Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Von wegen Nummer 1 von Coronas Gnaden
Ashleigh Barty, nicht unumstrittene Tennis-Weltranglistenerste, straft ihre Kritiker in Miami beeindruckend Lügen
MIAMI (SID) - Ashleigh Barty ist keine Frau großer Worte, sie lässt lieber Taten auf dem Tennisplatz für sich sprechen. So begegnete sie der Diskussion um die pandemieverzerrte Weltrangliste auf ihre Weise: mit dem Triumph über die versammelte Weltklasse beim WTA-Turnier in Miami. Bartys Signal: Egal, was ihr erzählt, ich bin die Nummer 1 – und will das noch eine Weile bleiben.
Erzählt worden war genug, auch über das ach so ungerechte Rankingsystem, das in der Corona-Krise die Spielerinnen und Spieler begünstigen würde, die 2019 kräftig Punkte gesammelt hatten, es danach aber langsam angehen ließen. Barty verbrachte den Großteil der Saison 2020 in ihrer Heimat Australien, die 24-Jährige ließ zwei Grand-Slam-Turniere aus, blieb aber dank neuer Regeln an der Spitze.
„Da gehört sie nicht hin“, raunte es durch den Tenniszirkus, dort sollte Naomi Osaka stehen, die Japanerin, die in New York und Melbourne die großen Titel einsammelte. Das sieht Barty jedoch ganz anders. Zwar müsse sie niemandem mehr etwas beweisen, doch sie hatte stets das Gefühl, sich Platz eins „wirklich verdient zu haben“. Warum sollte sie nun durch die Pandemie bestraft werden?
„Ja, ich habe keine Punkte verloren, aber ich habe auch keine gewonnen“, sagte Barty nach dem Finalsieg in Miami über die Kanadierin Bianca Andreescu. Bis zum 6:3, 4:0 gegen die US-Open-Siegerin von 2019 bewies Barty, dass sie keine Nummer 1 von Regelhüters Gnaden ist, sondern tatsächlich die beste Spielerin der Welt. Dann knickte Andreescu um und gab auf, was Bartys Erfolg nicht schmälert.
Tatsächlich knüpft sie relativ nahtlos an die Saison 2019 an, als sie bei den French Open in Paris ihr erstes Grand-Slam-Turnier und später in Shenzhen auch die WTA-Finals gewann. Nach dem Erfolg beim Vorbereitungsturnier in Melbourne feierte sie nun den zweiten Turniersieg in diesem Jahr, das Viertelfinalaus bei ihrem Heim-Grand-Slam hat sie offensichtlich gut verarbeitet.
In Miami spielte Barty nach mehr als einem Jahr ihr erstes Turnier außerhalb der Heimat. Einen Matchball wehrte sie in Runde eins gegen Kristina Kucova ab und kam ins Rollen, so wie „Ash“Barty eben ins Rollen kommt. Nicht mit bloßer Power, sondern mit Spielwitz und Variation. Mit Slice und Topspin und außergewöhnlichem Gefühl. Barty schlug nicht nur die Grand-Slam-Champions Jelena Ostapenko, Wiktoria Asarenka und Andreescu, sondern auch die TopTen-Spielerinnen Aryna Sabalenka und Jelena Switolina. Und jetzt beginnt die Sandplatzsaison, die Barty trotz der Dominanz der Rasen- und Hartplätze in ihrer Heimat zu lieben gelernt hat. 2019 habe sie sich „Woche für Woche auf Sand immer besser gefühlt“, sie habe nicht nur durch ihren Sieg in Roland Garros an „Selbstvertrauen und Erfahrung gewonnen“, sagt Ashleigh Barty. Daran will sie anknüpfen. Nicht durch Worte ...