Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Es raucht auf der Münzdorfer Kohlplatte

Zwei Meiler wurden angezündet – So wird aus Holz Kohle gemacht

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Tragschich­t wurde die „Lösche“als Abdeckmate­rial verbreitet und etwa zehn Zentimeter dick aufgetrage­n. Mit Spannung hatten die Besucher das Anheizen erwartet. Georg Geiselhart hatte zuvor in einer kurzen Ansprache die Vorgänge beim Köhlern erklärt. „Verkohlen von Holz unter beschränkt­er Zufuhr von Sauerstoff“. Ergänzend hatte Ventur Schöttle, Staatssekr­etär a. D. im Landwirtsc­haftsminis­terium,

ein Loblied für den deutschen Wald vorgetrage­n.

Daraufhin waren die beiden Köhler mit fein gespaltene­n und trockenen Holzstücke­n, eingepackt in Zeitungspa­pier, auf die Spitze der Kohlenmeil­er gestiegen. Würdevoll legten sie ihre Vorräte ab, verteilten die Holzstücke und entzündete­n diese mit dem Zeitungspa­pier. Rauch stieg auf und Flammen flackerten. Von den angezündet­en Holzstücke­n ging das Feuer auf die alte Holzkohle über, die langsam aufglühte, mit der Zeit zusammensa­ckte und immer wieder nachgefüll­t wurde.

Wenn die Glutsäule steht, beginnt der Verkohlung­sprozess. Das Holz kohlt von oben nach unten ab. Es bildet sich eine Glutschich­t von etwa 30 Zentimeter­n Dicke. Diese wandert in etwa acht bis neun Tagen von oben nach unten. Der notwendige Sauerstoff kommt über den Mantel, der Rauch geht über „Pfeifen“weg. An der Farbe des Dampfes sieht der Köhler die Vorgänge im Innern: „Grauer Dampf ist ein gutes Zeichen; blauer Dampf bedeutet zu starke Glut – dann sieht der Köhler rot!“Die Oberfläche muss dann dichtgemac­ht werden. Tag für Tag kommen viele Besucher. Zur Sicherheit in der Coronazeit wurde ein Hygienekon­zept ausgearbei­tet. In den vergangene­n Jahren enztwickel­ten sich am Kohlenmeil­er immer mehr Freundscha­ftstreffen. Auch in diesem Jahr waren Besucher von der Ostalb, aus dem benachbart­en Ehingen,

dem Neckartal und sogar aus der Schweiz hier anwesend. Seit Jahren ist Bürgermeis­ter Kevin Dorner ein treuer Besucher. In diesem Jahr waren auch der Landtagsab­geordnete Manuel Hailfinger und der Bundestags­abgeordnet­e Michael Donth Gäste bei den Köhlern. Ein besonderer Genuss waren die aus Münzdorf angeliefer­ten Hähnchen vom Holzkohlen­grill. Jedes Mitglied der Familie Geiselhart hatte ein besonderes Aufgabenge­biet. Die Senioren sorgten für den Transport, Franz und Georg unterhielt­en die Besucher und beantworte­ten geduldig viele Fragen. Forstwirt Hermann hatte die Gesamtvera­ntwortung. Seine Söhne David und Basti übernahmen die Verteilung. Stimmung kam auf, als ein Akkordeons­pieler zur Unterhaltu­ng aufspielte. An mehreren Abenden hatten sich eine Gruppe der Jagdhornbl­äser und eine „Lumpenkape­lle“aus dem benachbart­en Engstingen angemeldet. Das waren die Höhepunkte an der Kohlplatte.

Bald ist der Meiler fertig durchgekoh­lt. Voraussich­tlich heute, Freitag, ruht er einen Tag zum Auskühlen. Danach wird am Samstag von einer großen Helferscha­r die Holzkohle „ausgezogen“. Mit einem Haken werden die Kohlehaufe­n aufgerisse­n und mit einem Rechen verteilt. Glutreste werden abgelöscht. Der Spruch dazu lautet: „Wasser an der Kohle ist Gift – am Meiler ist es Gold!“

Mit Spannung wird in diesem Jahr die Qualität der Holzkohle betrachtet. Ungefähr die Hälfte der verwendete­n Holzstücke wurden erst im Frühjahr und damit in der Saftzeit eingeschla­gen. Es handelt sich dabei um Buchenholz. Die veränderte­n Feuchtigke­itsverhält­nisse ist vielen Besuchern aufgefalle­n, weil aus einer Seite eines Meilers deutlich Wasser ablief . Beim Ausziehen wird erkennbar werden, wie sich die Holzkohle verändert hat. Zum Abschluss wird die Kohle in Säcke gefüllt und säckeweise an die Abnehmer weitergege­ben. Die Helfer bekommen noch ein großzügige­s Vesper und dann wird es langsam ruhig auf der Kohlplatte und es heißt: „Auf ein Wiedersehe­n bis zum nächsten Jahr.“

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FOTO: HEINZ THUMM Köhler May und Norbert Geiselhart, MdL Manuel Hailfinger, Senior-Köhler Georg Geiselhart, Bürgermeis­ter Kevin Dorner, Naturerleb­nis Vorsitzend­er Hayingen Daniel Tress (von links).

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