Schwäbische Zeitung (Laupheim)
BI macht mobil gegen Straßenbauprojekt
Warum eine Bürgerinitiative die Trasse bei Mettenberg ablehnt
BIBERACH - Für die Stadtverwaltung und große Teile des Gemeinderats ist sie eine wichtige Entlastungsstraße für das östliche Stadtgebiet, für die Grünen-Fraktion und den Verein Bürgerinitiative (BI) Mettenberg ist sie die Zerstörung eines Naherholungsgebiets und landwirtschaftlicher Flächen: die geplante Gemeindeverbindungsstraße (GV) Blosenberg, die vom Talfeld hinunter zur Ulmer Straße führen soll. Mit Protestschildern entlang der künftigen Trasse und einer Unterschriftenaktion macht die BI nun gegen das Vorhaben mobil.
„Kein Aprilscherz!“steht auf den Tafeln, die seit Monatsanfang entlang des Landwirtschaftswegs Richtung Mettenberger Alm stehen. Dort, an der Landestraße Richtung Mettenberg, soll ein Kreisverkehr gebaut werden, der auch das künftige Baugebiet Talfeld II erschließt. In nördlicher Richtung soll die GV Blosenberg von dort aus hinunter ins Tal zur Ulmer Straße führen. Die seit vielen Jahren in unterschiedlichen Varianten angedachte Straße soll zu einer massiven Verkehrsentlastung der Bergerhauser Straße beitragen, ebenso des Knotens Bergerhauser/Memminger/Ulmer Straße. Der Nachteil: Die Attraktivität der neuen Verbindung für Autofahrer aus dem östlichen Biberacher Umland wird voraussichtlich die Verkehrsbelastung in der Ortsdurchfahrt Mettenberg erhöhen, die derzeit erneuert wird.
In den kommenden beiden Jahren soll nun das Planfeststellungsverfahren für die Straße vorangetrieben werden, ab 2022 soll das Flurordnungsverfahren beginnen, mit dem die Landwirte entschädigt werden sollen, die Streifen ihrer Grundstücke für die Trasse abgeben sollen. Baubeginn soll 2024/25 sein, so der Stand nach den Beratungen im Bauausschuss des Gemeinderats im Dezember 2020 (SZ berichtete).
Für die BI Mettenberg, die sich bereits seit Jahren auch gegen den Bau des Aufstiegs zur B 30 wehrt, sind diese Pläne nicht hinnehmbar, weswegen sie nun mit Schildern, auf denen der Verlauf der Straße eingezeichnet ist, dagegen protestiert und Unterschriften sammelt. „Wir erleben hier die gleiche Zerstörung des Rißtalhangs, wie er auch beim Aufstieg passiert“, sagt Josef Weber, Grünen-Stadtrat und Vorsitzender der BI.
„Das Projekt ist zu gigantisch“, findet Ulrich Kunz, ebenfalls Vorstandsmitglied der BI. Er und seine Mitstreiter verweisen darauf, dass die Gemeindeverbindungsstraße nicht nur ein Naherholungsgebiet für die Bürger aus dem Talfeld und aus Mettenberg zerschneide, für die Trasse seien außerdem gewaltige Erdabtragungen nötig und sie zerschneide den Biotopverbund am Talhang.
Joachim Zeller, ebenfalls im BIVorstand, stellt das Straßenprojekt in größere Zusammenhänge: „Die Ziele des Pariser Klimaabkommens sind nicht nur durch mehr E-Mobilität zu erreichen. Wir müssen den Verkehr insgesamt reduzieren. Immer neue Straßen zu bauen, zielt aber genau in die andere Richtung.“
Unterstützung bekommt die BI auch von Michael Schmid, dem zuständigen Ortsobmann des Bauernverbands. Er stört sich daran, dass die Landwirte zwar Flächen für die neue Trasse abgeben sollen, bisher aber seitens der Stadt noch niemand mit den Bauern gesprochen habe. „Wir erfahren alles nur aus der Zeitung“, sagt er. „Den Ortsobmann mit einzubinden, würde für mich zum guten Ton gehören.“
Dass die neue Straße nicht nur für Entlastung, sondern eher für noch mehr Verkehr aus dem östlichen Kreisgebiet sorgen würde, gilt für die BI als ausgemacht. Zu erdulden hätten das aus Webers Sicht vor allem die Mettenberger. „Und das ausgerechnet jetzt, wo wir den Verkehr in der dann umgebauten Ortsdurchfahrt verlangsamen und eigentlich aus dem Ort heraushalten wollen.“
Der Nachwelt sei das Straßenprojekt nicht zuzumuten, ist sich der BIVorstand einig und hofft nun auf viele Unterschriften. Die will er dann bei passender Gelegenheit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat überreichen.
Informationen zur Bürgerinitiative Mettenberg gibt es unter www.bi-mettenberg.de.