Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zwei, die nicht nur reden, sondern anpacken
Christina Schmid und Anita Parusel sind genervt von wildem Müll und schreiten jetzt zur Tat
RINGSCHNAIT - Es gibt Menschen, die sich über untragbare Zustände im Alltag wortreich aufregen, und andere, die etwas dagegen unternehmen. Zur zweiten Gruppe zählen definitiv Christina Schmid aus Ringschnait und ihre Freundin Anita Parusel aus Ochsenhausen. Sie haben sich entschlossen, dem wilden Müll im Landkreis Biberach den Kampf anzusagen – und setzen dabei auf die Mithilfe möglichst vieler Bürger und auch Bürgermeister. Los gehen soll es am Samstag, 10. April; ein weiterer Termin ist im Herbst geplant.
Am Anfang stand, oder besser: lag ein schwarzer Staubsauger – und zwar mitten auf einem Weg im Fürstenwald bei Ochsenhausen, wo Anita Parusel mit ihrem Mann unterwegs war. „Das war der Moment, in dem ich mir dachte: Jetzt reicht’s!“, erzählt sie. Seit Jahren regen sie und Christina Schmid sich über die zunehmende Vermüllung der Landschaft auf.
Gemeinsam ersannen die Frauen eine Aktion, an der sich möglichst viele Menschen unabhängig voneinander beteiligen können, ohne sich vorher groß organisieren zu müssen. „Unsere Intention ist die, dass Leute eigenverantwortlich agieren und zum Mitmachen angeregt werden“, sagt Christina Schmid. „Wir alle helfen zusammen, dass achtlos weggeworfener Müll sich nicht im Boden verwächst, zusammengehäckselt liegen bleibt, in Bächen und Flüssen landet – und somit früher oder später auf unseren Tellern.“Ein wichtiger Punkt ist den beiden auch, das Menschen, die ihre Sachen achtlos in der Umwelt entsorgen, darauf aufmerksam gemacht werden, „dass unsere Umwelt nicht deren Mülleimer ist“.
In den vergangenen Tagen haben Schmid und Parusel die Stadt-, Gemeindeund Ortsverwaltungen im Landkreis angeschrieben. Diese sollen mit einem kleinen Artikel in ihren Amtsblättern ihre Einwohner zu einer Müllsammelaktion am Samstag, 10. April, aufrufen. Außerdem sollen sie den Sammlern eine Müllsammelstelle für Säcke und ein Behältnis für Altglas bereit- und die fachgerechte Entsorgung des Sammelguts sicherstellen. „Schön wäre, wenn die Gemeindeverwaltungen
den Sammlern auch noch Müllzwicker zur Verfügung stellen könnten – das ist aber kein Muss“, sagt Christina Schmid.
Ansonsten entstünden für die Gemeinden keinerlei Verpflichtungen. „So mancher Verein oder Kommune scheut eine solche Aktion möglicherweise deshalb, weil dabei versicherungstechnische Dinge geklärt werden müssen“, sagt Schmid. „Wir sind mit unserer Aktion niederschwellig unterwegs, denn alle sammeln in Eigenverantwortung.“Wichtig ist den beiden Frauen auch, dass sich beim Müllsammeln alle an die Coronaregeln halten und nicht in Gruppen losziehen. Jede und jeder solle, bewaffnet mit Müllsack, Handschuhen und Warnweste, an Orten in seiner Umgebung sammeln, von denen man wisse, dass dort viel Müll herumliegt.
Die erste Resonanz ist schon mal positiv. So haben bereits Ummendorf, Maselheim, Laupheim, Schemmerhofen, Ringschnait, Gutenzell-Hürbel, Steinhausen/Rottum, Ochsenhausen, Kirchdorf, Schwendi, der PlastikfreiStammtisch in Reinstetten sowie der BUND zugesagt, die Aktion zu unterstützen. „Eine Gemeinde im Landkreis Unterallgäu, deren Bürgermeisterin die Aktion zu Ohren gekommen ist, hat bereits für die nächste Aktion im Herbst Interesse angemeldet“, sagt Chrstina Schmid. „Es wäre also toll wenn es immer weitere Kreise zieht und immer mehr Menschen mitmachen. Das oberste Ziel ist, das es irgendwann keine Müllsammelaktion mehr gibt, weil es nichts mehr zum Aufsammeln gibt.“
In den nächsten Tagen hoffen Schmid und Parusel noch auf Rückmeldungen aus weiteren Kommunen, die ihre Müll sammelnden Mitbürger unterstützen wollen. Alle, die sich an der Aktion beteiligen, sollen Fotos von sich und dem gesammelten Müll machen, einen kleinen Text dazu schreiben und beides per Mail an die Organisatorinnen schicken (Adresse siehe unten).
Im Herbst soll es dann einen zweiten Aktionstermin geben. Wenn es um die Organisation geht, wünschen sich Christina Schmid und Anita Parusel gerne noch weitere Unterstützer. „Vielleicht gibt es jemand, der uns eine einfach Homepage gestaltet, auf der zum Beispiel die Sammelstellen in den teilnehmenden Gemeinden aufgeführt sind.“Beide sind nun gespannt auf die Resonanz. „Wir sind keine Umweltaktivistinnen, sondern machen das zum ersten Mal.“
Wer sich an der Aktion beteiligen will oder Fragen dazu hat, schreibt eine Mail an
An diese Adresse können auch Fotos und kleine Texte von der Müllsammelaktion am 10. April geschickt werden.