Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Viele fleißige Hände räumen im Landkreis auf
Private Müllsammelaktion zweier Frauen stößt auf große Resonanz – Ein weiterer Termin ist für Oktober geplant
LANDKREIS BIBERACH - Überwältigt sind Christina Schmid aus Ringschnait und Anita Parusel aus Ochsenhausen über die große Resonanz auf ihre Müllsammelaktion. Die beiden Frauen hatten die Bürger im Landkreis dazu aufgerufen, am Samstag nach Ostern mit Müllsäcken loszuziehen und wilden Müll in der Landschaft einzusammeln. Viele Kommunen stellten dafür extra Abgabeplätze zur Verfügung.
Unzählige Mails mit Fotos vom Müllsammeln haben Bürger, die sich an der Aktion beteiligten, vergangene Woche an die beiden Organisatorinnen geschickt. „Für mich ist es immer noch überwältigend und bewegend zu sehen, wie groß die Bereitschaft war“, sagt Christina Schmid.
Zum Teil hätten die Menschen privat gesammelt, weil sie sich durch den Müll gestört fühlten und einen Beitrag zum Umweltschutz leisten wollten, schildert Schmid die Begweggründe, die die Bürger in ihren Mails zum Ausdruck brachten. „Es gibt aber auch viele Bürger, die dieses Problem zwar wahrnehmen, sich bisher aber nicht getraut haben, allein zu sammeln, und glücklich darüber waren, sich dieser Aktion mit Gleichgesinnten anschließen zu können.“
Die Kommunen Ochsenhausen, Ringschnait, Biberach, Laupheim, Ummendorf, Maselheim, Schemmerhofen, Gutenzell-Hürbel, Eberhardzell, Steinhausen/Rottum,
Kirchdorf, Schwendi und Hochdorf haben sich an der Aktion beteiligt, indem sie eine kostenlose Anzeige im Gemeindeblatt veröffentlichten, eine Müllsammelstelle sowie teilweise Müllzwicker und Säcke zur Verfügung stellten. „Es waren auch einige Vereine, Firmen und Organisationen aktiv, die ihre Mitglieder zum Mitmachen aufgerufen haben“, sagt Christina Schmid, darunter die DLRG Ochsenhausen, der Stadtteilverein Sandberg, der MTB Ummendorf, die Gruppe „Plastikfrei leben“Reinstetten, der Ladies Circle 76 Biberach, der Verein Lebensqualität Hochdorf, der Nabu und die Firma Exner in Biberach.
In Uttenweiler wurden beispielsweise 143 Kilogramm Müll, 75 Flaschen, ein Autoreifen und zwei Schreibmaschinen aufgesammelt. In Laubach zeigten sich Bürger erschrocken darüber, was alles an Müll im Bach zu finden war.
Auf dem Bauhof in Biberach kamen rund sechs Kubikmeter gesammelter Müll zusammen, berichtet die Stadtverwaltung. Sie weist darauf hin, dass jeder Bürger auch losgelöst von konzertierten Sammelaktionen Glas und Papier sowie Pizzaverpackungen einsammeln und in den im Stadtgebiet aufgestellten Containern entsorgen kann.
In Baustetten hat eine Familie beschlossen, künftig immer mal wieder samstags Müll aufzusammeln: „So werden unsere Kinder dafür sensibilisiert und achten besser auf unsere Umwelt.“
Eine Uroma aus Bußmannshausen schrieb den Organisatorinnen: „Meine drei Urenkel haben mit Begeisterung mitgemacht und wir werden uns auf jeden Fall bei der nächsten Aktion wieder beteiligen.“
Aus Hörenhausen berichteten private Müllsammler: „Leider sieht es hier so schlimm aus, dass man mit vier Händen und ein paar Müllsäcken nicht wirklich weit kommt.“
Und aus Ringschnait schreiben Eltern: „Unsere Kinder waren so motiviert, dass wir fünf Stunden gesammelt haben, und zudem haben wir eine Person aus Ochsenhausen sehr glücklich gemacht, deren Geldbeutel mein Sohn in einer Wiese gefunden hat, der ihr vor Ostern gestohlen wurde.“
In Ellmannsweiler ereignete sich folgende Episode: Eine Bürgerin hat einen Lkw-Reifen gefunden, der aber zu schwer war, um ihn alleine ins Auto zu laden. Ein vorbeifahrender Radfahrer fragte, ob sie bei der Müllsammelaktion mitmache, und half, das Fundstück ins Auto zu laden und mit einem Spanngurt im Kofferraum zu sichern.
Aus Mittelbiberach schreiben Müllsammler: „Wir sind stolz, wie schön es wieder aussieht und die Natur befreit wurde.“Vor allem die Möglichkeit, den Müll nicht selbst entsorgen zu müssen, habe sie zum Mitmachen gebracht, schreiben Teilnehmer aus Steinhausen/Rottum.
Ein wichtiger Punkt der Aktion sei auch gewesen, „dass Menschen, die ihre Sachen achtlos in der Umwelt entsorgen, darauf aufmerksam gemacht werden, dass unsere Umwelt nicht deren Mülleimer ist“, betont Christina Schmid.
Für sie und Anita Parusel ist klar, dass es eine Fortsetzung der Müllsammelaktion geben wird. Als Termin ist ein Samstag Mitte Oktober geplant. Das genaue Datum wird rechtzeitig vorab bekanntgegeben. Inzwischen erhalten sie bereits Anfragen von Menschen aus Bayern, dem Bodenseeraum und dem Raum Stuttgart, die ihnen nacheifern wollen und ebenfalls niederschwellig zu Müllsammelaktionen aufrufen wollen.