Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sieben Bauplätze für Obersulmet­ingen

Der Ortschafts­rat stimmt für den Bebauungsp­lan – Anwohner sehen diverse Probleme und sind verärgert

- Von Helen Belz

OBERSULMET­INGEN - In Obersulmet­ingen sollen sieben neue Bauplätze entstehen. Der entspreche­nde Bebauungsp­lan „Grüner Weg – Schalmenwe­g“wurde in der Ortschafts­ratssitzun­g am Mittwochab­end vorgestell­t. Obwohl das Gebiet vergleichs­weise klein ist, sorgt es bei einigen Bürgerinne­n und Bürgern für Ärger – fehlende Kommunikat­ion, eine mangelhaft­e Kanalisati­on und hohe Erschließu­ngskosten machen ihnen Sorgen.

Bereits Ende 2019 wurde in öffentlich­er Sitzung der Aufstellun­gsbeschlus­s für den Bebauungsp­lan „Grüner Weg – Schalmenwe­g“gefasst. Da der Plan bestimmte Kriterien erfüllt – beispielsw­eise schließt das Gebiet an drei Seiten an bebautes Gelände an –, kann er im beschleuni­gten Verfahren aufgestell­t werden. „Das spart Zeit und ist für uns die ideale Gelegenhei­t, dringend benötigte Bauplätze zu erschließe­n“, sagt Ortsvorste­her Elmar Dehler in der Ortschafts­ratssitzun­g.

Eine 5,50 Meter breite Stichstraß­e soll vom „Grüner Weg“in das künftige Wohngebiet führen. „Die Sackgasse endet in einem breiten Wendehamme­r, wo auch ein dreiachsig­es Müllfahrze­ug wenden kann“, erklärt Ann-Christin Flesch, die bei der Stadt Laupheim im Amt für Stadtplanu­ng und Baurecht tätig ist und den Bebauungsp­lan mit erstellt hat. Der bestehende „Grüner Weg“wird im Zuge dieser Maßnahme vollständi­g erschlosse­n – ein Ärgernis für die Anlieger, die am Mittwochab­end bei der Sitzung anwesend sind und ihren Unmut in der Fragerunde kundtun.

„Ich habe von dem Baugebiet gewusst“, sagt Helene Hensinger. „Aber ich dachte, so wie viele andere Bürger auch, dass es von Norden her über den Schalmenwe­g angeschlos­sen wird.“Dass dem nicht so ist, habe sie überrascht, denn der „Grüner Weg“sei wesentlich schmaler als der gut ausgebaute Schalmenwe­g. Auch Sieglinde Jerg, ebenfalls eine Zuhörerin, sieht das so: „Der ‚Grüner Weg‘ ist bekannt dafür, eine Gefahr für Spaziergän­ger und Kinder zu sein“, sagt sie. Großen landwirtsc­haftlichen Maschinen, die diesen Weg nutzen, sei kaum auszuweich­en. Außerdem sei sie ebenfalls wie Hensinger davon ausgegange­n, dass das Baugebiet wesentlich größer werde und man das

Grundstück neben dem nun geplanten Gebiet auch bebauen würde.

„Ich weiß nicht, woher der Eindruck kommt, dass das Gebiet von Norden über den Schalmenwe­g angeschlos­sen werden soll“, sagt Flesch in der ersten Beantwortu­ngsrunde. Das sei nie geplant gewesen. Die Idee sei gewesen, das Grundstück daneben ebenfalls in den Bebauungsp­lan mit aufzunehme­n. „Zu einem Verkauf durch den Eigentümer an die Stadt Laupheim ist es jedoch nicht gekommen.“

Ortsvorste­her Dehler ist bei dem Thema sichtlich um einen sachlichen Ton bemüht. „Wir versuchen schon seit Jahren, dieses Gebiet zu bebauen. Keiner der Eigentümer war aber bereit, mehr Boden zu verkaufen“, sagt er. „Wir hätten gerne sehr viel mehr Fläche gehabt und würden dann von allen Seiten Straßen reinführen. Aber jetzt müssen wir eben mit dem arbeiten, was uns geblieben ist.“

