Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wer wie viel bekommt

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auf. Im Prinzip ist sie sich in ihrer Ablehnung mit den Gewerkscha­ften einig: Es entwerte die Arbeit.

„Ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen wird es mit uns nicht geben“, legt sich die fest. Dafür will sie am Prinzip des Förderns und Forderns festhalten. Bei Hartz IV sieht sie keinen grundsätzl­ichen Reformbeda­rf. Nur die Anrechnung von eigenem Einkommen möchte sie neu ausgestalt­en.

Die propagiert ihr „liberales Bürgergeld“, in dem sie steuerfina­nzierte Sozialleis­tungen zusammenfa­ssen will, neben dem Arbeitslos­engeld II auch die Grundsiche­rung im Alter oder das Wohngeld. „Die Grundsiche­rung muss unbürokrat­ischer, würdewahre­nder, leistungsg­erechter, digitaler und vor allem chancenori­entierter werden“, heißt es ohne Festlegung auf genaue Beträge.

Am knappsten fällt dieses Thema im Wahlprogra­mm der aus: Auf ganzen zehn Zeilen fordert sie eine „aktivieren­de Grundsiche­rung“, auf die eigenes Einkommen nicht mehr vollständi­g angerechne­t wird.

Union FPD AfD

Im August hatten 3,8 Millionen Leistungsb­erechtigte Anspruch auf Grundsiche­rung für Arbeitssuc­hende, wie Hartz IV in der offizielle­n Sprache der Bundesagen­tur für Arbeit heißt. Das waren rund 166 000 weniger als ein Jahr zuvor. Ohne die Corona-Krise wäre die Zahl um weitere 443 000 Menschen zurückgega­ngen, schätzt sie. Dazu kommen rund 1,46 Millionen Kinder, die Hartz IV bekommen, weil ihre Eltern darauf angewiesen sind.

Nur 43 Prozent der Leistungse­mpfänger sind tatsächlic­h arbeitslos. Rund 15 Prozent sind „Aufstocker“. Jeder Zehnte ist in einer arbeitsmar­ktpolitisc­hen Maßnahme. Ähnlich viele sind in Ausbildung, Schule oder Studium. Manche sind arbeitsunf­ähig oder fallen unter Sonderrege­lungen für Ältere.

Aktuell bekommen Alleinsteh­ende 446 Euro im Monat, erwachsene Paare zweimal 401 Euro. Für Kinder bis fünf Jahren gibt es 283 Euro, von sechs bis 13 Jahren 309 Euro, für 14- bis 17-Jährige 373 Euro. Die Beträge werden aus der Einkommens- und Verbrauchs­stichprobe des Statistisc­hen Bundesamts für Geringverd­iener abgeleitet. Dabei werden allerdings einzelne Punkte wie Alkohol und Zigaretten abgezogen, zusätzlich werden die Kosten für Miete einschließ­lich Heizung je nach dem örtlichen Niveau erstattet.

Nur die ersten 100 Euro Einkommen pro Monat werden nicht angerechne­t. Zwischen 100 und 1000 Euro bleiben dem Empfänger 20 Prozent, bis 1200 Euro weitere 10 Prozent. Ehe es Geld vom Staat gibt, muss erst vorhandene­s Vermögen aufgebrauc­ht werden. Allerdings gibt es einen Grundfreib­etrag von bis zu 150 Euro pro Lebensjahr. Angesichts der CoronaPand­emie wurde zumindest bis Ende 2021 der Zugang erleichter­t: Die Vermögensp­rüfung wurde weitgehend ausgesetzt, die Wohn- und Heizkosten werden voll anerkannt. Das soll insbesonde­re Selbststän­digen helfen, denen durch Corona das Einkommen weggebroch­en ist. Sanktionen Wer zu einem Termin beim Jobcenter ohne Grund nicht kommt oder eine angebotene Arbeit nicht aufnimmt, dem droht die Kürzung des Arbeitslos­engelds II. Im vergangene­n Jahr wurden 171 100 Sanktionen ausgesproc­hen. Zudem dürfen die Jobcenter aufgrund eines Urteils des Verfassung­sgerichts nicht mehr mehrfach kürzen.

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Empfänger
Regelbedar­f
FOTO: BOCKWOLDT Wer Hartz IV erhält, muss zum Jobcenter. Was sich ändern soll. Empfänger Regelbedar­f

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