Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Die Stimme der Spatzen

Fußball, Regionalli­ga: Hans-Peter Behm feiert beim SSV Ulm 1846 sein 25-jähriges Dienstjubi­läum

- Von Stephan Schöttl

ULM - Der 17. August 1996 ist einer der Tage, an den sich Hans-Peter Behm noch ziemlich genau erinnert. In der Fußball-Regionalli­ga kickte der SSV Ulm 1846 gegen Hessen Kassel, gewann 5:0 – und Behm sprang im Donaustadi­on, angesproch­en von Erich Steer, zum ersten Mal als Ersatzmann bei der Pressekonf­erenz nach dem Spiel ein. Es könnte wahrlich schlechter­e Tage für den Start in ein neues Amt geben. Nach einigen Jahren als Beisitzer und Moderator am Spielfeldr­and übernahm er zur Saison 2004/ 2005 auch noch den Job des alleinigen Stadionspr­echers. Jetzt feiert Behm sein 25-jähriges Dienstjubi­läum.

Eigentlich hatte Behm längst vor, kürzerzutr­eten. Mehrfach, sagt er, habe er sich in den vergangene­n Jahren zum Weitermach­en überreden lassen. Denn der 71-Jährige hat sich weit über die Region hinaus einen Namen gemacht. Behm ist bekannt wie ein bunter Hund. Dank seiner vielfältig­en Gaben. Mal als Karnevalsm­oderator, Auktionato­r oder Zauberer. Mal als Künstler-Agent, Ideengeber für die Ulmer Händler, Vereinsvor­sitzender oder Hobby-Tennistrai­ner. Es war früh klar, dass aus ihm ein erfolgreic­her Entertaine­r werden würde. Schon mit neun Jahren zauberte er in Kindergärt­en und an Geburtstag­en, um sich sein erstes Taschengel­d zu verdienen.

Anekdoten und Erlebnisse, denkwürdig­e Triumphe und historisch­e Niederlage­n gab es in zweieinhal­b Jahrzehnte­n haufenweis­e. Behms Erzählunge­n haben das Zeug zum abendliche­n Blockbuste­r. Das liegt aber auch an der Art des Vortrags. Der 71-Jährige nimmt kein Blatt vor den Mund. Gut, sagt er, sei ihm nicht gut genug. Es sind die Kleinigkei­ten, die den Unterschie­d ausmachen. Nette Botschafte­n, Lob für ausgewechs­elte Spieler, ein spontanes Geburtstag­sständchen über die

Stadionlau­tsprecher oder ein flapsiger Spruch. Behm sagt lachend: „Ich mache alles, solange ich keine Abmahnung vom Schiedsric­hter kriege.“

So weit kam es in 25 Jahren, in denen er übrigens auch genau 25 verschiede­ne Trainer bei den Ulmern erlebte, glückliche­rweise noch nie. Auch peinliche Verspreche­r hielten sich in Grenzen, wenngleich Behm zugibt: „Da sind schon immer mal wieder ein paar Zungenbrec­her dabei. Ich schaue daher vorher zwei, drei Mal über die Aufstellun­g und präge mir die Spielernam­en ein.“Seine Lieblingse­rzählungen spielen überwiegen­d in der Bundesliga-Zeit des SSV Ulm 1846. Die hier zum Beispiel: Die Ulmer hatten ihr Heimspiel gegen den TSV 1860 München mit 3:0 gewonnen, zur Pressekonf­erenz erschienen der damalige Löwen-Manager Karl-Heinz Wildmoser und Trainer Werner Lorant. Behm erzählt: „Wildmoser meinte, das mit der PK sei ja ganz okay gewesen. Aber jetzt könnte doch endlich mal jemand ein paar Weizen organisier­en. Das haben wir gemacht, das Ganze hat fast zwei Stunden gedauert. Absolut einmalig.“

Besonders im Gedächtnis ist ihm neben den Partien gegen Rekordmeis­ter Bayern München, dem 0:9 gegen Leverkusen, Gast-Einsätzen beim benachbart­en FV Illertisse­n und dem deutschen Sieg im Finale der FrauenEM 2001 auch ein Gastspiel des türkischen Klubs Fenerbahce Istanbul geblieben. „Die türkischen Fans haben bei jedem Tor minutenlan­g gesungen, ich bin kaum zu Wort gekommen. Die Stimmung war einzigarti­g“, so Behm.

Als 2005 die Spatzen im DFB-Pokal auf den VfB Stuttgart trafen und mit Trainer Giovanni Trapattoni ins Donaustadi­on kamen, lernte er vorher sogar extra ein paar Brocken Italienisc­h. Trapattoni wollte nach der Partie aber nicht zur Pressekonf­erenz kommen, weil er sich dazu durch die Fanmassen hätte schlängeln müssen. Behm hatte eine Lösung parat: „Ich habe ihm einen weißen Mantel und einen Hut besorgt, so haben wir Trapattoni getarnt und ab durch die Fans in den vollen VIPRaum gebracht.“

Rückblicke­nd wird er auch nachdenkli­ch. Dann etwa, wenn es um Partien geht, die wegen Fan-Tumulten beinahe abgebroche­n worden wären. Oder wenn die drei Insolvenze­n der Ulmer zur Sprache kommen. Behm: „Das war schon bitter. Wie geht das? Schalke 04 hat heute knapp 300 Millionen Schulden, spielt in der Zweiten Liga und kauft sich auch noch teure Spieler. Wir wurden damals bis in die Verbandsli­ga verbannt.“

 ?? FOTO: HORST HÖRGER ?? Hans-Peter Behm ist bei den Ulmer Fußballern seit 25 Jahren am Mikrofon – als Stadionspr­echer, Leiter der Pressekonf­erenzen und Entertaine­r in den Halbzeitpa­usen.
FOTO: HORST HÖRGER Hans-Peter Behm ist bei den Ulmer Fußballern seit 25 Jahren am Mikrofon – als Stadionspr­echer, Leiter der Pressekonf­erenzen und Entertaine­r in den Halbzeitpa­usen.

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