. Wie Clubvertreter aus der Region darauf reagieren.
„Ich rechne mit einem Abbruch und der Annullierung der Saison. Es wäre wünschenswert, wenn der WFV diese Entscheidung schnellstens fällen würde, damit die Vereine Planungssicherheit haben“, sagt
Spielleiter
Frank Jerg, SV Mietingen
des
(11./Landesliga). Laut dem 35-Jährigen ist es auch nicht mehr realistisch, dass die Saison beendet werden kann. „Mit Blick auf die Landesliga beispielsweise wird in mehreren Landkreisen und im bayrischen Weiler gespielt. Das ist eine sehr diffizile Gemengelage angesichts der steigenden Inzidenzzahlen“, so der SVM-Spielleiter. „In einem Landkreis könnte bei einer eventuellen Fortsetzung gespielt werden, in einem anderen wieder nicht.“Schon allein deshalb sei eine Weiterführung der Saison nicht sinnvoll.
„Die abwartende Haltung des WFV ist ein Stück weit nachvollziehbar, weil es die Aufgabe des Verbands ist, den Spielbetrieb zu gewährleisten und die Saison nach Möglichkeit zu Ende zu bringen“, sagt
Florian Katein,
und
Spielleiter Mittelfeldspieler des
Ringschnait SV
(2./ Bezirksliga Riß). „Ein anderes Vorgehen habe ich vom WFV auch nicht erwartet.“Unabhängig davon wird nach Ansicht des 32-Jährigen der Abbruch kommen, ebenso die Annullierung der Saison. „Es wäre wünschenswert, wenn der WFV frühestmöglich Fakten schaffen würde. Ich gehe aber nicht davon aus, dass es vor dem 9. April passieren wird“, so Katein. „Wir harren der Dinge. Es wird derzeit im erlaubten Rahmen dosiert trainiert, um für einen eventuellen Restart gewappnet zu sein. Der wird aber nicht kommen.“Ob eine eventuelle Fortsetzung des Bezirkspokals sinnvoll sei, sei äußerst fraglich. „Ich bin dafür, den Wettbewerb komplett auszusetzen, zumal er noch ganz am Anfang steht“, sagt der SVR-Spielleiter.
„Die Hinhaltetaktik des WFV ist nicht akzeptabel. Es muss sofort ein Cut gemacht, die Saison und auch der Bezirkspokal abgebrochen werden. Alles andere bringt nichts“, sagt
Abteilungsleiter des (Tabellenvorletzter der Kreisliga A I). „Für den Fall, dass die Saison weitergehen könnte, wäre die Vorbereitungszeit zu kurz. Nach der langen Unterbrechung wäre die Verletzungsgefahr dann mit Blick auf den Spielbetrieb zu hoch.“Des weiteren geht der 47-Jährige davon aus, dass es bei einer Fortsetzung Geisterspiele geben könnte. „Das wäre eine große finanzielle
Brüchle, Ellwangen Thomas SV
Belastung für die Vereine, weil es keine Einnahmen aber Kosten geben würde“, so Brüchle. „Grundsätzlich steht die Gesundheit über allem, die geht einfach vor.“Ein gewisses Ansteckungsrisiko wäre laut dem SVE-Abteilungsleiter vermutlich da bei einer Fortführung des Spielbetriebs.
„Das Abwarten des WFV ist absolut unverständlich, es nervt mittlerweile einfach nur noch“, so Sportlicher Leiter des (4./Kreisliga A II). „Der Verband sollte die Saison sofort abbrechen und die Vereine nicht weiter hinhalten. Die Clubs brauchen Planungssicherheit.“Selbst wenn die Saison fortgesetzt werden könne und Training ab 19. April wieder möglich sein sollte, wäre die Vorbereitungszeit einfach zu kurz bis zum 9. Mai und die Verletzungsgefahr nach der monatelangen Pause zu groß, sagt der 40-Jährige. „Dass der Bezirkspokal noch nicht abgebrochen
Dreiz, Mathias SV Burgrieden
worden ist, ist untragbar. Das muss schnellstens passieren. Alles andere bringt nichts“, so Dreiz.
„Bis Montag dieser Woche war ich vorsichtig optimistisch, dass die Saison noch fortgesetzt werden kann. Jetzt bin ich es nicht mehr aufgrund des verlängerten Lockdowns bis 18. April“, sagt Abteilungsleiter des der eine SGM mit dem TSV Aitrach in der Kreisliga B II bildet. „Dennoch hoffe ich weiter auf eine Weiterführung der Saison und finde es daher gut, dass der WFV sich noch nicht für einen Abbruch entschieden hat.“Trotz aller Hoffnung rechnet der 53-Jährige damit, dass die Saison abgebrochen und annulliert wird. „Das wäre sehr schade, weil wir als Tabellenzweiter sehr aussichtsreich im Aufstiegsrennen liegen“, so Fakler. „Wenn die Meisterschaftsrunde abgebrochen wird, dann sollte auch der Bezirkspokal nicht mehr stattfinden.“
Edelbert Fakler, SV Tannheim,