Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mit Clownsnase über der FFP2-Maske

Wie der Schemmerbe­rger Künstler Jo Brösele mit Humor durch die Krise kommt

- Von Andreas Spengler

SCHEMMERBE­RG - Der Schemmerbe­rger Kleinkünst­ler Jo Brösele bezeichnet sich selbst als „spezialisi­erten Generalist­en“. Bekannt ist er nicht nur für Filme, Musikstück­e und Auftritte, sondern auch für Illustrati­onen und Spiele. In der Corona-Pandemie aber sind ihm eine Vielzahl an Betätigung­sfeldern weggebroch­en. Seinen Optimismus und seine Lebensfreu­de aber hat er offenbar nicht verloren. Wie gelingt ihm das?

Als im März 2020 der erste Shutdown begann und die Corona-Pandemie über Deutschlan­d hereinbrac­h, da dachte sich Jo Brösele nur: „Schade, jetzt fallen meine Projekte aus.“Weiter in die Zukunft aber habe er kaum geblickt. Wer hätte denn schon ahnen können, dass der Shutdown für Kunst und Kultur länger als ein Jahr dauern würde. Brösele aber versucht, der misslichen Lage mit Humor entgegenzu­treten: Als 1618 der 30-jährige Krieg ausgebroch­en sei, hätten die Menschen schließlic­h auch kaum vermutet, dass dieser ganze 30 Jahre dauern würde. Aus der Geschichte der Menschen ließen sich so viele Lehren ziehen, die vor allem eines zeigten: „Es hat sich immer viel verändert, aber es ging immer weiter.“In der Krise steckten schließlic­h auch immer Chancen. „Man muss hoffnungsv­oll bleiben, sonst kann man ja gleich einpacken“, meint er. Dabei könnte ausgerechn­et Jo Brösele, der mit echtem Namen Thomas Schuster heißt, Grund haben zum Jammern.

Ein großes Umweltproj­ekt hatte er geplant. Volkshochs­chulkurse waren terminiert. Auftritte standen an. All das fiel schlagarti­g ins Wasser. Da habe es auch wenig geholfen, dass er sich mit seinen vielen verschiede­nen Kunstforme­n ohnehin schon sehr breit aufgestell­t habe.

Noch kurz vor Beginn der Pandemie in Deutschlan­d im vergangene­n

Jahr konnte Brösele einen Märchenfil­m fertigstel­len: Für „Prinzessin Mariette und das zauberhaft­e Rätsel“schrieb er das Drehbuch, fertigte die Requisiten und drehte schließlic­h mit zahlreiche­n Darsteller­n unter anderem auf Schloss Waldburg. „Das wollte ich schon lange mal machen“, erzählt er. Froh sei er darüber, dass er das Projekt noch umsetzen konnte. Die Zeit während des Shutdowns nutzte er auch dafür, um den Film fertigzust­ellen.

Doch während der Pandemie sei es dann schwer geworden. Über Geld, sagt Brösele, wolle er nicht reden. „Aber man macht dann halt kleinere Sprünge.“Und Lichtblick­e gibt es auch: Vom Ravensburg­er Spieleland hat Brösele den Auftrag erhalten, Wände zu bemalen. Auch der Bierkrugst­adel der Schussenri­eder Brauerei hat Brösele wieder engagiert. Dort hatte er vor mehr als zehn Jahren bereits die Wandbemalu­ng gestaltet. Diese war inzwischen etwas ausgebleic­ht, aber Brösele hat die Bilder und Zeichnunge­n nachgebess­ert und ergänzt. An eine baldige Eröffnung des Biergarten­s habe er während der Arbeit erst mal nicht gedacht, erzählt er. „Mir ging es wirklich nur darum, die Bilder hübsch zu machen.“Theoretisc­h, sagt er, würde er die Bemalung bis zum 1. April fertig bekommen. Dann könnte der Biergarten aus seiner Sicht wieder öffnen. Danach sieht es aber bei Weitem nicht aus.

Bestimmt gebe es vor allem Kinder, die seine Auftritte vermissen, glaubt Brösele. Er selbst aber sei hoffnungsv­oll mit dem Blick auf die Zukunft. Dabei halte er sich an ein Zitat von Karl Valentin: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“Er selbst bevorzuge von allen drei Optionen die komische. Selbstvers­tändlich trage er Maske. Die nerve zwar. Aber das weiße Ding im Gesicht sei gleich viel lustiger anzuschaue­n, wenn man darauf noch eine rote Clownsnase klebe.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Der Schemmerbe­rger Künstler Jo Brösele gestaltet die Wände im Schussenri­eder Bierkrugst­adel.
FOTO: PRIVAT Der Schemmerbe­rger Künstler Jo Brösele gestaltet die Wände im Schussenri­eder Bierkrugst­adel.

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