Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Videokonferenz zum 1. Mai mit brandaktuellen lokalen Bezügen
In der Corona-Pandemie wählt der DGB dieses Jahr ein Online-Format – Ein Thema ist die Situation bei Diehl Aviation und MSR
LAUPHEIM - Zum zweiten Mal in Folge fällt die traditionelle Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) zum 1. Mai im Laupheimer Rathaus wegen der Corona-Pandemie aus. Stattdessen gibt es am Montag, 26. April, eine öffentliche Online-Videokonferenz zum Thema „Arbeitsplätze sichern statt Managementfehler ausbaden“– mit brandaktuellen lokalen Bezügen. Beginn ist um 18 Uhr.
„In der derzeitigen schwierigen Situation müssen wir in Laupheim zum ,Tag der Arbeit’ unbedingt etwas anbieten“, sagt Antje Trosien, Gewerkschaftssekretärin des DGB Südwürttemberg in Ulm. Gemeint sind der drohende massive Verlust von Arbeitsplätzen beim Flugzeugausstatter Diehl Aviation und das offenbar besiegelte „Aus“für den Autozulieferer MSR. Diehl will wegen der Krise der Luftfahrtindustrie bis zu 1400 Stellen an den deutschen Standorten streichen, davon mehr als 600 in Laupheim. Seit Februar verhandeln Konzernleitung, Konzernbetriebsrat und IG Metall über den geplanten Personalabbau. Bei MSR
Erstmals online: die Vorveranstaltung des DGB in Laupheim zum 1. Mai. läuft die Ausproduktion, parallel dazu werden immer mehr der vor Kurzem noch rund 240 Beschäftigten gekündigt.
Wie empfinden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Situation, was können die Betriebsräte tun, was die Politik, und wie können Tarifverträge Arbeitnehmer bei Transformationsprozessen
unterstützen? Diese Fragen möchte Antje Trosien in der Videokonferenz diskutieren mit dem Betriebsratsvorsitzenden bei Diehl Aviation, Dieter Kramer, seinem Kollegen bei MSR, Klaus Sandmaier, mit Nicolas Bauer vom Transformationsteam der IG Metall Baden-Württemberg, und Jonas Lang, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft BergbauChemie-Energie.
Das Management von MSR müsse sich kritische Fragen gefallen lassen, sagt Antje Trosien – „da standen meines Erachtens nicht so sehr die Belegschaft und die Firma im Fokus, sondern vor allem persönliche Interessen“. Die Beschäftigten hätten über einen langen Zeitraum gekämpft und immer wieder Opfer gebracht, auch schon in der Vorgängerfirma Lindenmaier, um den Betrieb am Leben zu erhalten – „dass es weiterging, ist nicht zuletzt ihnen zu verdanken“. Bei Diehl könne einen der Verdacht beschleichen, so Trosien, dass die Konzernleitung auch über die coronabedingten Schwierigkeiten hinaus Personal abbauen wolle.
Bei der vorgezogenen Veranstaltung zum 1. Mai „wollen wir Wege aufzeigen, wie Beschäftigung auch für die Zukunft gesichert werden kann“, sagt die Ulmer DGB-Sekretärin. „Aber man muss diese Wege rechtzeitig beschreiten, nicht erst, wenn das Kind im Brunnen liegt.“Ein Stichwort dazu laute: Transformation. Weiterbildung und Umqualifizierung der Mitarbeiter könnten dafür sorgen, dass es beruflich weitergeht, möglichst in der angestammten Firma. „Dazu braucht es aber den Willen des jeweiligen Unternehmens, die Belegschaft zu halten und dafür Geld in die Hand zu nehmen.“
Die Zugangsdaten zur Online-Veranstaltung des DGB am 26. April: https://igmetall.zoom.us/j/ 98783028022