Schwäbische Zeitung (Laupheim)
So kommen Kinder sicher zur Schule
In Laupheim gibt es einen Schulwegeplan für die neuen Erstklässler
LAUPHEIM - Das neue Schuljahr beginnt und zahlreiche Erstklässlerinnen und Erstklässler machen sich erstmals auf den Weg in die Schule. Doch wie sicher ist der Schulweg? Hat sich die Corona-Pandemie auf die Verkehrssicherheit der Kinder ausgewirkt? Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) und die „Schwäbische Zeitung“geben im Rahmen der Aktion „Fit für den Schulweg“Tipps, wie die Schülerinnen und Schüler wohlbehalten ankommen.
Zuerst die gute Nachricht: Die Anzahl der Schulwegunfälle in Baden-Württemberg sinkt seit einigen Jahren. 2019 hat die Polizei 443 Verkehrsunfälle von Kindern und Jugendlichen von 6 bis 17 Jahren auf dem Schulweg aufgenommen. Das ist der niedrigste Stand seit elf Jahren. Auch bei den Schwerverletzten ist es der niedrigste Wert seit elf Jahren, mit 65 im Jahr 2019. Die schlechte Nachricht: 2019 sind in Baden- Württemberg ein Jugendlicher und vier Kinder auf dem Weg von oder zur Schule tödlich verunglückt. In den Jahren davor war es maximal ein Todesfall gewesen.
In Laupheim wurden bereits in der vergangenen Woche vom Bauhof Plakate aufgehängt, die Autofahrer auf den Schulstart hinweisen. Laut Stadtverwaltung habe sich bei den Schulwegen nichts verändert, eine Einschränkung bestehe allerdings durch die Sperrung der Kapellenstraße. „Ebenso erhalten die Eltern von Kindern, die vom Kindergarten auf die Grundschule wechseln, von der Stadtverwaltung einen Plan, auf dem sichere Schulwege gekennzeichnet wurden“, erklärt Sarah Rieder aus der Pressestelle des Laupheimer Rathauses. Wichtig sei einerseits, dass die Kinder ihren Schulweg gut kennen und andererseits die Autofahrer besonders aufmerksam sind. „Glücklicherweise wurden letztes Schuljahr keine Unfälle gemeldet und wir hoffen sehr, dass es dieses Jahr auch so sein wird.“
Die Pandemie war laut ADAC ein herber Schlag für die Sicherheit radelnder Kinder. Zahlreiche Verkehrssicherheitsprogramme mussten entfallen. Beim ADAC Württemberg konnten 2020 mehr als 200 Veranstaltungen nicht stattfinden, davon rund 80 der Fahrradturniere, bei denen Kinder spielerisch an die Anforderungen des Straßenverkehrs herangeführt werden. Hinzukommt Folgendes: Seit einigen Jahren stellt der ADAC fest, dass bei vielen Kindern die Übung und damit die nötige Motorik für einen sicheren Umgang mit dem Fahrrad fehlt. Es sei für nicht wenige Kinder schwierig, etwa mit einer Hand zu lenken und mit der anderen Abbiegezeichen zu geben.
Eltern sollten gezielt mit ihren Kindern das Fahrradfahren trainieren und den Schulweg gemeinsam abfahren. Wie beim Fußweg gilt: Nicht immer ist der schnellste auch der sicherste Weg. Der ADAC empfiehlt, Kinder erst nach der schulischen Fahrradprüfung in der dritten oder vierten Klasse mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen. Denn bei jüngeren Verkehrsteilnehmern sind Seh- und Hörvermögen noch nicht vollständig entwickelt. Es fällt ihnen schwer, Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen. Und sie lassen sich leicht ablenken.
Aufgrund ihrer geringen Körpergröße fehlt Schulanfängern und jüngeren Kindern vielfach der nötige Überblick und sie werden leicht übersehen. Seitlich nahende Gefahren können sie nicht so wie Erwachsene aus den Augenwinkeln erkennen. Kinder denken: „Wenn ich das Auto sehe, dann sieht es mich auch.“Sie sind benachteiligt, wenn es darum geht, aus der Geräuschkulisse wichtige Geräusche herauszufiltern. Die häufigsten Fehler von Kindern im Straßenverkehr seien die plötzliche Überquerung einer Straße oder die Überquerung einer Straße, obwohl es ein Sichthindernis gibt.
Autofahrer sollten sich in Kinder und ihre noch nicht voll ausgebildeten Fertigkeiten im Straßenverkehr hineinversetzen und zum Schulbeginn morgens und mittags vor allem in Wohngebieten und vor Schulen besonders wachsam sein. Vorsicht ist an den Haltestellen der Schulbusse geboten, wenn Kinder vor dem Einsteigen oder nach dem Aussteigen spontan die Straße überqueren. In ländlichen Gebieten sollten sich Autofahrer bewusst machen, dass die Kinder häufiger auf Hauptstraßen und auf Straßen ohne Gehund Fahrradweg unterwegs sind. Außerdem fehlen oft Möglichkeiten zur sicheren Überquerung einer Straße.
Ob in der Stadt oder auf dem Land: Der ADAC rät Eltern, dass sie einen Schulweg wählen, bei dem das
Kind Straßen so selten wie möglich überqueren muss. Ampeln, Zebrastreifen oder Unterführungen sind am sichersten. Viele Schulen haben außerdem einen Schulwegplan, auf dem Gefahrenstellen im Umkreis vermerkt sind. Der Weg sollte mehrfach gemeinsam abgelaufen werden, am besten zu der Uhrzeit, an der das Kind später auch zur Schule laufen muss. Eltern sollten die Kinder nicht ständig ermahnen und keine unnötige Angst vor möglichen Gefahren machen, lieber öfter loben. Um das Gelernte zu überprüfen und zu verfestigen, ist laut ADAC ein Rollentausch eine gute Idee: Kinder bringen die Eltern zur Schule und erklären selbst die Gefahrenstellen.
Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die „Schwäbische Zeitung“für die Sicherheit der Erstklässlerinnen und Erstklässler im Straßenverkehr ein. Im Mittelpunkt der Aktion steht eine kindgerecht gestaltete Sicherheitskarte, auf der Name, Kontaktpersonen und gesundheitsrelevante Informationen (etwa Allergien) hinterlegt werden können. Diese soll ständiger Begleiter des Kindes sein, damit ihm im Notfall rasch und sicher geholfen werden kann. Die Sicherheitskarte kann online unter
bestellt werden. Den Schulwegratgeber des ADAC gibt es kostenlos in allen ADAC-Geschäftsstellen und Reisebüros. Eltern und Schulen können ihn auch unter verkehr@wtb.adac.de anfordern.