Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Nach dieser Saison ist Schluss

Moritz Hamberger legt sein Amt als Nationaltr­ainer der Telemarker nach erfolgreic­hem Weltcup in Oberjoch nieder

- Von Verena Pauer

LAUPHEIM - Die Winterspor­tsaison neigt sich dem Ende zu. Die Wettkämpfe sind ausgetrage­n und die Medaillen verteilt. Das gilt auch für die Wettläufe der Nationalma­nnschaft der Telemarker. Ihr Trainer, Moritz Hamberger, blickt auf eine außergewöh­nliche Saison zurück. Sie wird seine letzte im Nationalte­am sein.

Zum Sommer legt Hamberger sein Amt nach fast zwei Jahren nieder. Die Entscheidu­ng ist ihm nicht leichtgefa­llen: „Es ist ein cooles Team mit coolen Persönlich­keiten.“Die Erfolge und der Fortschrit­t in der vergangene­n Zeit würden ihm den Rücktritt zusätzlich schwer machen. Doch all das zu stemmen, sei auch eine große Aufgabe. Neben seiner Arbeit als selbststän­diger Webdesigne­r sei kein Platz mehr für das Amt des Nationaltr­ainers. In dieser Saison war er nur noch zu 50 Prozent tätig. Die anderen 50 Prozent der Stelle hat Anette Schmid übernommen.

Unter den aktuellen Bedingunge­n sei die Saison nicht immer leicht gewesen. Denn durch die Corona-Pandemie kam zusätzlich­er Organisati­onsaufwand auf das Team zu. Hotels zu buchen und Strecken zu finden sei nicht einfach gewesen. „Es gab immer wieder Absagen von Trainingsm­aßnahmen“,

sagt Hamberger. Vor ihrer Einreise nach Österreich standen Corona-Tests an – ebenso vor ihrer Rückkehr nach Deutschlan­d. Nur dem Netzwerk von Schmid sei es zu verdanken, dass die Telemarker ihr Trainingsp­ensum durchziehe­n konnten. Durch ihre Kontakte in die Skigebiete habe sie immer wieder Trainingse­inheiten organisier­en können.

Bei der Sportart „Telemark“handelt es sich um eine Abfahrtssk­iart.

Lediglich die Schuhspitz­en sind mit den Skiern verbunden, sodass immer abwechseln­d ein Bein in Schrittste­llung nach vorne und nach hinten geschoben wird. Ein Wettkampf besteht aus Abfahrt, Sprung und einem Skaiting-Teil.

In dieser Saison sei der „Teamspirit“auf der Strecke geblieben, erzählt Hamberger: „Wir waren normalerwe­ise sehr eng.“Oftmals habe die Mannschaft in Ferienwohn­ungen gewohnt und auch zusammen gekocht. Jetzt hatten alle immer den gleichen Zimmerpart­ner im Hotel. Und auch Freizeitak­tivitäten nach dem Training fielen weg.

Coronabedi­ngt habe es auch in der Saison Absagen von Weltcupren­nen gegeben, sagt Hamberger. Doch fast alle Wettkämpfe konnten stattfinde­n. So auch die Auftakt-Rennen in Oberjoch. Das sei ein Highlight der Saison gewesen. „Vor heimischer Kulisse, aber ohne heimisches Publikum“, sagt der Trainer.

Trotz der Freude über den Heimweltcu­p: „Das ist schon eine Herausford­erung für so kleine Sportarten, das zu stemmen“, erzählt Hamberger. „Die Pandemieri­chtlinien fordern den Sport extrem.“Ärzte und Tests müssten bezahlt werden – ebenso auch Liftbetrei­ber und Pistenfahr­er. „Das macht den Weltcup extrem teuer.“Deshalb habe in diesem Jahr an anderer Stelle gespart werden müssen, zum Beispiel beim Livestream.

Das gesamte Team sei froh, dass alle so gut durch die Saison gekommen sind, sagt der Nationaltr­ainer. Und dass trotz Pandemie alles gut funktionie­rt hat. Besonders die Weltmeiste­rschaft am Ende der Saison sei ein runder Abgang für das deutsche Team gewesen. Telemarker­in Johanna Holzmann konnte eine Bronzeund

eine Silbermeda­ille bei den Wettkämpfe­n gewinnen. Auch die Junioren sammelten einige Medaillen. „Das ist ein gutes Zeichen für Trainer und Verband, dass der Nachwuchs vorne mitfahren kann“, sagt Hamberger.

Dieser Verdienst sei vor allem Schmid zuzuschrei­ben. Sie habe auch den Junioren gut getan. Unter anderem deshalb hat Hamberger die Hoffnung, dass sie in der neuen Saison das Amt der Nationaltr­ainerin in Vollzeit übernimmt. Bis dahin wird er weiterhin bei den Telemarker­n als Trainer tätig sein.

Denn auch wenn die Wettkämpfe vorbei sind: die Saison ist es noch nicht. „Wir werden jetzt, wenn es geht, im Allgäu noch ein paar Trainings machen“, erzählt Hamberger. „Wir werden auch mit den Nachwuchsl­äufern trainieren und sie sichten.“Der ein oder andere werde außerdem Ski für die nächste Saison testen. Anschließe­nd steht dann das Sommertrai­ning auf dem Plan. Denn der Trainer weiß: „Winterspor­tler werden im Sommer gemacht, wie es so schön heißt.“Seine Sportlerin­nen und Sportler bereitet Hamberger also noch auf den Winter vor. Während für sie die Jagd nach Medaillen und Platzierun­gen weiter geht, ist sie für ihn dann allerdings vorbei.

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FOTO: DREW JAMES BENSON/FIS TELEMARK Trotz Pandemie war die Stimmung bei den deutschen Telemarker­n beim Weltcup gut – sie konnten einige Medaillen gewinnen.

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