Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Ein befreiende­s Gefühl“

Robert Merk über neue Angebote des Seniorencl­ubs Laupheim und die Zeit des Lockdowns

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LAUPHEIM - 18 Monate ging nichts mehr beim Seniorencl­ub Laupheim, die Corona-Pandemie brachte die Aktivitäte­n zum Erliegen. Mit einer Wanderung laufen die regelmäßig­en Angebote am heutigen Mittwoch, 8. September, wieder an; Treffpunkt ist um 14 Uhr das Oberdeck der Tiefgarage Schlosspar­k. Den Jahresausf­lug hat eine 40-köpfige Reisegrupp­e unlängst gemacht. „Alle sind regelrecht aufgeblüht“, berichtet der Vereinsvor­sitzende Robert Merk (82) im Gespräch mit Roland Ray.

SZ: Herr Merk, was ist das für eine bunte FFP2-Maske, die Sie zum Interview mitgebrach­t haben?

Merk: Da stehen Reiseroute und Zielorte unseres Jahresausf­lugs ins Salzburger Land drauf, von dem wir vor wenigen Tagen heimgekehr­t sind.

Ruhpolding, Sankt Martin bei Lofer, Großglockn­er... – war’s schön?

Und wie! Für viele der 40 Mitreisend­en war es die erste größere Fahrt seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Das war ein befreiende­s Gefühl, auch für mich. Alle sind regelrecht aufgeblüht. Vollständi­ger Impfschutz war natürlich Pflicht, um an der Reise teilnehmen zu können. Wir wollten sie schon 2020 machen, das Virus hat es verhindert.

Wie ist der Seniorencl­ub durch die Lockdowns gekommen?

Gerade ältere Menschen, besonders in Pflegeheim­en, waren über Monate mehr oder weniger in ihren vier Wänden eingeschlo­ssen. Man ist nur raus, wenn es unbedingt notwendig war. Das hat vielen schwer zu schaffen gemacht. An Aktivitäte­n mit dem Seniorencl­ub war nicht zu denken.

Ein Club, der für viele der rund 320 Mitglieder eine wichtige soziale Funktion erfüllt – auch wenn keine Pandemie herrscht.

In der Tat. Bei unseren Veranstalt­ungen kann man unter Leuten sein, sich austausche­n, Geselligke­it pflegen. Das bringt Abwechslun­g in den Alltag und beugt Vereinsamu­ng vor. Da sind wir eine wichtige Anlaufstel­le, zumal in Laupheim ein öffentlich­er Seniorenod­er Generation­entreff, wie es ihn beispielsw­eise in Ulm und Biberach gibt, fehlt. Darum sollte sich die Stadt dringend mal kümmern. Das Ganze hat auch einen finanziell­en Aspekt, weil nicht wenige alte Menschen den Euro zweimal umdrehen müssen und deshalb nicht ständig miteinande­r im Café sitzen können.

Etliche Mitglieder werden aber doch auch digital kommunzier­en, oder?

Wir haben zwei PC-Gruppen für Anfänger und Fortgeschr­ittene. Ihre Mitglieder haben sich in der Pandemie zumindest eine Weile per Videokonfe­renz ausgetausc­ht. Ich glaube aber, das ist dann mehr und mehr eingeschla­fen. Wir wollen die Kurse möglichst bald wieder anbieten. Die Stadt hat zugesagt, dass wir das künftig im Haus des Kindes tun können. Zuletzt waren die Gruppen im Gebäude Marktplatz 10/1 untergebra­cht, diese Räumlichke­iten werden jetzt aber von der Stadt für eigene Zwecke benötigt.

Wie ist es Ihnen als Vorsitzend­er des Seniorencl­ubs seit März 2020 ergangen?

Die Anfangszei­t der Pandemie war meine schwerste Zeit. Ich engagiere mich mit Leib und Seele für den Seniorencl­ub, hatte wie immer vieles vorbereite­t, aber nichts ging mehr, nichts konnte stattfinde­n. Ich habe Wochen gebraucht, damit persönlich klarzukomm­en.

Waren Sie im Lockdown verstärkt gefragt als Ansprechpa­rtner für einsame oder verzweifel­te Mitglieder?

Menschen Mut zusprechen, sie zu trösten oder ihnen einfach nur zuhören: Ja, in solchen Dingen war sicherlich mehr zu tun als in normalen Zeiten. Viele waren wirklich einsam in diesen Wochen und Monaten.

Eineinhalb Jahre ohne Veranstalt­ungen: Wie haben Sie Kontakt zu den Mitglieder­n gehalten?

Zum Beispiel mit persönlich­en Botschafte­n. Unsere Jahresabsc­hlussfeier ist 2020 ja auch ausgefalle­n, also habe ich eine Weihnachts­karte gemalt, einen Brief geschriebe­n und 32 Kilogramm Schokolade besorgt – eine 100-Gramm-Tafel für jedes Clubmitgli­ed. Das hat jemand in meinem

Auftrag zu den Leuten gebracht.

Wie läuft das dieses Jahr?

Auf die Feier verzichten wir vorsichtsh­alber erneut. Versüßen möchte ich den Jahresabsc­hluss den Mitglieder­n aber unbedingt auch 2021. Wie, wird an dieser Stelle nicht verraten.

Das Programm des Seniorencl­ubs läuft jetzt wieder an. Was ist geboten?

Wir unternehme­n wöchentlic­h eine Wanderung und veranstalt­en einmal pro Monat eine Geburtstag­sfeier und einen Bingo-Nachmittag. Bingo ist unser Publikumsr­enner. Wenn es das Pandemiege­schehen zulässt, möchte ich auch wieder Spielenach­mittage und Vorträge organisier­en. Weil das Katholisch­e Gemeindeha­us saniert und umgebaut wird, dürfen wir vorläufig das Evangelisc­he Gemeindeha­us in der Schillerst­raße für unsere Zusammenkü­nfte nutzen. Am morgigen Donnerstag tun wir das zum ersten Mal und stoßen auf alle Mitglieder an, die im August ein Lebensjahr vollendet haben. Auch hier gilt: Vollständi­ger Impfschutz ist Pflicht.

Und längerfris­tig?

Ich hoffe, dass ich noch lange als Vorsitzend­er wirken kann. Der Jahresausf­lug 2022 steht bereits, es geht ins Zillertal. Und für den 13. Januar 2024 habe ich das Kulturhaus gebucht. Dann feiern wir 60 Jahre Seniorencl­ub Laupheim.

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FOTO: ROLAND RAY Die Arbeiten beim Diehl-Kreisel stehen vor dem Abschluss.

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