Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Laupheimer Hubschrauber im Evakuierungs-Einsatz
Zwei Maschinen und 13 Soldaten unterstützen KSK in Afghanistan – Weiter Ansturm auf den Flughafen in Kabul
LAUPHEIM - Zwei Hubschrauber der Luftwaffe werden ab diesem Samstag für die Evakuierungsoperation am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul eingesetzt. Nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“kommen die leichten Helikopter des Typs H-145-M, die für Einsätze wie des Kommando Spezialkräfte (KSK) beschafft wurden, und ihre 13köpfige Besatzung sowie Techniker vom in Laupheim (Landkreis Biberach) stationierten Hubschraubergeschwader 64. Innerhalb der Bundeswehr verfügt nur das Laupheimer Geschwader über Hubschrauber dieses Typs.
Die Maschinen waren am Donnerstag zum Fliegerhorst Wunstorf in Niedersachsen gebracht worden. In der Nacht zu Samstag sollte ein Transportflugzeug vom Typ A-400-M sie und die Besatzungen nach Kabul bringen.
Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, denkbar seien Einsätze zur Rettung einzelner Menschen aus „Gefahrenlagen“oder deren Abholung von abgelegenen Orten. Die Maschinen sollen ebenso für den Lufttransport für Personen von vereinbarten Sammelpunkten aus dem Stadtgebiet von Kabul zum gesicherten militärischen Bereich am
Flughafen genutzt werden. Die Helikopter sollten dafür sorgen, dass die Bundeswehr vor Ort ein „erweitertes Handlungsspektrum“erhalte.
Die Helikopter werden von zwei Piloten geflogen und können bis zu neun Passagiere befördern. In Kabul dürften jeweils zwei oder drei KSKSoldaten auf den Flügen dabei sein.
Der deutsche Kommandeur der Evakuierungsaktion, Brigadegeneral Jens Arlt, hatte die Helikopter in Abstimmung mit US-Militärs angefordert, weil diese nur über schwerere Maschinen verfügten. „Im urbanen
Umfeld“werde kleineres Fluggerät gebraucht, sagte Generalinspekteur Eberhard Zorn. Er betonte, die Hubschrauber seien für Operationen in Einzelfällen vorgesehen, nicht als ein „Taxi-Service“zum Flughafen.
Bis Freitagmittag wurden laut Verteidigungsministerium 1645 Menschen aus 38 Ländern durch Flugzeuge der Bundeswehr ausgeflogen. Neben Deutschen sowie Afghaninnen und Afghanen waren darunter auch mehr als 100 Menschen aus anderen EU-Staaten sowie 160 weitere aus Drittstaaten.
Trotz aller Gefahren hielt der Ansturm von Menschen, die auf das Flughafengelände gelangen wollen, den fünften Tag in Folge an. TalibanKämpfer feuerten am Eingang zum zivilen Teil des Flughafens in die Luft und schlugen mit Peitschen, um die Leute zu vertreiben.
Der deutsche Diplomat und Regierungsbeauftragte Markus Potzel verhandelte laut Auswärtigem Amt weiterhin in Doha mit Vertretern der radikalislamischen Taliban. Dabei habe es in ersten Gesprächen „positive Signale“hinsichtlich des freien Zugangs zum Kabuler Flughafen gegeben, sagte der Sprecher.
Potzel habe zudem die Taliban aufgefordert, ihren verbalen Bekenntnissen zu Menschenrechten und Medienfreiheit Taten folgen zu lassen. Er habe ihnen gegenüber dabei auch auf Berichte verwiesen, die daran zweifeln ließen.
Derweil haben die Außenminister der 30 Nato-Staaten die neuen Machthaber in Afghanistan vor einer Zusammenarbeit mit internationalen Terroristen gewarnt. Man habe 20 Jahre lang erfolgreich verhindert, dass Terroristen Afghanistan als einen sicheren Rückzugsort für die Initiierung von Anschlägen nutzen könnten, heißt es in einer am Freitag nach einer Videokonferenz veröffentlichten Erklärung.