Eine Erschließu­ng über den

Schalmenwe­g sei auch deshalb nicht möglich, weil dort ein Gefälle bestehe. „Das heißt, das Wasser fließt schon von Natur aus in Richtung des ‚Grüner Weg‘“, sagt Flesch. Bei einer Erschließu­ng über den Schalmenwe­g müssten eventuell sogar Pumpen oder Ähnliches eingebaut werden, was die Kosten in die Höhe treiben würde. Die Kosten der Erschließu­ng des „Grüner Weg“seien noch nicht bekannt – auch das ist ein Sorgenpunk­t der Anlieger, die diese Kosten zu 95 Prozent tragen müssen. „So weit sind wir mit den Planungen noch nicht“, sagt auch Ortsvorste­her Dehler.

Dass das Regenwasse­r sowieso in Richtung des „Grüner Weg“fließt, ist den Anwohnern schmerzlic­h bewusst. „Schon seit Jahren haben wir dort Probleme bei Starkregen oder bei der Schneeschm­elze“, sagt Zuhörer Michael Schiller. „Haben Sie ein Gutachten machen lassen, ob die bestehende Kanalisati­on überhaupt noch mehr Wasser aufnehmen kann?“, will er von Flesch wissen. Dass diese Probleme bestehen, sei ihr bewusst, antwortet Flesch – allerdings sei sie nicht zuständig dafür. „Das Tiefbauamt in Laupheim kennt die Probleme und nimmt sich des Entwässeru­ngsplans an“, erklärt sie den Anwohnern.

Einer der Zuhörer ist Landwirt Reiner Leicht. Er hat einen ganz anderen Konflikt mit dem geplanten Baugebiet: „Als Landwirt habe ich schon seit Jahren Probleme mit neuen Beschlüsse­n zum Thema Tierwohl“, sagt er. Falls die Regierung in nächster Zeit beschließe­n würde, dass jedem Tier mehr Platz zur Verfügung stehen muss, müsse er seine Stallungen erweitern. „Das funktionie­rt aber nicht, wenn ich den Abstand zum Baugebiet einhalten muss“, sagt er. Aufgrund der Emissionen müssen Stallungen eine gewisse Entfernung zu bebautem Gebiet einhalten. „Wir haben ein umfangreic­hes Emissionsg­utachten

erstellen lassen“, erklärt Flesch dazu. Das sei zu dem Schluss gekommen, dass nichts gegen eine entspreche­nde Bebauung spricht.

Der Ortschafts­rat hat dem Bebauungsp­lanentwurf einstimmig zugestimmt. „Ich verstehe, dass viele Punkte für die Anwohner schwierig sind. Aber wir sollten froh sein, dass wir wenigstens das bisschen an Bauplätzen bekommen“, sagt Ratsmitgli­ed Günther Werz. Jeder solle deshalb sachlich bleiben und nicht aus privaten Gründen diese Chance für junge Familien zerschlage­n. Zumal im Moment keine Aussicht bestehe, an einer anderen Stelle Bauplätze zu erschließe­n, ergänzt Dehler. „Es ist kein weiteres Bauland in Sicht“, sagt er. Der Entwurf wird nun dem Bauausschu­ss in Laupheim am 10. Mai vorgelegt. Stimmt der Ausschuss dem Plan so zu, wird er der Öffentlich­keit zugänglich gemacht, die innerhalb einer Frist von vier Wochen Bedenken äußern kann.

 ?? FOTO: SIMON SCHWÖRER ?? Über den „Grüner Weg“, der in diesem Zuge ebenfalls komplett erschlosse­n wird, soll das neue Baugebiet angefahren werden.
FOTO: SIMON SCHWÖRER Über den „Grüner Weg“, der in diesem Zuge ebenfalls komplett erschlosse­n wird, soll das neue Baugebiet angefahren werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany