Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Offenkundige Schlechterstellung“
Am Laupheimer Krankenhaus gibt es keine chirurgische 24-Stunden-Notfallversorgung mehr
LAUPHEIM - Seit der Inbetriebnahme des neuen Sana-Klinikums in Biberach am vergangenen Samstag gibt es am Laupheimer Krankenhaus keine chirurgische Notfallversorgung rund um die Uhr mehr, sondern nur noch zu den Öffnungszeiten der zum medizinischen Versorgungszentrum von Sana (MVZ) gehörenden chirurgischen Praxis, Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr. Außerhalb dieser Zeiten werden Notfallpatienten jetzt nach Biberach verwiesen. Nicht nur Oberbürgermeister Gerold Rechle zeigte sich unliebsam überrascht. „Das kann ich so nicht akzeptieren“, sagte Rechle am Dienstag der „Schwäbischen Zeitung“.
Bettina Hempfer-Rost, Stadträtin der Offenen Liste, hatte am Montagabend im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Gemeinderats auf die Änderung hingewiesen. Darüber sei nirgends informiert worden, kritisierte sie – „aber das müssen die Bürgerinnen und Bürger doch erfahren!“
Anfang September hatte sich
Hempfer-Rosts Sohn beim abendlichen Fußballtraining verletzt; sie begleitete ihn in die Notaufnahme im Laupheimer Krankenhaus. „Wir waren dort von 21 bis 23 Uhr, es herrschte reger Betrieb“, berichtet sie. „Eine Pflegekraft sagte zu uns: ,Da haben sie ja Glück. Hier ist ab 11. September geschlossen’.“Das finde sie allerhand, sagt die Stadträtin. Eine Notaufnahme rund um die Uhr sei für eine Stadt wie Laupheim kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit. Wenn Patienten erst gen Biberach müssten, zerrinne unter Umständen wertvolle Zeit. „Ich habe jetzt schon von vielen gehört: Dann fahre ich nach Ehingen.“
In einer Pressemitteilung hat Sana am Dienstag darauf verwiesen, dass mit Inbetriebnahme des neuen Zentralkrankenhauses die stationäre chirurgische Versorgung wie angekündigt von Laupheim nach Biberach verlagert wurde. Für chirurgische Notfälle und die ambulante Versorgung von so genannten BG-Fällen – Arbeitsunfälle, Wegeunfälle sowie Unfälle in Schulen und Kitas – sei die chirurgische Praxis am hiesigen Sana
MVZ jedoch „bestens qualifiziert“. Auch die Versorgung von ehrenamtlich tätigen Personen wie Rettungskräften, Ersthelfern oder Feuerwehrleuten nach einem Unfall werde im Ärztehaus an der Eugen-Bolz-Straße weiterhin abgedeckt.
Allerdings: Außerhalb der Öffnungszeiten der MVZ-Praxis werden Notfallpatienten, die chirurgischer Hilfe bedürfen, jetzt „direkt ins neue Zentralklinikum nach Biberach verbracht“. Rund um die Uhr ist am Laupheimer Krankenhaus seit dem 11. September nur noch die internistische Notfallversorgung gewährleistet.
„Ich hatte das so nicht auf dem Schirm“, sagt Gerold Rechle. Er kenne auch niemanden im Rathaus oder Gemeinderat, „dem das in dieser Tragweite klar war“. Auch im Landratsamt habe man offenbar nicht Bescheid gewusst. Einmal mehr sei er über das Informationsgebaren von Sana enttäuscht, so der OB.
„Einfach so stehen lassen“will Rechle die jüngste Entwicklung nicht, bedeute sie doch „eine offenkundige
Schlechterstellung des Standorts Laupheim“. In einer prosperierenden Stadt wie Laupheim Abstriche bei der Notfallambulanz zu machen, „damit tue ich mir extrem schwer“, betonte der OB. In vielen heimischen Betrieben werde auch nachts sowie samstags und sonntags gearbeitet, und gerade an den Wochenenden pulsierten Vereinsleben und Wettkampfsport – „bei all dem passieren häufig Unfälle zur Unzeit“. Dazu kämen die stets präsenten Risiken im Straßenverkehr.
Rechle will umgehend bei der Sana Kliniken Landkreis Biberach GmbH vorstellig werden und gegen die eingeschränkte Notfallversorgung in Laupheim intervenieren. Er hofft dabei auf Unterstützung durch den Landkreis, der Mitgesellschafter der Kliniken GmbH ist.
Das Landratsamt nahm wie folgt Stellung: „Dem Landkreis ist es wichtig, dass am Standort Laupheim auch weiterhin in größtmöglichem Umfang die medizinische Behandlung der chirurgischen Notfälle durch Sana sichergestellt wird. Über die MVZPraxis wird dies gewährleistet.“