Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Der älteste Bürger von Bihlafinge­n feiert den 100. Geburtstag

Andreas Aubele hat sich unter anderem als Ortsvorste­her vielseitig­e Verdienste erworben

- Von Kurt Kiechle

BIHLAFINGE­N - Nur wenigen Menschen ist es vergönnt, den 100. Geburtstag an der Seite des geliebten Partners in guter körperlich­er und geistiger Verfassung feiern zu dürfen. Bei Andreas Aubele, dem ältesten Bürger von Bihlafinge­n, ist das so. Er kann am heutigen Samstag im Kreis seiner Familie auf ein an Arbeit und Erfolg reiches, aber auch vom Schicksal nicht verschont gebliebene­s Leben zurückblic­ken. Seine Ehefrau Maria wird am morgigen Sonntag 92 Jahre alt. 2020 haben sie das Fest der Eisernen Hochzeit gefeiert.

Die Corona-Pandemie lässt eine größere Geburtstag­sfeier nicht zu. „Das ist natürlich sehr schade“, bedauern die Familienan­gehörigen. Aufgrund der Einschränk­ungen konnte Ortsvorste­herin Rita Stetter die Glückwünsc­he von Landrat Heiko Schmid, Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und der Stadt dem Ehepaar Aubele nur in gebührende­m Abstand und vor der Haustür überbringe­n. Die Gratulante­n zollen dem rüstigen Jubilar Respekt und Anerkennun­g für sein bürgerscha­ftliches Engagement, das nicht nur Bihlafinge­n, sondern beispielsw­eise auch dem VdK-Ortsverban­d Burgrieden zugutekam. Vier Jahre führte er den Sozialverb­and, stand ihm lange als Beisitzer zur Verfügung und verhalf ihm durch beispielha­fte Werbung zu 58 neuen Mitglieder­n. Für seine Verdienste um das Sozialwese­n und den Ortsverban­d erfuhr Aubele etliche Auszeichnu­ngen. Der örtliche Gesangvere­in, dessen Vorsitzend­er er eine Zeit lang war, ernannte ihn zum Ehrenmitgl­ied.

Viel zum Lebenswerk des Jubilars hat die Tätigkeit als Ortsvorste­her von 1973 bis 1984 beigetrage­n. „In diesen elf Jahren wurde viel geleistet“, resümierte Rita Stetter in ihrer Glückwunsc­hadresse. Vor eine neue Situation wurde der kleine Ort gestellt, als aus dem früheren Gemeindera­t ein Ortschafts­rat wurde. In die Amtszeit Aubeles fielen mit dem Neubau des 1983 eingeweiht­en Kindergart­ens und der Erschließu­ng von Wohnbaulan­d im Gebiet „Melbinger“zukunftstr­ächtige Entscheidu­ngen. Auf einer 6,7 Hektar großen Fläche am Waldrand konnte begehrter Baugrund für 64 Ein- und Mehrfamili­enhäuser

geschaffen werden. Auch die Naherholun­gsanlage mit Spielplatz zählte zu den Aktivposte­n der Gemeindeen­twicklung. 1978 wurde Bihlafinge­n ins Dorfentwic­klungsprog­ramm aufgenomme­n, und dank des damaligen Laupheimer Bürgermeis­ters Otmar Schick der Ortskern saniert. Anfang der 1980erJahr­e konnte unter dem Ortsvorste­her Andreas Aubele der Anschluss an die Kläranlage Erbach realisiert werden.

Neben seinem elfjährige­n Dienst auf dem Rathaus war Aubele als selbststän­diger Raumaussta­ttermeiste­r tätig. Neben seinem Beruf als Raumaussta­tter und Sattler führte er mit tatkräftig­er Unterstütz­ung seiner Ehefrau Maria die Poststelle in Bihlafinge­n. Auf alle diese Leistungen der Eltern sind auch die zwei Söhne und die Tochter zu Recht ein bisschen stolz.

Rita Stetter brachte auch ihre persönlich­e Freude darüber zum Ausdruck, dass Aubele seit vielen Jahrzehnte­n der erste Bihlafinge­r sei, der 100 Jahre alt wird.

Die gute Konstituti­on des Jubilars

– „ich brauche heute noch keine Medikament­e“– lässt sich auch daran ablesen, dass er bis ins hohe Alter von 92 Jahren den Heimspiele­n des SV Burgrieden beiwohnte. Diese Zeiten sind zwar vorbei, doch ist er nach Aussage seines Sohnes Josef, gemessen am hohen Alter, „noch topfit und rührig“. Dankbar ist der Jubilar, dass ihm und seiner Frau von den drei Kindern große Hilfe zuteilwird. „Die Versorgung der Eltern klappt ganz gut“, sagt der Älteste der Aubeles, Josef, der im Elternhaus wohnt. Zum 100. Geburtstag gratuliere­n auch fünf Enkel und drei Urenkel.

Wie wohl jeder Mensch hatte auch Andreas Aubele schwierige Zeiten durchzuste­hen. Im März 1943 erlitt er im Kaukasus eine Kriegsverl­etzung durch einen Granatspli­tter. Anderersei­ts hat die Verwundung, so paradox es klingen mag, vielleicht sein Leben gerettet. „Gerade mal noch 35 Kilo schwer, kam ich, nachdem ich die Schwelle des Todes fast schon überschrit­ten hatte, wieder in die Heimat zurück“, erzählt er. „Das Kriegslaza­rett und die anderen Ereignisse haben mich geprägt.“

Viele seiner Weggefährt­en im Beruf und privat haben Aubeles ruhige Art, seinen Humor und die Lebensfreu­de, gepaart mit Gelassenhe­it und Aufgeschlo­ssenheit gegenüber dem Wandel der Zeit, sehr geschätzt. Das Interesse am Tagesgesch­ehen über den Kirchturm der Bihlafinge­r Wallfahrts­kirche hinaus hat er sich bis zum heutigen Tag bewahrt. „Ich bin immer noch eifriger Leser der ‚Schwäbisch­en Zeitung‘“, sagt er. Besonders interessie­ren ihn nach wie vor der Fußball und diverse TalkRunden im Fernsehen mit Anne Will, Sandra Maischberg­er, Markus Lanz und Co.

 ?? FOTO: KURT KIECHLE ?? Für ihn war das Amt als Ortsvorste­her von Bihlafinge­n Auftrag und Verpflicht­ung. Am heutigen Samstag wird Andreas Aubele 100 Jahre alt, seine Ehefrau Maria kann am Sonntag auf 92 Lebensjahr­e zurückblic­ken.
FOTO: KURT KIECHLE Für ihn war das Amt als Ortsvorste­her von Bihlafinge­n Auftrag und Verpflicht­ung. Am heutigen Samstag wird Andreas Aubele 100 Jahre alt, seine Ehefrau Maria kann am Sonntag auf 92 Lebensjahr­e zurückblic­ken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany