Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Sehnsucht nach Heimat verbindet
angefangen hat. Denn es waren die Fremden, die Zugewanderten, die viele als traditionell geltende Bräuche etabliert haben. Im Allgäu, wie überall in Europa, waren die brennenden Themen jener Zeit Industrialisierung, Fremdenverkehr und Krieg. In die Stadt am Lech kamen Ende des 19. Jahrhunderts junge Burschen aus dem bayerischen Oberland, um hier in der Seilerwarenfabrik zu arbeiten – und abends zu feiern und Spaß zu haben. Sie hatten ihre Traditionen im Rucksack: Jodeln, Zither spielen, schuhplatteln und Lederhosen tragen. Zusammengehörigkeit sollte demonstriert werden, Rituale und Bräuche wurden eingeführt, Vereine gegründet – und Einheimische waren schnell dabei. Sätze wie „Sitt’ und Tracht der Alten, wollen wir erhalten“wurden zu Vereinssprüchen – und sind es heute noch.
Kaum jemand weiß, was heutige Trachtenvereine so alles machen. Glaubt man den Mitgliedern, dann geht es neben dem Tragen des Gewands und der Gestaltung von kirchlichen und weltlichen Festtagen, etwa mit Tanz und Schuhplatteln, um viel mehr: Nämlich um ein soziales Miteinander. Richard Hartmann sagt: „Regionales Brauchtum, Wissen und Werte sollen gepflegt und weitergegeben werden.“Er hat deshalb das Allgäuer Heimatwerk gegründet, eine Art „Kultur-Kreativ-Denkwerkstatt“. Dort werden Vorträge und Kurse über Sprache, Kochen, Tanz und Musik organisiert. Es kommen durchaus auch Jüngere. Allein in Füssen gibt es vier Trachtenvereine. Insgesamt mehr als 500 Mitglieder haben sich zum Ziel gesetzt, ihrer Heimat ein Gesicht zu geben. Und das, so wird nicht nur in der Ausstellung deutlich, geht weit über das Trachttragen und den Heimatabend hinaus.
Die Ausstellung
Heimat“im Museum der Stadt Füssen läuft noch bis Ende Februar 2022. Informationen im Internet: www.museum.fuessen.de www.allgaeuer-heimatwerk.de