Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ein Leben für den Fußball
Rosi Fröhlich: Seit fast 40 Jahren am Ball und seit 25 Jahren für den Verband aktiv
BAD SAULGAU/VERINGENSTADT Rosi Fröhlich und Fußball: Eine Geschichte, die seit fast vier Jahrzehnten andauert. Zunächst spielte die heute 57-Jährige für den TSV Vilsingen und feierte Erfolge. Seit 25 Jahren arbeitet sie auch für den Württembergischen Fußballverband (WFV), als Trainerin, Stützpunktleiterin und Funktionärin. Für dieses Engagement wurde sie vom WFV jetzt geehrt.
Rosi Fröhlich kam einst über einen Umweg zum Fußball. In den Siebzigerjahren begann sie als Leichtathletin. „Meine Lieblingsdisziplin war das Kugelstoßen und der Schlagballweitwurf“, erinnert sie sich. Quasi nebenbei betreute sie die Jugend-Leichtathletikgruppe des TSV Veringenstadt. Doch dann zog sie der Fußball in ihren Bann. Vor allem dank ihrer drei Onkel, Adelbert Göggel, Bernhard Göggel und Thomas Göggel. „Sie haben mich zum Fußball mitgenommen. Mein Onkel Bernhard war ja auch mal Trainer beim TSV Vilsingen. Mit 18 habe ich selbst meinen ersten Spielerpass unterschrieben, als kein Erziehungsberechtigter mehr unterschreiben musste“, sagt Rosi Fröhlich und lacht. So ganz glücklich über ihre Neigung zum Fußball sei der Vater nicht gewesen, gesteht sie. Wohl auch, weil der Frauenfußball noch in den Kinderschuhen steckte. Kleine Vereine wie der TSV Vilsingen konnten mit den Großen noch mithalten. So sicherte sich 1982/1983 Vilsingen den württembergischen Meistertitel, qualifizierte sich für die deutsche Endrunde, ausgetragen als K.-o.-Runde. Vilsingen traf auf das badische Aushängeschild Klinge Seckach, mit Silvia Neid, die am Beginn ihrer Karriere stand. Rosi Fröhlich erinnert sich gerne an die großen Momente, auch wenn sie in ihrem zweiten WFV-Pokalfinale in und gegen Sindelfingen ihren Kreuzbandriss erlitt, der ihre Spielerkarriere beendete.
Rosi Fröhlich wurde Trainerin. Sie betreute Jungen und Mädchen in ihrem Heimatverein, zog aber schnell die Aufmerksamkeit der Bezirksverantwortlichen auf sich. Siegfried Hummel, später langjähriger Wegbegleiter, erinnert sich: „1985 fand in Allmendingen das AJugend-Hans-Schwager-Gedächtnisturnier statt. Hier spielte der TSV Veringenstadt mit. An der Seitenlinie stand als Trainerin eine junge Dame mit viel Engagement: Rosi Fröhlich.“Ein ganzes Jahrzehnt versuchte Hummel, Fröh- lich als Mitarbeiterin für den Bezirk zu gewinnen. 1995 hatte er Erfolg. „Siggi Hummel und Julius Neher haben mich überzeugt, im Bezirk mitzuarbeiten“, erinnert sich die Umworbene. Fröhlich wurde Jugendstaffelleiterin und 1998 Mädchenreferentin im Bezirk. 1999 machte sie der Verband zur Staffelleiterin der Frauen-Landesligen.
Leidenschaft aber blieb das Traineramt, vor allem, junge Talente auszubilden. „Zu Beginn habe ich für den WFV als Betreuerin bei der Regionalfördergruppe gearbeitet“, erinnert sich Fröhlich. 1999 absolvierte sie die B-Trainerlizenz. 2001 übernahm Rosi Fröhlich schließlich die Leitung des Stützpunkts und die Regionalfördergruppe Süd, die sie bis heute trainiert. Seit 1998 ist sie zusätzlich beim WFV als Co-Trainerin und Betreuerin bei WFVMädchenauswahlen
eingesetzt und vertrat dabei oft den zuständigen Verbandssportlehrer. In dieser Zeit lernte Rosi Fröhlich viele namhafte Trainer kennen, die sie nachhaltig prägten. Wie Dirk Mack, später bei der TSG Hoffenheim und heute in China tätig. Oder Ralf Rangnick. „Es war interessant, von solchen Trainern zu lernen. Schon damals hat der WFV das ballorientierte Spiel forciert“, sagt Rosi Fröhlich.
