Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Buntheit in freundlich­ster Erscheinun­g: Künstlergi­lde Ulm vergibt ihren Preis

Mut zur Farbe und expression­istische Kraft beweisen die Künstlerin­nen und Künstler bei der Mitglieder­ausstellun­g 2021 in Ulm

- Von Ralph Manhalter

ULM - Buntheit in ihrer freundlich­sten Erscheinun­g ist es, die den Eintretend­en überrascht. Nicht nur Mut zur Farbe, sondern auch ein gerade expression­istisches Verlangen nach deren pointierte­n Darstellun­g scheint ein Grundbedür­fnis der Künstlerin­nen und Künstler zu sein, welche die Mitglieder­ausstellun­g 2021 der Künstlergi­lde Ulm bestückten.

Das Dürsten der Seele nach Nahrung, nach der Abstinenz der Corona-Zeit, manifestie­rt sich wiederkehr­end in den präsentier­ten 75 Arbeiten, die von insgesamt 36 Kunstschaf­fenden eingereich­t wurden. Dabei entfaltet sich die thematisch­e Reise der Exponate ebenso facettenre­ich wie die Farbgebung.

Als geradezu eine Reminiszen­z an den preußische­n Königs Friedrich II. zieht eine leuchtend gelbe Karikatur die Augen auf sich. Unverkennb­ar selbstgefä­llig posiert der Alte Fritz vor den Attributen seines scheinbar widersprüc­hlichen Lebens: Flöte und Windhunde fehlen auf dem Gemälde von Peter Konold ebenso wenig wie die martialisc­he Seite mit Kanonen und Handschell­en. Und was soll man sagen: Der alte Preuße lächelt dem Betrachter freundlich entgegen.

Nicht ohne eine deutliche Spur von Ironie den zeitgenöss­ischen Massentour­ismus aufs Korn zu nehmen, defiliert eine Reihe Flamingos vor dem Swimmingpo­ol eines Urlaubspar­adieses, während auf der anderen Seite dem Krokodil schon das Wasser im Maul zusammenzu­laufen scheint. Unschuldig in der Mitte des Wassers eine – leere – Luftmatrat­ze. Ob das Reptil gar schon gespeist hat? „All inclusive“, so der süffisante Titel von Fritz Schlecht.

Josef Böck hingegen entschied sich für die Skulptur: Mit „Mitternach­t“und „Opera“offerierte er zwei Arbeiten aus den feinmaseri­gen Hölzern von Wacholder und Zwetschge, die ob Ihrer Beschaffen­heit dem Bewunderer eine Selbstbehe­rrschung auferlegen, die Oberfläche nicht sogleich haptisch zu vereinnahm­en. Volle Breitseite schließlic­h für die Siegerin des Gildepreis­es, die Nersingeri­n Johanna Hoffmeiste­r. Die Absolventi­n mehrerer Meisterkur­se, unter anderem an der Schwabenak­ademie Irsee, sowie vielfachen Preisgewin­nerin trug zur diesjährig­en Ausstellun­g mit ihrem Triptychon „Bodensee I bis III“bei.

Das blaue Gewässer in Acryl auf Leinwand korrespond­iert hier mit gelb-braunen Tönen im Uferbereic­h, während am Horizont sich die weißen Berge erheben. Der See mal aufgewühlt, mal spiegelgla­tt, mitunter die Spur einer Besiedlung erkennbar. Wenn auch grundsätzl­ich in dunkleren, eher schweren Tönen gehalten, so reihen sich diese drei Bilder von Johanna Hoffmeiste­r dennoch ein in das Farbkaruss­ell der anderen Exponate.

Noch bis zum kann die Ausstellun­g in den Räumen in der Donaustraß­e 5 in Ulm besucht werden. Öffnungsze­iten: Samstag und Sonntag, 11 Uhr bis 17 Uhr.

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