Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die DFL ist alarmiert
UEFA plant Reformen zur Finanzierung der Clubs – Kontrollsystem bereitet der Deutschen Fußball Liga Sorge
KÖLN (SID) - In der Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) schrillen die Alarmglocken. Die geplanten Reformen der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zur Finanzierung der Clubs und deren Kontrolle dürften auch weitreichende Folgen für die deutschen Vereine haben – und diese könnten äußerst unangenehm werden. „Die neuen Ideen sehen unlimitierte Gesamtkosten vor, solange sie durch Investorengelder gedeckt sind. Das lehnen wir strikt ab“, wird Marc Lenz im „kicker“zitiert. Lenz arbeitete mehr als fünf Jahre lang bei der UEFA, seit 2019 verantwortet er bei der DFL die Bereiche Unternehmensstrategie und Internationale Angelegenheiten – und da kommt viel Arbeit auf ihn zu.
Das Financial Fair Play (FFP) soll abgeschafft und durch ein neues Finanzkontrollsystem ersetzt werden.
Unter anderem ist eine Luxussteuer für Clubs im Gespräch, die dagegen verstoßen, dass sie nur noch maximal 70 Prozent ihrer Einkünfte für Spielergehälter ausgeben dürfen. Über diese neue Obergrenze denkt die UEFA zumindest nach.
Laut „kicker“soll es Vereinen auch ermöglicht werden, ihre Schulden über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren zu besonders günstigen Zinsen abzubauen. Wesentlich beunruhigender ist aber die Idee einer Deregulierung von Investorengeldern. Die DFL lehnt in einem Positionspapier „Vorschläge zur Deregulierung/Liberalisierung von Investorengeldern ab“.
Wie die UEFA am Dienstag mitteilte, wird es am 9./10. September in Nyon eine Convention unter dem Titel „Zur Zukunft des europäischen Fußballs“geben. Dort wird unter anderem auch über das FFP diskutiert.
Bestrebungen zu einer Deregulierung gab es offenbar schon im vergangenen Jahr. „Wir haben das nie so offen kommuniziert, aber 2020 waren wir federführend daran beteiligt, dass es das FFP im aktuellen Status quo überhaupt noch gibt“, sagte Lenz. Es habe „klare Intentionen“gegeben, „die Regularien auszusetzen – mit der aus unserer Sicht opportunistischen Begründung der Pandemie und Liquiditätsschwierigkeiten“. Eine zentrale Frage lautet: Welche Erwartungen haben die Investoren? „Investoren mit RenditeErwartung – vielfach in England – präferieren eine Kostenregulierung, denn deren Taschen sind nicht unendlich. Sie möchten wettbewerbsfähig sein, aber in einem vernünftigen Rahmen“, sagte Lenz und ergänzte: „Es gibt aber auch Investoren ohne Rendite-Erwartung. Deren Interesse ist es, aktuell limitierende Regularien aufzuweichen oder abzuschaffen.“Dies würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga weiter schwächen.
Nach den aktuellen Bestimmungen dürfen bei einer Investorensumme von 100 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren nur 25 Millionen für Spieler und Transferkosten genutzt werden. „Die restlichen 75 Millionen Euro fließen in die Jugendentwicklung, Infrastruktur oder andere förderungswürdige Projekte“, so Lenz.
„Die neuen Ideen sehen unlimitierte Gesamtkosten vor, solange sie durch Investorengelder gedeckt sind. Das lehnen wir strikt ab.“
Marc Lenz