Fröhlich war in den folgenden Jahren als Instruktorin im Lehrstab des WFV tätig, schulte Trainer im E- und F-Jugendbereich, war Bezirkstrainerin der männlichen Jugend. Sie half, die Talentfördergruppe Donau-Riss ins Leben zu rufen und war als Stützpunkttrainerin in Unlingen tätig. Rund 50 volle Arbeitstage steckt sie noch immer im Jahr in den Fußball. „Interessant waren auch die vielen Ausfahrten und Aufenthalte bei Trainingslagern im Ausland“, sagt Rosi Fröhlich. „Das hat den Zusammenhalt unter den Mädchen, aber auch unter den Eltern gefördert und geprägt.“Überhaupt gefalle ihr am Fußball der Zusammenhalt, die mannschaftliche Geschlossenheit, so Fröhlich.
Ihre Tätigkeit am DFB-Stützpunkt in Unlingen unterbrach sie für ein Jahr, als sie in der Saison 2012/ 2013 die B-Juniorinnen des SV Alberweiler in der Bundesliga coachte. „Ich wollte nicht in einen Konflikt kommen, dass es von den kleineren Vereinen heißt: Du wirbst für den SV Alberweiler unsere besten Spielerinnen ab“, erinnert sich Rosi Fröhlich. Das Jahr selbst sei anstrengend gewesen. „Wir hatten weite Auswärtsfahrten, mussten alleine zweimal nach Frankfurt, zur Eintracht und zum FFC. Teilweise sind wir morgens um fünf Uhr aufgebrochen und waren nachts um zwölf wieder zu Hause.“Nach einem Jahr wandte sich Fröhlich wieder der Förderung von Talenten aus der Region zu.
Viele Talente gingen dabei durch ihre Hände. Wie die spätere BayernSpielerin Nicole Rolser. „Sie war schon damals zielstrebig, kümmerte sich um ihre Regeneration. Ihr musstest du nicht viel sagen. Schade, dass sie verletzungsbedingt ihre Karriere so früh beenden musste.“Oder Melanie Leupolz. „Sie habe ich in der Regionalfördergruppe trainiert“, erinnert sich Rosi Fröhlich. Aktuelles Beispiel ist Nailatou Sadikou aus Bad Saulgau, die eine Einladung zum DFB-Sichtungslehrgang erhielt und ebenfalls zusätzlich zum Vereinstraining in den Fördermannschaften des WFV trainiert. Es sei wichtig, dass auch die Mädchen am Stützpunkt trainieren könnten, so Fröhlich. Doch allgemein werde es immer schwieriger, Talente zu finden. „Früher hattest du die Möglichkeit, unter 50, 60 Mädchen eines Jahrgangs auszuwählen, heute sind es vielleicht noch 20. Die Mannschaft stellt sich oft von selbst auf“, sagt Fröhlich.
Daher begrüßt sie es, dass sich auch der VfB Stuttgart inzwischen dem Frauenfußball verschreibt. Bislang habe man zwar versucht, Talente beispielsweise über den Olympiastützpunkt Stuttgart in Württemberg zu halten, aber irgendwann seien die eben auch weg. „Freiburg, Hoffenheim, oder noch weiter. Es ist wichtig, dass wir hier, im WFV, ein Zugpferd wie den VfB haben.“Und auch dem Zugpferd wird Rosi Fröhlich weiter gerne Talente „liefern“.
„Mit 18 habe ich selbst meinen ersten Spielerpass unterschrieben, als kein Erziehungsberechtigter mehr unterschreiben musste.“
Rosi Fröhlich