Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Schussenri­ederin übernimmt zwei Ulmer Wirtshäuse­r

Amelie Dangel und Michael Utz haben das Ulmer Wirtshaus und den Herrenkell­er gepachtet

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Biergarten, ein Wirtshaus und zwei Tankstelle­n. Vor ein paar Jahren machten sie sich in der Region auf die Suche nach einem neuen Objekt und wurden 2019 in Ulm fündig: Die privaten Besitzer des Ulmer Wirtshaus

suchten nach einem neuen Pächter. Das Haus liegt am Rande des Fischervie­rtels, direkt an der Neuen Straße. „Haberfelde­r im Ulmer Wirtshaus“heißt es nun, ein „klassisch-bayrisches Wirtshaus“, sagt Utz, „ bei uns gibt es nur bayrisches Essen und rockige Musik“. Passend dazu wird nur Augustiner Bier ausgeschen­kt.

Im Mai 2019 eröffneten sie das Wirtshaus, „und ein Jahr lang haben wir wirklich hart gearbeitet, um es zum Laufen zu bringen“, erinnert sich Amelie Dangel. Dann war auf einmal Schluss. „Wir hatten den einen Tag noch volles Haus beim Starkbierf­est, da war der Oberbürger­meister und der gesamte Gemeindera­t da und dann hieß es auf einmal, wir müssen schließen“, ergänzt Utz. „An diesem Tag haben wir uns schon mit den Ellbogen begrüßt, doch keiner konnte absehen, was für ein Jahr auf uns warten würde.“

In den Folgemonat­en sei es ein ständiges Auf und Ab gewesen. Relativ zeitnah hätten sie die staatliche­n Soforthilf­en erhalten. Und die Kurzarbeit habe sofort ihre Wirkung gezeigt. Einfach sei es jedoch trotzdem nicht gewesen. Schließlic­h hätten sie gerade zu diesem Zeitpunkt es geschafft, sich eine Stammkunds­chaft

aufzubauen und erste Gewinne zu machen. „Wir erleben hier in Ulm jedoch einen unheimlich großen Zusammenha­lt unter den Gastwirten. Man hilft sich aus und unterstütz­t sich, anstatt sich die Gäste zu neiden“, erklärt die 35-Jährige. Und das habe auch dazu beigetrage­n, dass die meisten Ulmer Gastwirte relativ gut durch die Krise gekommen seien. „Und wann immer wir wieder öffnen durften, haben wir erlebt, wie gerne die Menschen wieder zu uns kommen.“

Dieses Jahr bot sich dann eine zweite Chance: Nach mehr als 20 Jahren zogen sich die bisherigen Pächter des Herrenkell­ers zurück, eine Traditions­gaststätte in der Herrenkell­ergasse. Das Haus wurde 1472 errichtet und ist seit 1636 eine Trinkstube, in der einst die Ulmer Ratsherren sich zum Feierabend­bier trafen. Heute gibt es in dem Lokal nur noch ein Bier: Goldochsen, frisch vom Fass. Und im Gegensatz zum Haberfelde­r stehen hier nur schwäbisch­e Gerichte auf der Karte, passend zum schwäbisch­en Bier.

Seit sechs Wochen hat der Herrenkell­er nun unter neuer Führung geöffnet. Die Tische sind auch unter der Woche zur Mittagszei­t gut gefüllt. Das Publikum scheint gemischt, denn in die Gassen hinter dem Münster verirren sich nicht ganz so viele Touristen wie ins Fischervie­rtel. Hier sitzen, vor allem am Abend, eher die Ulmer.

Amelie Dangel und Michael Utz hoffen nun auf einen guten Spätsommer und dass es, wenn möglich, keinen weiteren Lockdown geben wird. Wie viele Gäste noch kommen werden, wenn künftig die 2G-Regel gilt, darüber wollen sie nicht spekuliere­n. Sie sind positiv, dass ihnen auch dieses Unterfange­n gelingen wird. „In der Gastronomi­e musst du immer kreativ sein und dir ständig was Neues einfallen lassen, damit die Gäste zu dir kommen. Und dass wir das können, haben wir mehrfach bewiesen“, sind sie sich einig. Die neueste Idee: schwäbisch­e Tapas – urige Leckereien im Kleinforma­t.

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FOTO: KATRIN BÖLSTLER Amelie Dangel und Michael Utz haben vor sechs Wochen den Herrenkell­er wiedereröf­fnet und freuen sich auf neue Gäste.

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