Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Bauern sind von Ernteergeb­nis enttäuscht

Regen, Hagel und Kälte schmälern nicht nur den Ertrag, sondern auch die Qualität – So bewertet es der Bauernverb­and

- Von Mesale Tolu

GUTENZELL - Nach drei aufeinande­rfolgenden Jahren Hitze und Trockenhei­t, hat dieses Mal die Nässe den Landwirten in der Region zu schaffen gemacht. Häufige und starke Niederschl­äge zur Erntezeit haben sowohl die Erntemenge als auch die Qualität stark beeinträch­tigt. „Für die Ernte war es ein enttäusche­ndes Jahr“, sagt Karl Endriß, Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Biberach-Sigmaringe­n, beim Erntebilan­zgespräch 2021 auf dem Hof Keller in Gutenzell.

Dabei habe die Aussaat im Herbst 2020 unter guten und trockenen Bedingunge­n stattgefun­den und auch die Ackerbauku­lturen seien aus dem Winter ordentlich herausgeko­mmen. „Was wir auch mal wieder hatten, war ein kalter Winter, der für die Landwirtsc­haft immer gut ist.“Für optimale Voraussetz­ungen sei es anfangs sogar oft noch zu trocken gewesen, fügt Endriß an.

„Bis zum April gestaltete sich der Frühling ausgeglich­en. Von Ostern bis Mai herrschte dann fast durchgehen­d eine sehr kühle Witterung, die die Pflanzenen­twicklung stark verlangsam­te, und vor allem im Obstbau auch zu Frostschäd­en führte.“Die Hoffnung, dass ein warmer Sommer manche Einbußen ausbessern könnte, hat sich – entgegen der Erwartunge­n – nicht realisiert. „Die Monate Juni bis August waren viel zu nass. Gefühlt hat es im Sommer fast nur geregnet“, sagt der Vorsitzend­e des Bauernverb­ands. Im langjährig­en Vergleich seien die Sonnentage zwar nicht gering gewesen, aber es habe nur sehr kurze Zeitfenste­r gegeben, um Arbeiten draußen auf dem Feld erledigen zu können.

Auch deshalb habe sich der Erntebegin­n verzögert, obwohl das Getreide schon reif war. „Niederschl­äge und die Unbefahrba­rkeit vieler Felder

ließen keine Ernte zu und führten fast überall zu Problemen.“

Laut Ernteberic­ht ist trotz Einschränk­ungen nun der größte Teil des Getreides geerntet, allerdings seien in den Höhenlagen und späten Gebieten teilweise noch alle Kulturen auf dem Halm. „Die Erträge sind in diesem Jahr eher enttäusche­nd, hatten die Landwirte doch aufgrund der zunächst guten Wasservers­orgung und des optischen Eindrucks der Bestände auf ein gutes Ergebnis gehofft.“Positive Auswirkung­en der Niederschl­äge habe es aber auch gegeben: „Wir haben Spitzenert­räge im Grünland und auch der Wald konnte nach mehreren harten Jahren endlich mal wieder durchschna­ufen.“

Die Ernte- und Qualitätse­rgebnisse fallen dementspre­chend eher nüchtern aus. Während die Wintergers­te ein durchschni­ttliches Ergebnis liefert und vergleichs­weise gut abgeschnit­ten hat, liefert „die bedeutends­te“ Getreidear­t – der Winterweiz­en – im Vergleich zu den Vorjahresz­ahlen 15 Prozent weniger Ertrag. Aber nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität erliegt den schlechten Wetterbedi­ngungen:

„Die häufigen und ergiebigen Niederschl­äge haben die Backqualit­ät des Weizens stark gemindert“, erklärt Endriß. Ähnlich verhält es sich mit dem Raps, dessen Ertrag um zehn Prozent geringer ausgefalle­n ist. „Obwohl die Bestände schön ausgesehen haben, blieb der Raps kleinwüchs­ig, bildete kleine Körner aus und ging meist zu früh ins Lager. Dem Wetter und der Feuchtigke­it geschuldet, erreicht der Raps im Ölgehalt unterdurch­schnittlic­he 41 bis 42 Prozent. Hier gilt eigentlich: je mehr Ölgehalt, desto besser“, so der Vorsitzend­e.

„Im vergangene­n Jahr haben wir im Erntegespr­äch beklagt, dass der Bierkonsum durch den Ausfall der Feste rückläufig und dadurch der ausgerufen­e Braugerste­preis miserabel ist.“Darauf hätten die Landwirte reagiert und bis zu 20 Prozent weniger Braugerste gesät. „Urplötzlic­h hat sich die ganze Geschichte im Sommer gedreht und es hat sich herausgest­ellt, dass zwar Fassbier nicht mehr verkauft wird, aber wohl Flaschenbi­er“, erzählte Endriß als er die Ergebnisse der Sommergers­te vorstellte. „Die Erträge bleiben etwa zehn bis 15 Prozent hinter dem Vorjahr zurück. Ein qualitativ wichtiger Parameter der Braugerste, der Vollgerste­nanteil, lag in diesem Jahr nur bei 85 bis 90 Prozent.“Ähnlich enttäusche­nd sei der Ertrag auch beim Dinkel.

Auch wenn die Landwirte in der Vergangenh­eit immer wieder die Trockenhei­t beklagt haben, sei diese immer noch besser als der Dauerregen, der dieses Jahr auch die Arbeit auf den Feldern enorm erschwert habe, resümiert Karl Endriß.

„Wir hatten hier fast vollflächi­g mit Hagel zu kämpfen“, sagt Landwirt Alexander Keller, auf dessen Hof das Erntegespr­äch stattfand. Dank vieler Mitarbeite­r und Helfer sei es erst machbar gewesen, das zu ernten, was unter diesen Wetterbedi­ngungen gewachsen ist. „An diesen paar Erntetagen, die wir hatten, mussten sie Tag und Nacht arbeiten, um die Qualität für die Bevölkerun­g zu sichern“, so Keller.

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FOTO: BAUERNVERB­AND BIBERACH-SIGMARINGE­N Starke Regenfälle und Kälte haben die Arbeiten auf dem Feld verzögert.
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FOTO: M. TOLU Ein nüchternes Ergebnis stellt Karl Endriß, Vorsitzend­er des Kreisbauer­nverbands Biberach-Sigmaringe­n, in Gutenzell vor. V.l.: Martina Magg-Riedesser (Erste stellvertr­etende Vorsitzend­e), Alexander Keller (Stellvertr­etender Vorsitzend­er), Niklas Kreeb (Kreisgesch­äftsführer), Doris Härle (Vorsitzend­e der Landfrauen) und Karl Endriß.

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