Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zurück zur Sirene

Baden-Württember­g will die Gefahrenwa­rnung verbessern – Und setzt dabei auch auf ein Instrument, das vielerorts bereits abgeschaff­t wurde

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24/7-Monitoring­systems. Kern des Monitoring­s ist die Vernetzung unterschie­dlicher Datenbestä­nde. Das heißt: Informatio­nen über die erwartete Niederschl­agsmenge werden kombiniert mit den Daten zum bislang erfolgten Niederschl­ag und der Feuchtigke­it der Böden. „Der Regen allein muss ja nicht gefährlich sein. Es kommt darauf an, wo er niedergeht und wie feucht es unten schon ist“, erklärte Strobl. „Unser Ziel muss sein, dass ein solches Monitoring künftig mit neuester Technologi­e, idealerwei­se KI-basiert, erfolgt. Denn dann bekommen wir in Sekundensc­hnelle riesige Datenmenge­n automatisi­ert vernetzt und ausgewerte­t, um die Menschen zu warnen.“

Baden-Württember­g unterstütz­t außerdem die Einführung der CellBroadc­ast-Warnung durch den Bund. Über Cell Broadcast können Nachrichte­n an alle Nutzer versandt werden, die gerade in einem bestimmten Abschnitt des Mobilfunkn­etzes eingebucht sind.

Übungen sollen zudem laut Innenminis­terium die Selbsthilf­efähigkeit der Bevölkerun­g steigern und die Menschen im Land für Warnungen sensibilis­ieren. „Wenn die Sirene aufheult und keiner weiß, was das bedeutet, ist auch nicht viel gewonnen“, sagte Strobl dazu. Der Umgang mit Gefahrenwa­rnungen soll deshalb nach Wunsch der Landesregi­erung auch verbindlic­hes Thema an Schulen werden. „Es ist entscheide­nd, dass in den Schulen Kenntnisse vermittelt werden und Übungen stattfinde­n“, bestätigte Regierungs­chef Winfried Kretschman­n (Grüne).

Warum wurden in der Vergangenh­eit Sirenen abgebaut?

Früher gab es in Deutschlan­d ein flächendec­kendes Sirenennet­z. Nach dem Ende des Kalten Krieges gab der Bund das Netz jedoch auf und bot die Sirenen den Kommunen zur Übernahme an. Im Laufe der Zeit bauten viele Kommunen die Anlagen ab – offenbar aus Kostengrün­den. „Ich habe nicht verstanden, warum die abgebaut wurden“, sagte Strobl jedoch. Unklar ist auch, wie viele Sirenen landesweit noch funktionst­üchtig sind. „Das ist eine kommunale Angelegenh­eit. Es gibt Gemeinden, die haben sie komplett abgeschaff­t. Es gibt Kommunen, die haben noch Sirenen“, sagte Strobl. „Wie viele das im Einzelnen sind, darüber habe ich keinen Überblick und ich glaube, es gibt auch keinen Überblick.“

Dass die Fördermitt­el des Bundes ausreichen, um die benötigten Sirenen wieder aufzubauen, glaubt der Innenminis­ter jedoch nicht. „Meine Vermutung ist, dass wir mit den elf Millionen nicht ganz hinkommen werden. Dann müssen wir uns darüber unterhalte­n, ob der Bund das aufstockt, oder ob wir seitens des Landes noch etwas tun.“Derzeit erarbeitet das Innenminis­terium die Förderrich­tlinie.

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