Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Tatort Maschinenhalle
Auch in Unlingen wurden teure landwirtschaftliche Steuerungsgeräte gestohlen
UNLINGEN - Ganz gezielt haben es derzeit Diebe auf Steuerungsgeräte von landwirtschaftlichen Maschinen abgesehen. Vorige Woche wurde in eine Halle von Kartoffelbauer Albert Daiber in Bad Schussenried eingebrochen, um an die teuren Geräte zu kommen. Auch in der Gemeinde Unlingen gab es zwei solche Vorfälle. Der Schaden ist beträchtlich. Ob die Fälle miteinander in Zusammenhang stehen, wird von der Polizei geprüft.
„Aus ermittlungstaktischen Gründen“habe man die Diebstähle in Unlingen vom letzten März-Wochenende nicht publik gemacht, erklärt die Polizei auf Anfrage. Begangen wurden sie nämlich bereits am letzten März-Wochenende. Für Kurt Schelkle ist das nicht so recht nachvollziehbar. Vielmehr hätte es möglicherweise den Einbruch in Schussenried verhindern können, wäre der Landwirt vorgewarnt gewesen, glaubt er. Schelkle ist selbst Opfer von Dieben geworden, wie er jetzt der SZ berichtet. „35 Jahre lang ist nichts passiert“, sagt der Geschäftsführer des landwirtschaftlichen Lohnunternehmens HummlerSchelkle. Er hätte nie mit solch dreistem Vorgehen auf seinem Betriebsgelände gerechnet – bis zum Wochenende 27./28. März. Da schlugen die Diebe bei ihm zu. An einem Häcksler und an einem Traktor wurde jeweils ein Steuerungsgerät samt Display gestohlen. Der Wert liegt bei etwa 25 000 Euro. Was neben dem finanziellen Schaden noch ärgerlich ist: Neue Geräte müssen wieder neu installiert und die Daten jeweils frisch eingepflegt werden. Erst ein paar Tage zuvor habe er auch neue Updates aufgespielt, sagt Schelkle.
Schelkle weiß noch nicht, ob der Schaden von seiner Versicherung, abzüglich Selbstbeteiligung, übernommen wird. Die Fahrzeuge waren zwar verschlossen, aber in einer offenen Halle abgestellt. Er überlege sich nun, das Betriebsgelände rundum einzuzäunen, was eine erhebliche Investition bedeute. Für ihn sei es jetzt erst einmal mit der ländlichen Ruhe vorbei. „Seither schlafe ich nicht mehr gut“, berichtet er. „Sobald der Hund bellt, stehe ich auf.“Der Hofhund habe wohl auch an jenem Wochenende angeschlagen. „Aber der bellt auch, wenn ein Fuchs oder Marder da ist.“Die Vorstellung, dass sich jemand auf dem Betriebsgelände herumtreiben könnte, bereite ihm großes Unbehagen.
Am selben Wochenende wurde auch bei einem Landwirt in Unlingen eingebrochen, um Steuerungsgeräte zu stehlen. Ein Fahrzeug sei mit einem Dietrich geöffnet, das andere aufgebrochen worden, berichtet dieser. Die Aufbruchspuren seien aber durchaus auch von Vorteil gewesen: „Da sieht die Polizei wenigstens, dass abgeschlossen war.“Das kann für die Meldung bei der Versicherung relevant sein. Er vermute einen Fall von Auftragskriminalität: „Alles andere haben sie nämlich liegen lassen.“Insbesondere diverse Akku-Werkzeuge seien für die Täter offenbar nicht von Interesse gewesen.
Auch beim Bauernverband Biberach-Sigmaringen vermutet man ein System. Kreisobmann Gerhard Glaser berichtet von einem ähnlichen Fall im vorigen Jahr bei der Firma Zürn-Heber-Kröll Landtechnik. In der Landwirtschaft werden solche Steuerungsgeräte immer beliebter. Der stellvertretende Vorsitzende Heinz Scheffold schätzt, dass mittlerweile jeder zweite Schlepper mit diesem Extra ausgestattet wird. Bei neuen Traktoren werde es bis in zwei oder drei Jahren ein ähnlicher Standard sein wie das Navi bei Autos. Es sei ein großer Schritt in Richtung satellitengesteuertes autonomes Fahren. Allerdings sei es „drei Nummern genauer“als herkömmliche Navis, ermögliche das millimetergenaue Einhalten von Fahrspuren: „Das ist so scharf wie vom Vermessungsamt.“Der Nachteil sei, dass die Geräte von Insidern in ein paar Minuten ausgebaut werden können. Zudem sind sie für den Transport klein und handlich – und derzeit noch sehr teuer.
In allen genannten Fällen wurden die Diebstähle erst relativ spät entdeckt: Die Täter sind offenbar schnell und geräuschlos vorgegangen und haben bei der Tat ansonsten kaum Schaden angerichtet. Scheffold vermutet, dass die Tatorte vorher gezielt ausgekundschaftet worden sind. In Schussenried sind jetzt zumindest Fußspuren gesichert worden.
TRAUERANZEIGEN