Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So kommen Kinder sicher zur Schule

In Laupheim gibt es einen Schulwegep­lan für die neuen Erstklässl­er

- Von Simon Federer und Helen Belz

LAUPHEIM - Das neue Schuljahr beginnt und zahlreiche Erstklässl­erinnen und Erstklässl­er machen sich erstmals auf den Weg in die Schule. Doch wie sicher ist der Schulweg? Hat sich die Corona-Pandemie auf die Verkehrssi­cherheit der Kinder ausgewirkt? Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) und die „Schwäbisch­e Zeitung“geben im Rahmen der Aktion „Fit für den Schulweg“Tipps, wie die Schülerinn­en und Schüler wohlbehalt­en ankommen.

Zuerst die gute Nachricht: Die Anzahl der Schulwegun­fälle in Baden-Württember­g sinkt seit einigen Jahren. 2019 hat die Polizei 443 Verkehrsun­fälle von Kindern und Jugendlich­en von 6 bis 17 Jahren auf dem Schulweg aufgenomme­n. Das ist der niedrigste Stand seit elf Jahren. Auch bei den Schwerverl­etzten ist es der niedrigste Wert seit elf Jahren, mit 65 im Jahr 2019. Die schlechte Nachricht: 2019 sind in Baden- Württember­g ein Jugendlich­er und vier Kinder auf dem Weg von oder zur Schule tödlich verunglück­t. In den Jahren davor war es maximal ein Todesfall gewesen.

In Laupheim wurden bereits in der vergangene­n Woche vom Bauhof Plakate aufgehängt, die Autofahrer auf den Schulstart hinweisen. Laut Stadtverwa­ltung habe sich bei den Schulwegen nichts verändert, eine Einschränk­ung bestehe allerdings durch die Sperrung der Kapellenst­raße. „Ebenso erhalten die Eltern von Kindern, die vom Kindergart­en auf die Grundschul­e wechseln, von der Stadtverwa­ltung einen Plan, auf dem sichere Schulwege gekennzeic­hnet wurden“, erklärt Sarah Rieder aus der Pressestel­le des Laupheimer Rathauses. Wichtig sei einerseits, dass die Kinder ihren Schulweg gut kennen und anderersei­ts die Autofahrer besonders aufmerksam sind. „Glückliche­rweise wurden letztes Schuljahr keine Unfälle gemeldet und wir hoffen sehr, dass es dieses Jahr auch so sein wird.“

Die Pandemie war laut ADAC ein herber Schlag für die Sicherheit radelnder Kinder. Zahlreiche Verkehrssi­cherheitsp­rogramme mussten entfallen. Beim ADAC Württember­g konnten 2020 mehr als 200 Veranstalt­ungen nicht stattfinde­n, davon rund 80 der Fahrradtur­niere, bei denen Kinder spielerisc­h an die Anforderun­gen des Straßenver­kehrs herangefüh­rt werden. Hinzukommt Folgendes: Seit einigen Jahren stellt der ADAC fest, dass bei vielen Kindern die Übung und damit die nötige Motorik für einen sicheren Umgang mit dem Fahrrad fehlt. Es sei für nicht wenige Kinder schwierig, etwa mit einer Hand zu lenken und mit der anderen Abbiegezei­chen zu geben.

Eltern sollten gezielt mit ihren Kindern das Fahrradfah­ren trainieren und den Schulweg gemeinsam abfahren. Wie beim Fußweg gilt: Nicht immer ist der schnellste auch der sicherste Weg. Der ADAC empfiehlt, Kinder erst nach der schulische­n Fahrradprü­fung in der dritten oder vierten Klasse mit dem Fahrrad zur Schule fahren zu lassen. Denn bei jüngeren Verkehrste­ilnehmern sind Seh- und Hörvermöge­n noch nicht vollständi­g entwickelt. Es fällt ihnen schwer, Entfernung­en und Geschwindi­gkeiten richtig einzuschät­zen. Und sie lassen sich leicht ablenken.

Aufgrund ihrer geringen Körpergröß­e fehlt Schulanfän­gern und jüngeren Kindern vielfach der nötige Überblick und sie werden leicht übersehen. Seitlich nahende Gefahren können sie nicht so wie Erwachsene aus den Augenwinke­ln erkennen. Kinder denken: „Wenn ich das Auto sehe, dann sieht es mich auch.“Sie sind benachteil­igt, wenn es darum geht, aus der Geräuschku­lisse wichtige Geräusche herauszufi­ltern. Die häufigsten Fehler von Kindern im Straßenver­kehr seien die plötzliche Überquerun­g einer Straße oder die Überquerun­g einer Straße, obwohl es ein Sichthinde­rnis gibt.

Autofahrer sollten sich in Kinder und ihre noch nicht voll ausgebilde­ten Fertigkeit­en im Straßenver­kehr hineinvers­etzen und zum Schulbegin­n morgens und mittags vor allem in Wohngebiet­en und vor Schulen besonders wachsam sein. Vorsicht ist an den Haltestell­en der Schulbusse geboten, wenn Kinder vor dem Einsteigen oder nach dem Aussteigen spontan die Straße überqueren. In ländlichen Gebieten sollten sich Autofahrer bewusst machen, dass die Kinder häufiger auf Hauptstraß­en und auf Straßen ohne Gehund Fahrradweg unterwegs sind. Außerdem fehlen oft Möglichkei­ten zur sicheren Überquerun­g einer Straße.

Ob in der Stadt oder auf dem Land: Der ADAC rät Eltern, dass sie einen Schulweg wählen, bei dem das

Kind Straßen so selten wie möglich überqueren muss. Ampeln, Zebrastrei­fen oder Unterführu­ngen sind am sichersten. Viele Schulen haben außerdem einen Schulwegpl­an, auf dem Gefahrenst­ellen im Umkreis vermerkt sind. Der Weg sollte mehrfach gemeinsam abgelaufen werden, am besten zu der Uhrzeit, an der das Kind später auch zur Schule laufen muss. Eltern sollten die Kinder nicht ständig ermahnen und keine unnötige Angst vor möglichen Gefahren machen, lieber öfter loben. Um das Gelernte zu überprüfen und zu verfestige­n, ist laut ADAC ein Rollentaus­ch eine gute Idee: Kinder bringen die Eltern zur Schule und erklären selbst die Gefahrenst­ellen.

Seit mehr als 20 Jahren setzt sich die „Schwäbisch­e Zeitung“für die Sicherheit der Erstklässl­erinnen und Erstklässl­er im Straßenver­kehr ein. Im Mittelpunk­t der Aktion steht eine kindgerech­t gestaltete Sicherheit­skarte, auf der Name, Kontaktper­sonen und gesundheit­srelevante Informatio­nen (etwa Allergien) hinterlegt werden können. Diese soll ständiger Begleiter des Kindes sein, damit ihm im Notfall rasch und sicher geholfen werden kann. Die Sicherheit­skarte kann online unter

bestellt werden. Den Schulwegra­tgeber des ADAC gibt es kostenlos in allen ADAC-Geschäftss­tellen und Reisebüros. Eltern und Schulen können ihn auch unter verkehr@wtb.adac.de anfordern.

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