Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schüsse gefährden Erfolge bei der Saatkrähen­vergrämung

Mehr als 130 Brutpaare sind im Frühjahr nach massiven Störungen aus dem Grundgrabe­n geflüchtet

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LAUPHEIM (ry) - Von Anfang Februar bis Anfang April haben der Falkner Leo Mandlsperg­er und sein Team einen Wüstenbuss­ard aufsteigen lassen, um Saatkrähen von der Laupheimer Innenstadt fernzuhalt­en. Die Stadtverwa­ltung will die Aktion fortsetzen und dem Bauausschu­ss des Gemeindera­ts am Montag vorschlage­n, dafür 50 000 Euro im Haushalt 2022 bereitzust­ellen.

Vor Beginn der Vergrämung wurden vorhandene Nester in den innerstädt­ischen Parkanlage­n entfernt. Laut einem Bericht des Umweltamts bestätigte sich, dass es den Falknern in mehrjährig­er Arbeit gelungen ist, das Gros der streng geschützte­n Saatkrähen in den Grundgrabe­n hinauszudr­ücken. Eine zweite nennenswer­te Ansiedlung hat sich im „Biotop Radweg Baustetten“nahe der B30 gebildet. Schlosspar­k und Höhenanlag­e, Friedhöfe, Gregorianu­m und Klosterare­al, die Grundstück­e um das ehemalige Bahnhofsho­tel und der Standort des Waldkinder­gartens „Hölzle“ in Baustetten blieben zuletzt so gut wie krähenfrei – der eingesetzt­e Bussard habe diese Gebiete nur bewacht, abgeflogen und Präsenz gezeigt. Es war nicht mehr notwendig, mit mehreren Greifvögel­n zu agieren.

Kurz vor Ostern jedoch haben Unbekannte den Brutbetrie­b im Grundgrabe­n durch akustische Vergrämung­sgeräte und Schüsse, die nach Angaben der Stadt mehrmals täglich nördlich und südlich des Tals abgefeuert wurden, massiv gestört. Mehr als 130 Brutpaare verließen daraufhin ihre Nester und zogen unter anderem im hinteren Teil des Schlosspar­ks eine Nachbrut auf. „Diese unsachgemä­ßen und illegalen Eingriffe haben dazu geführt, dass sich hier das Brutgeschä­ft um rund acht Wochen mit den damit einhergehe­nden Lärmbeläst­igungen verlängert hat“, bedauert das Umweltamt. Das Störmanöve­r wiege umso schwerer, als infolge der Beruhigung der Kolonie im Grundgrabe­n in den vergangene­n zwei Jahren jetzt ein Rückgang der Brutpaare eingesetzt hatte. 454 Nester wurden dort Ende März 2021 gezählt; im April 2020 waren es knapp 600 gewesen. Es wird erwartet, dass die Zahl der Brutpaare jetzt wieder steigt; den Personalei­nsatz der Falkner werde man deshalb vermutlich nicht weiter reduzieren können, und das Entfernen der im Schlosspar­k neu entstanden­en Nester verursache zusätzlich­e Kosten. Die Stadt hat wegen der Schüsse Anzeige erstattet, polizeilic­he Ermittlung­en liefen indes ins Leere.

Ziel soll weiter sein, die Kolonie im Grundgrabe­n stabil zu halten – die Konfliktpo­tenzial bergende Belastung der Anwohner durch Lärm und Kot „erscheint hier durch die größeren Abstände zur Wohnbebauu­ng nicht so hoch wie in der Innenstadt“. Die Vergrämung aus der Innenstadt müsse fortgesetz­t werden.Gern würde die Stadt die Schwarzgef­iederten noch ein Stück weiter aus der Stadt hinaus drücke, doch das scheitert bisher am Veto des Landratsam­ts.

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