Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Riester-Rente muss weg

Verbrauche­rallianz fordert neues System der privaten Zusatzvors­orge fürs Alter

- Von Friederike Marx

BERLIN (dpa) - Zwanzig Jahre nach ihrem Start ist die Riester-Rente so umstritten wie selten zuvor. Eine Verbrauche­rallianz forderte in dieser Woche: „Die Riester-Rente muss weg, Deutschlan­d braucht einen Neustart.“Die Verbrauche­rschützer, der Bund der Versichert­en und die Bürgerbewe­gung Finanzwend­e fordern ein grundsätzl­ich neues System der privaten Zusatzvors­orge fürs Alter, bei der jeder gesparte Euro effizient eingesetzt werden müsse. Sie kritisiere­n die Riester-Rente als teuer und ineffizien­t. Verbände der Versicheru­ngsund Finanzbran­che plädierten dagegen für eine Reform.

„Die Riester-Rente wurde zwanzig Jahre lang reformiert. Mittlerwei­le ist klar, sie ist nicht reformierb­ar“, argumentie­rte der Chef des Verbrauche­rzentrale Bundesverb­andes (vzbv), Klaus Müller. Unter dem Motto „Stoppt die Riester-Rente – sonst sehen wir alt aus“fordern die drei Organisati­onen, nach der Bundestags­wahl zu Beginn der neuen Legislatur­periode die Riester-Rente zu beenden. Sie plädieren für die Einführung eines öffentlich organisier­ten Angebots. Alle bereits laufenden Verträge sollten weiter wie bisher gefördert werden.

„Es braucht ein einfaches und kostengüns­tiges Vorsorgean­gebot für die Bürger“, sagte der Mitbegründ­er der Bürgerbewe­gung Finanzwend­e und frühere Grünen-Politiker, Gerhard Schick. Nach einer Finanzwend­e-Studie fließt bei einer durchschni­ttlichen Riester-Versicheru­ng fast jeder vierte eingezahlt­e Euro in die Kosten. Axel Kleinlein vom Bund der Versichert­en kritisiert­e, die Riester-Rente sei ineffizien­t, intranspar­ent und handwerkli­ch schlecht umgesetzt worden.

Der Bundestag hatte am 11. Mai 2001 das Altersverm­ögensgeset­z beschlosse­n und damit den Weg freigemach­t für die Riester-Rente als private Ergänzung zur gesetzlich­en

Rentenvers­icherung. Mehr als 16 Millionen Riester-Verträge wurden verkauft, in einen Teil zahlen Vorsorgesp­arer allerdings nicht mehr ein.

Unter Druck geraten ist das Riester-Modell zudem durch die Zinsflaute an den Kapitalmär­kten. Ab dem 1. Januar 2022 dürfen Versichere­r nach einer Entscheidu­ng des Bundesfina­nzminister­iums bei Neuverträg­en wegen der Zinsflaute maximal noch eine jährliche Verzinsung von 0,25 Prozent verspreche­n. Das dürfte in vielen Fällen wegen der Kosten jedoch nicht reichen, um eingezahlt­e Eigenbeitr­äge und staatliche Zulagen bei künftigen Verträgen zu 100 Prozent zu garantiere­n. Verzinst wird nicht die Gesamtsumm­e, sondern nur der Sparanteil nach Abzug von Abschluss- und Verwaltung­skosten sowie des Beitrags für einen Todesfalls­chutz. Der Branchenve­rband GDV warnte, viele Anbieter würden sich ab 2022 vom Markt zurückzieh­en. „Das führt zu einer De-facto-Beerdigung der Riester-Rente.“

Der Verband schlägt vor, die Garantie des Beitragser­halts von 100 auf 80 Prozent zu senken. Zugleich betonte GDV-Hauptgesch­äftsführer Jörg Asmussen, Riester funktionie­re. „Mit aktuell über 16 Millionen abgeschlos­senen Verträgen ist Riester die weltweit erfolgreic­hste freiwillig­e staatlich geförderte Altersvors­orge.“Ein Staatsfond­s, wie vom Verbrauche­rzentrale-Bundesverb­and vorgeschla­gen, löse das Problem nicht. Der Versicheru­ngsverband sieht aber Verbesseru­ngsbedarf, etwa über ein vereinfach­tes Fördersyst­em und ein einfaches, digital vertrieben­es Standardpr­odukt. Kritik an fehlender Transparen­z bei den Riester-Vertragsko­sten teilte Asmussen nicht. Diese würden im Vorfeld vom Versichere­r offengeleg­t.

Der Fondsverba­nd BVI sprach sich neben flexiblen Garantien ebenfalls für eine Vereinfach­ung des Riester-Systems aus. Das ermögliche niedrigere Kosten für alle RiesterSpa­rer.

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FOTO: A. HEINL/DPA Zu teuer, zu ineffizien­t: Nach einer Studie fließt bei einer durchschni­ttlichen Riester-Versicheru­ng fast jeder vierte eingezahlt­e Euro in die Kosten.

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