Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Digitalisierung prägt das Programm der VHS
41 Prozent der Kursangebote kann man online belegen – Interessierte bekommen Hilfestellung durch Pilot-Projekt
LAUPHEIM – Das neue Programm der Volkshochschule Laupheim ist da! Ein paar Zahlen gefällig? 230 offene Kurse stehen zur Wahl, 94 davon werden online angeboten. Das gesamte Angebot kann man online nachlesen oder in einem der 10 000 gedruckten Programmhefte.
Oberbürgermeister Gerold Rechle zeigt sich stolz: Die Volkshochschule (VHS) Laupheim ist Teil des Pilotprojekts „Weiter.mit.Bildung@ BW.de“des Landes Baden-Württemberg und erhält gemeinsam mit ihrem Verbundpartner, der VHS Biberach, eine Fördersumme von 180 000 Euro. „Unsere VHS leistet seit vielen Jahren Überdurchschnittliches“, sagt Rechle. VHS-Leiterin Sabine Zolper gibt das Lob weiter an ihren Mitarbeiterstab – und erläutert, wie das gemeinsame VHS-Projekt „Digitale VHS im ländlichen Raum“umgesetzt werden soll und welche Vorteile es für die Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer bietet.
„Die Volkshochschulen waren schon immer vom Wandel geprägt“, erläutert Sabine Zolper. „In den vergangenen 20 Jahren haben sich drei Mega-Trends entwickelt.“Erstens: der Bedarf an Integrationskursen. „Hier spielen die Volkshochschulen eine zentrale Rolle.“Zweitens: die Vermittlung gesellschaftlicher Grundwerte und politischer Bildung. Als Beispiele nennt die VHS-Leiterin die Themen Nachhaltigkeit und Demokratiebildung. Drittens: die Digitalisierung. Dabei gehe es nicht nur um das steigende Angebot an Online-Kursen: „Das hat auch eine inhaltliche Dimension: Wie qualifiziert man die Bevölkerung für digitale Herausforderungen?“Zolper sieht die Gefahr, dass Menschen, die beruflich nicht mit digitalen Prozessen zu tun haben, abgehängt werden könnten: „Ohne Digitalisierung ist man außen vor; man muss allen Personengruppen die Teilhabe an der virtuellen Welt ermöglichen.“
Auch an den Volkshochschulen geht der Trend unaufhaltsam in Richtung Digitalisierung. So soll der Anteil an Online-Kursen innerhalb der nächsten zwei Jahre auf 50 Prozent steigen. „Aktuell liegen wir bei 41 Prozent“, erklärt Sabine Zolper. „Durch die Pandemie hat diese Entwicklung natürlich noch einen Push bekommen.“
Insofern stelle die Pandemie eine Art Versuchssituation dar. „Wo das digitale Angebot gut lief, haben wir es ausgebaut“, sagt Zolper. „Gut klappt das zum Beispiel bei EDV-Kursen wie Excel oder bei Vorträgen.“Dagegen eignen sich nach ihrer Erfahrung Kreativkurse wie Malen nicht besonders gut im Online-Modus. Das Angebot sei deshalb eine Mischung aus
Online-, Präsenz- und Hybridkursen. Bei letztgenannten können die Teilnehmer selbst entscheiden, ob sie vor Ort oder lieber am Bildschirm dabei sein wollen. „Yoga ist ein gutes Beispiel dafür, das funktioniert sowohl online als auch vor Ort.“
Auch Sprachkurse ließen sich gut online absolvieren, so Zolpers Erfahrung. Sie erläutert, warum hier die Kooperation mit der VHS Biberach so wertvoll ist: „Gerade bei Angeboten, die nicht so viele Interessenten ansprechen – beispielsweise Russisch oder Arabisch –, kann man die Kurse zusammenlegen.“Dadurch werde das Angebot vielseitiger, es soll im Rahmen der Digitalisierung ausgebaut werden. „Wir haben sogar eine Dozentin, die in Spanien lebt und ihre Kurse hier in Laupheim online weiter gibt. Alles ist da möglich.“
Um die Digitalisierung der VHS im ländlichen Raum voranzutreiben, hat der Volkshochschulverbund Laupheim-Biberach einige konkrete Ideen. „Es geht uns darum, den ländlichen Raum überhaupt zu erreichen. Also gerade die kleineren Orte“, sagt Sabine Zolper. Hierfür soll ein Netzwerk mit lokal verwurzelten Gruppen geschaffen werden, sprich: Ziel ist die
Einbindung von Seniorengruppen, Landfrauenvereinigungen oder Naturschutzgruppen. „Dazu kommt ein ,Digi-Truck’, der über die Dörfer fährt und das Wissen im Umgang mit digitalen Medien und Geräten vermittelt.“Dann können Interessierte zum Beispiel ein Tablet ausprobieren, sich mit der Technik vertraut machen. Zugleich werden die Bildungsangebote des digitalen Raums vermittelt. „So kann man Hemmschwellen abbauen“, hofft Zolper.
Weitere Punkte im VHS-Projekt sehen die Einrichtung virtueller Klassenzimmer für Integrationskurse
Auch Musik, Tanz, die Filmreihe „Böses Österreich“im Carl-Laemmle-Kino, Kurse zur Persönlichkeitsentwicklung, die „Junge VHS“und eine Kulturfahrt nach Paris Ende November kann man im Programm entdecken.
Bei den Präsenzkursen gilt die 3-G-Regel. Maskenpflicht besteht nur, wenn der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
(bbr)
und ein Kommunikationskonzept für die sozialen Netzwerke vor. Auf Letzteren soll es teils mehrsprachige Angebote, zum Beispiel in Form von kleinen Clips, geben. „Das geht weit über Werbung hinaus“, macht Sabine Zolper deutlich. Auch wird eine Digitalisierungsstelle in der VHS Biberach eingerichtet, an die sich VHSKursteilnehmerinnen und -teilnehmer wenden können, wenn sie Fragen zur Technik haben.
Nicht nur die Mittel aus dem Pilotprojekt stehen den Volkshochschulen für ihre Bemühungen um die Digitalisierung zur Verfügung. „Es gibt auch Geld aus anderen Töpfen des Landes“, freut sich Zolper. Bei der Umsetzung ihres Vorhabens sind die Volkshochschulen flexibel: „Wir bleiben agil und sammeln zunächst Erfahrungen. Auf dieser Basis können wir Verschiedenes ausprobieren und die Konzepte gegebenenfalls immer wieder anpassen.“
Das liegt am Mittwoch, 8. September, dem „Laupheimer Anzeiger“bei. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der VHS Laupheim unter www.vhs-laupheim.de