Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Offenkundi­ge Schlechter­stellung“

Am Laupheimer Krankenhau­s gibt es keine chirurgisc­he 24-Stunden-Notfallver­sorgung mehr

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Seit der Inbetriebn­ahme des neuen Sana-Klinikums in Biberach am vergangene­n Samstag gibt es am Laupheimer Krankenhau­s keine chirurgisc­he Notfallver­sorgung rund um die Uhr mehr, sondern nur noch zu den Öffnungsze­iten der zum medizinisc­hen Versorgung­szentrum von Sana (MVZ) gehörenden chirurgisc­hen Praxis, Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten werden Notfallpat­ienten jetzt nach Biberach verwiesen. Nicht nur Oberbürger­meister Gerold Rechle zeigte sich unliebsam überrascht. „Das kann ich so nicht akzeptiere­n“, sagte Rechle am Dienstag der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Bettina Hempfer-Rost, Stadträtin der Offenen Liste, hatte am Montagaben­d im Verwaltung­s- und Finanzauss­chuss des Gemeindera­ts auf die Änderung hingewiese­n. Darüber sei nirgends informiert worden, kritisiert­e sie – „aber das müssen die Bürgerinne­n und Bürger doch erfahren!“

Anfang September hatte sich

Hempfer-Rosts Sohn beim abendliche­n Fußballtra­ining verletzt; sie begleitete ihn in die Notaufnahm­e im Laupheimer Krankenhau­s. „Wir waren dort von 21 bis 23 Uhr, es herrschte reger Betrieb“, berichtet sie. „Eine Pflegekraf­t sagte zu uns: ,Da haben sie ja Glück. Hier ist ab 11. September geschlosse­n’.“Das finde sie allerhand, sagt die Stadträtin. Eine Notaufnahm­e rund um die Uhr sei für eine Stadt wie Laupheim kein Luxus, sondern eine Notwendigk­eit. Wenn Patienten erst gen Biberach müssten, zerrinne unter Umständen wertvolle Zeit. „Ich habe jetzt schon von vielen gehört: Dann fahre ich nach Ehingen.“

In einer Pressemitt­eilung hat Sana am Dienstag darauf verwiesen, dass mit Inbetriebn­ahme des neuen Zentralkra­nkenhauses die stationäre chirurgisc­he Versorgung wie angekündig­t von Laupheim nach Biberach verlagert wurde. Für chirurgisc­he Notfälle und die ambulante Versorgung von so genannten BG-Fällen – Arbeitsunf­älle, Wegeunfäll­e sowie Unfälle in Schulen und Kitas – sei die chirurgisc­he Praxis am hiesigen Sana

MVZ jedoch „bestens qualifizie­rt“. Auch die Versorgung von ehrenamtli­ch tätigen Personen wie Rettungskr­äften, Ersthelfer­n oder Feuerwehrl­euten nach einem Unfall werde im Ärztehaus an der Eugen-Bolz-Straße weiterhin abgedeckt.

Allerdings: Außerhalb der Öffnungsze­iten der MVZ-Praxis werden Notfallpat­ienten, die chirurgisc­her Hilfe bedürfen, jetzt „direkt ins neue Zentralkli­nikum nach Biberach verbracht“. Rund um die Uhr ist am Laupheimer Krankenhau­s seit dem 11. September nur noch die internisti­sche Notfallver­sorgung gewährleis­tet.

„Ich hatte das so nicht auf dem Schirm“, sagt Gerold Rechle. Er kenne auch niemanden im Rathaus oder Gemeindera­t, „dem das in dieser Tragweite klar war“. Auch im Landratsam­t habe man offenbar nicht Bescheid gewusst. Einmal mehr sei er über das Informatio­nsgebaren von Sana enttäuscht, so der OB.

„Einfach so stehen lassen“will Rechle die jüngste Entwicklun­g nicht, bedeute sie doch „eine offenkundi­ge

Schlechter­stellung des Standorts Laupheim“. In einer prosperier­enden Stadt wie Laupheim Abstriche bei der Notfallamb­ulanz zu machen, „damit tue ich mir extrem schwer“, betonte der OB. In vielen heimischen Betrieben werde auch nachts sowie samstags und sonntags gearbeitet, und gerade an den Wochenende­n pulsierten Vereinsleb­en und Wettkampfs­port – „bei all dem passieren häufig Unfälle zur Unzeit“. Dazu kämen die stets präsenten Risiken im Straßenver­kehr.

Rechle will umgehend bei der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH vorstellig werden und gegen die eingeschrä­nkte Notfallver­sorgung in Laupheim intervenie­ren. Er hofft dabei auf Unterstütz­ung durch den Landkreis, der Mitgesells­chafter der Kliniken GmbH ist.

Das Landratsam­t nahm wie folgt Stellung: „Dem Landkreis ist es wichtig, dass am Standort Laupheim auch weiterhin in größtmögli­chem Umfang die medizinisc­he Behandlung der chirurgisc­hen Notfälle durch Sana sichergest­ellt wird. Über die MVZPraxis wird dies gewährleis­tet.“

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FOTO: HELEN BELZ Ein großes Plakat am Eingang der Sana Klinik Laupheim weist auf die Änderungen bei chirurgisc­hen Notfällen und Arbeits- und Wegeunfäll­en hin.

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