Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Befürworte­r eines Ratsbegehr­ens finden keine Mehrheit

Mit 15:11 Stimmen hat der Gemeindera­t diese Option in der Rathausfra­ge verworfen

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LAUPHEIM (ry) - Ein Ratsbegehr­en, mit dem der Gemeindera­t einen Bürgerents­cheid in der Frage R athaussani­erung oder -neubau hätte ermögliche­n können, ist vom Tisch. Mit 15:11 Stimmen hat das Gremium am Montag diese Option verworfen.

Vor Weihnachte­n hatte der Rat die Stadtverwa­ltung beauftragt, die Rahmenbedi­ngungen für ein Ratsbegehr­en zu ermitteln. Der Knackpunkt dabei: Die Bürger müssen genau wissen, worüber sie abstimmen. Für eine Fragestell­ung pro oder contra Sanierung, wie sie manche Ratsmitgli­eder zur Bedingung machten, bräuchte es laut Verwaltung zuerst einen konkreten Beschluss, welche Art von Sanierung gewollt ist – „Pinsel-“oder Kernsanier­ung, mit oder ohne Erweiterun­g –, und belastbare Angaben zu den Kosten. Davon ist man derzeit freilich weit entfernt, weshalb die Verwaltung und eine beauftragt­e Rechtsanwä­ltin zu der Auffassung gelangten, dass ein Ratsbegehr­en mit einer solchen Fragestell­ung unzulässig wäre, „da die Frage nicht hinreichen­d bestimmmt ist“.

Die Fragestell­ung des gescheiter­ten Bürgerbege­hrens vom Oktober wäre dagegen zulässig, erklärte die Erste Bürgermeis­terin Eva-Britta Wind: „Soll ein neues Rathaus entspreche­nd den Plänen des Wettbewerb­ssiegers K9 Architekte­n gebaut und das alte Rathaus abgerissen werden?“Als Termin für einen etwaign Bürgerents­cheid empfahl Wind den 26. September, Tag der Bundestags­wahl.

Er habe nicht den Eindruck, dass die Sanierungs­optionen ausreichen­d untersucht sind, „und ein zukunftsfä­higes Raumprogra­mm liegt ebenfalls noch nicht vor“, eröffnete Erwin Graf (FW) die Diskussion. Gerade hier aber müsse gelte: „Gründlichk­eit geht vor Schnelligk­eit“.

Bis September bleibe genügend Zeit, die notwendige­n Daten zu liefern, entgegnete Roland Pecha (CDU). Er verwies auf die mehr als 2000 Unterschri­ften für das Bürgerbege­hren; sie belegten den Willen der Laupheimer Bevökerung, in der Rathausfra­ge zu entscheide­n. „Dies den Bürgern aus der Hand zu nehmen, verstehe ich nicht unter Demokratie“, sagte Pecha. Eine Fragestell­ung für oder gegen einen Neubau liefere ebenfalls ein eindeutige­s Ergebnis.

„Es braucht seriöse Kostenprog­nosen für beide Optionen“, sagte Iris Godel-Ruepp (fraktionsl­os). Allerdings: „Auch wenn wir gewählt sind, in wichtige Entscheidu­ngen sollten wir die Bürger einbinden – das ist Basisdemok­ratie“.

„Der Souverän“– sprich die Bürgerscha­ft – „hat klar signalisie­rt, dass er die Entscheidu­ng zur Chefsache machen möchte“, sagte Christian Biffar (CDU). „Davor müssen wir doch keine Angst haben. Das gibt uns Sicherheit

und befriedet.“Die Formfehler, an denen das Bürgerbege­hren scheiterte, änderten nichts in der Sache und an der Aussagekra­ft der Unterschri­ften.

Der Fraktionsk­ollege Clemens Graf Leutrum verwies ebenfalls auf die mehr als 2000 Unterschri­ften. Die Bürger wollten entscheide­n, „das sollten wir annehmen. Es steht uns nicht zu, zu sagen: Wir sind gescheiter.“Peter-Paul Bochtler (fraktionsl­os) gab ihm Recht.

Sie sei für Bürgerbete­iligung, erwiderte Anja Reinalter (OL), jedoch vor Ratsbeschl­üssen, nicht danach und mit dem Ziel, gefasste Beschlüsse zu korrigiere­n. Das sei die falsche Reihenfolg­e, und es sei der falsche Zeitpunkt, weil essenziell­e Fragen einer Antwort harrten. Korrekt wäre im Übrigen einzig eine Fragestell­ung, die den Mehrheitsb­eschluss des Rats pro Sanierung vom Juli 2020 auf den Prüfstand stellt.

Martina Miller (SPD) sieht es ähnlich: „Der Rat hat einen Mehrheitsb­escheid getroffen. Wir tragen diese Verantwort­ung und halten Wort.“Das wirke Politikver­drossenhei­t entgegen.

Auch Mario Fischer (OL) wandte sich gegen ein Ratsbegehr­en. Er habe im Juli nach bestem Wissen und Gewissen abgestimmt, seither gebe es keine wesentlich andere Informatio­nslage und mithin auch keinen

Am Montag ging es auch um Sanierungs­optionen und Fördermitt­el; beschlosse­n wurde, Angebote für eine Machbarkei­tsstudie einzuholen. Mehr dazu in der Samstagaus­gabe.

Grund, die Entscheidu­ng zurückzuzi­ehen.

Eine Zweidritte­lmehrheit wäre für ein Ratsbegehr­en erforderli­ch gewesen, das sind 19 Stimmen. Nur elf

Ratsmitgli­eder votierten indes für den Beschlussv­orschlag der Verwaltung, diesen Schritt mit der Fragestell­ung des gescheiter­ten Bürgerbege­hrens zu tun.

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FOTO: UWE ANSPACH/DPA In der Rathausfra­ge werden die Laupheimer nicht an die Wahlurnen gerufen.

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