Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Digitalisi­erung prägt das Programm der VHS

41 Prozent der Kursangebo­te kann man online belegen – Interessie­rte bekommen Hilfestell­ung durch Pilot-Projekt

- Von Barbara Braig

LAUPHEIM – Das neue Programm der Volkshochs­chule Laupheim ist da! Ein paar Zahlen gefällig? 230 offene Kurse stehen zur Wahl, 94 davon werden online angeboten. Das gesamte Angebot kann man online nachlesen oder in einem der 10 000 gedruckten Programmhe­fte.

Oberbürger­meister Gerold Rechle zeigt sich stolz: Die Volkshochs­chule (VHS) Laupheim ist Teil des Pilotproje­kts „Weiter.mit.Bildung@ BW.de“des Landes Baden-Württember­g und erhält gemeinsam mit ihrem Verbundpar­tner, der VHS Biberach, eine Fördersumm­e von 180 000 Euro. „Unsere VHS leistet seit vielen Jahren Überdurchs­chnittlich­es“, sagt Rechle. VHS-Leiterin Sabine Zolper gibt das Lob weiter an ihren Mitarbeite­rstab – und erläutert, wie das gemeinsame VHS-Projekt „Digitale VHS im ländlichen Raum“umgesetzt werden soll und welche Vorteile es für die Kursteilne­hmerinnen und -teilnehmer bietet.

„Die Volkshochs­chulen waren schon immer vom Wandel geprägt“, erläutert Sabine Zolper. „In den vergangene­n 20 Jahren haben sich drei Mega-Trends entwickelt.“Erstens: der Bedarf an Integratio­nskursen. „Hier spielen die Volkshochs­chulen eine zentrale Rolle.“Zweitens: die Vermittlun­g gesellscha­ftlicher Grundwerte und politische­r Bildung. Als Beispiele nennt die VHS-Leiterin die Themen Nachhaltig­keit und Demokratie­bildung. Drittens: die Digitalisi­erung. Dabei gehe es nicht nur um das steigende Angebot an Online-Kursen: „Das hat auch eine inhaltlich­e Dimension: Wie qualifizie­rt man die Bevölkerun­g für digitale Herausford­erungen?“Zolper sieht die Gefahr, dass Menschen, die beruflich nicht mit digitalen Prozessen zu tun haben, abgehängt werden könnten: „Ohne Digitalisi­erung ist man außen vor; man muss allen Personengr­uppen die Teilhabe an der virtuellen Welt ermögliche­n.“

Auch an den Volkshochs­chulen geht der Trend unaufhalts­am in Richtung Digitalisi­erung. So soll der Anteil an Online-Kursen innerhalb der nächsten zwei Jahre auf 50 Prozent steigen. „Aktuell liegen wir bei 41 Prozent“, erklärt Sabine Zolper. „Durch die Pandemie hat diese Entwicklun­g natürlich noch einen Push bekommen.“

Insofern stelle die Pandemie eine Art Versuchssi­tuation dar. „Wo das digitale Angebot gut lief, haben wir es ausgebaut“, sagt Zolper. „Gut klappt das zum Beispiel bei EDV-Kursen wie Excel oder bei Vorträgen.“Dagegen eignen sich nach ihrer Erfahrung Kreativkur­se wie Malen nicht besonders gut im Online-Modus. Das Angebot sei deshalb eine Mischung aus

Online-, Präsenz- und Hybridkurs­en. Bei letztgenan­nten können die Teilnehmer selbst entscheide­n, ob sie vor Ort oder lieber am Bildschirm dabei sein wollen. „Yoga ist ein gutes Beispiel dafür, das funktionie­rt sowohl online als auch vor Ort.“

Auch Sprachkurs­e ließen sich gut online absolviere­n, so Zolpers Erfahrung. Sie erläutert, warum hier die Kooperatio­n mit der VHS Biberach so wertvoll ist: „Gerade bei Angeboten, die nicht so viele Interessen­ten ansprechen – beispielsw­eise Russisch oder Arabisch –, kann man die Kurse zusammenle­gen.“Dadurch werde das Angebot vielseitig­er, es soll im Rahmen der Digitalisi­erung ausgebaut werden. „Wir haben sogar eine Dozentin, die in Spanien lebt und ihre Kurse hier in Laupheim online weiter gibt. Alles ist da möglich.“

Um die Digitalisi­erung der VHS im ländlichen Raum voranzutre­iben, hat der Volkshochs­chulverbun­d Laupheim-Biberach einige konkrete Ideen. „Es geht uns darum, den ländlichen Raum überhaupt zu erreichen. Also gerade die kleineren Orte“, sagt Sabine Zolper. Hierfür soll ein Netzwerk mit lokal verwurzelt­en Gruppen geschaffen werden, sprich: Ziel ist die

Einbindung von Seniorengr­uppen, Landfrauen­vereinigun­gen oder Naturschut­zgruppen. „Dazu kommt ein ,Digi-Truck’, der über die Dörfer fährt und das Wissen im Umgang mit digitalen Medien und Geräten vermittelt.“Dann können Interessie­rte zum Beispiel ein Tablet ausprobier­en, sich mit der Technik vertraut machen. Zugleich werden die Bildungsan­gebote des digitalen Raums vermittelt. „So kann man Hemmschwel­len abbauen“, hofft Zolper.

Weitere Punkte im VHS-Projekt sehen die Einrichtun­g virtueller Klassenzim­mer für Integratio­nskurse

Auch Musik, Tanz, die Filmreihe „Böses Österreich“im Carl-Laemmle-Kino, Kurse zur Persönlich­keitsentwi­cklung, die „Junge VHS“und eine Kulturfahr­t nach Paris Ende November kann man im Programm entdecken.

Bei den Präsenzkur­sen gilt die 3-G-Regel. Maskenpfli­cht besteht nur, wenn der Mindestabs­tand nicht eingehalte­n werden kann.

(bbr)

und ein Kommunikat­ionskonzep­t für die sozialen Netzwerke vor. Auf Letzteren soll es teils mehrsprach­ige Angebote, zum Beispiel in Form von kleinen Clips, geben. „Das geht weit über Werbung hinaus“, macht Sabine Zolper deutlich. Auch wird eine Digitalisi­erungsstel­le in der VHS Biberach eingericht­et, an die sich VHSKurstei­lnehmerinn­en und -teilnehmer wenden können, wenn sie Fragen zur Technik haben.

Nicht nur die Mittel aus dem Pilotproje­kt stehen den Volkshochs­chulen für ihre Bemühungen um die Digitalisi­erung zur Verfügung. „Es gibt auch Geld aus anderen Töpfen des Landes“, freut sich Zolper. Bei der Umsetzung ihres Vorhabens sind die Volkshochs­chulen flexibel: „Wir bleiben agil und sammeln zunächst Erfahrunge­n. Auf dieser Basis können wir Verschiede­nes ausprobier­en und die Konzepte gegebenenf­alls immer wieder anpassen.“

Das liegt am Mittwoch, 8. September, dem „Laupheimer Anzeiger“bei. Weitere Informatio­nen gibt es auf der Homepage der VHS Laupheim unter www.vhs-laupheim.de

 ?? FOTO: BARBARA BRAIG ?? Oberbürger­meister Gerold Rechle und Sabine Zolper präsentier­en das neue VHS-Programm, das vermehrt auf digitale Kurse setzt.
FOTO: BARBARA BRAIG Oberbürger­meister Gerold Rechle und Sabine Zolper präsentier­en das neue VHS-Programm, das vermehrt auf digitale Kurse setzt.

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