Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Das sagen Friseure aus Laupheim und Schwendi zur Testpflicht
Die seit Montag geltende Testpflicht wirkt sich auch auf Jona Herrmann aus. Der Friseur aus Schwendi erzählt: „Gut 90 Prozent meiner Kundschaft, die in der laufenden Woche einen Termin hatten, mussten wieder absagen.“Das bedeute für den Betrieb mit vier Angestellten finanzielle Einbußen. Auch macht er sich Sorgen, dass durch die Testpflicht die Schwarzarbeit beim Haareschneiden zunehmen könnte. Schnelltests einzusetzen sieht Herrmann grundsätzlich positiv: „Das gibt zusätzlich Sicherheit und ist dadurch zum Vorteil aller.“Allerdings gebe es in der Nähe nicht genügend Testmöglichkeiten. „Bei uns in Schwendi ist das Schnelltestzentrum am Mittwochabend und Samstagvormittag geöffnet“, erklärt er. Das mache es schwierig, ein tagesaktuelles Testergebnis vorzulegen, besonders für ältere, weniger mobile Menschen. Herrmann glaubt, dass sich die Testpflicht negativ auf die Zahl seiner Kunden auswirkt. „Vielen dürfte der Aufwand zu groß sein, sich nur für einen Haarschnitt testen zu lassen.“Möglicherweise werde der Anreiz dafür größer, sobald nach einem Schnelltest ein Kino- oder Gaststättenbesuch möglich ist. Die Rückmeldungen seiner Kunden reichten von Kritik an den Regeln der Regierung bis zu Empörung darüber, dass es zu wenig Testzentren in der Nähe gebe.
Dass nicht alle Kunden Verständnis ● für die schärferen Regeln haben, spürt auch Friseur Harry Weber aus Laupheim im Moment besonders. „Manche sind am Telefon richtig ausfällig geworden, haben mich und meine Mitarbeiterinnen beschimpft – als ob wir die Regeln selbst gemacht hätten“, sagt er. Etwas Derartiges habe er noch nie erlebt. „So ist das Gesetz, und deswegen halten wir uns alle daran.“
Etwa 40 Prozent seiner Kundinnen und Kunden haben den Friseurtermin aufgrund der neuen Regelungen abgesagt. Die, die direkt am Dienstag zum Termin erschienen sind, hatten alle ein negatives Testergebnis dabei. „Es gibt auch viele, für die ist das okay“, sagt Weber. Auch er selbst sieht in den Regeln etwas Positives: „Es gibt auch uns Friseuren eine gewisse Sicherheit. Wir wissen, dass unsere Kunden nicht infiziert sind.“Er selbst und seine acht Mitarbeiter testen sich dreimal pro Woche. „Das geht schnell, daher sehe ich darin grundsätzlich kein Problem“, sagt Weber. Außerdem sei Laupheim, was die Testzentren angeht, sehr gut aufgestellt – Bürgerinnen und Bürger können sich an jedem Tag die Woche testen lassen. „Außer am Montag, da kann es schwierig werden“, sagt der Friseur. Unfair findet Weber allerdings, dass in Bayern ein Friseurbesuch ohne negatives Testergebnis möglich ist. „Wir leben hier in einer Grenzregion. Die Kunden weichen dann nach Illertissen oder Neu-Ulm aus“, befürchtet er. (sisc/hb)