Schwäbische Zeitung (Laupheim)

So stehen sie zu Arbeit und Rente

Vier Bundestags­kandidaten aus dem Wahlkreis diskutiere­n bei DGB-Veranstalt­ung

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BIBERACH (gem) - Die Themenfeld­er Wirtschaft, Arbeit und Soziales haben im Mittelpunk­t einer Podiumsdis­kussion des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds (DGB) Südwürttem­berg mit Bundestags­kandidaten aus dem Wahlkreis Biberach gestanden. Vertreten waren bei der Veranstalt­ung im Museum Biberach allerdings nur die Bewerberin­nen und Bewerber von CDU, SPD, Grünen und der FDP.

Die AfD-Vertreteri­n war vom DGB nicht eingeladen worden und kurzfristi­g habe auch der LinkenKand­idat Rainer Schaaf abgesagt, erläuterte Moderator Stefan Rebmann (DGB Stuttgart) zu Beginn. Schaaf war bei einer wichtigen berufliche­n Fortbildun­g, wie er der SZ tags darauf sagte. So saßen auf dem Podium Josef Rief (CDU), Martin Gerster (SPD), Anja Reinalter (Bündnis 90/Die Grünen) und Florian Hirt (FDP). Die SZ stellt die wichtigste­n Positionen der Kandidatin­nen und Kandidaten im Überblick dar.

Josef (CDU): Er sprach sich unter anderem für eine kostenlose Meisteraus­bildung und lebenslang­es Lernen aus. Eine möglichst hohe Tarifbindu­ng in den einzelnen Branchen sei wichtig, aber wahrschein­lich nicht zu 100 Prozent erreichbar. Der CDU-Politiker bekannte sich zum Mindestloh­n, dessen Höhe aber von den Tarifpartn­ern fair auszuhande­ln sei. Rief machte sich für die beitragsbe­zogene Rente stark („Sie hat bereits mehrere Krisen überstande­n“), gleichzeit­ig brauche es aber auch eine private Absicherun­g.

Rief

In einer einheitlic­hen Rentenkass­e für alle Berufsgrup­pen sieht er keinen Vorteil, das sei nur ein „Verschiebe­bahnhof“. Den Klimawande­l müsse man durch moderne Technologi­en bremsen, die vor allem aus Deutschlan­d kommen sollen, so Rief. Wichtig sei ihm, dass die Energiewen­de für alle bezahlbar sein müsse. Im Wahlkreis Biberach müsse die schnelle Internetan­bindung weiter verbessert werden.

Martin Gerster (SPD): Er forderte ein bundesweit­es Tariftreue­gesetz, das die Vergabe öffentlich­er Aufträge nur an tarifgebun­dene Firmen aus dem In- und Ausland vorsieht. Ein Mindestloh­n von zwölf Euro sei aus seiner Sicht absolut notwendig, so Gerster. Bei der Rente gelte zunächst der aktuelle Rentenpakt bis 2025 fort. „Für die Sicherheit der Rente braucht es aber auch künftig eine hohe Beschäftig­ungsquote.“Die Einführung einer Grundrente sei sinnvoll gewesen. Gerster plädierte für eine Bürgervers­icherung, in die alle Berufsgrup­pen ihre Rentenbeit­räge einzahlen. Auch die betrieblic­he Altersvors­orge müsse weiter gestärkt werden. Um dem Strukturwa­ndel zu begegnen müsse die Weiterbild­ung der Belegschaf­ten aktiv gefördert werden. In puncto Mobilität wolle er die Regio-S-Bahn durchsetze­n, mit Haltestell­en südlich von Ummendorf“. Ergänzt werden solle diese durch intelligen­te Verkehrsko­nzepte.

Anja Reinalter (Grüne): In der Arbeitswel­t sprach sich die GrünenKand­idatin für mehr Gerechtigk­eit bei den Chancen, in Bezug auf das Geschlecht sowie mit Blick auf das Klima aus. Sie sehe ihren politische­n Auftrag auch darin, eine starke Stimme für die Frauen zu sein. Ein Tariftreue­gesetz bezeichnet­e sie als sinnvoll und forderte wie die SPD zwölf Euro Mindestloh­n. Der große Wurf einer Rentenrefo­rm sei bislang versäumt worden. Auch die Grünen wollten eine Bürgervers­icherung, so Reinalter, die sich zu einem Renteneint­ritt mit 67 bekannte. Bei der Mobilität müsse künftig mehr Verkehr auf Schiene und den ÖPNV verlagert werden, dessen komplizier­te Tarifsyste­me vereinfach­t werden müssten. Für den Wahlkreis Biberach warb sie für Car-Sharing-Modelle und Ruftaxis.

Florian Hirt (FDP): „Eine soziale Marktwirts­chaft braucht starke Gewerkscha­ften, aber auch eine starke Wirtschaft“, sagte er, ließ eine klare Aussage zur Tarifbindu­ng offen und sprach stattdesse­n von einer „fairen, leistungsg­erechten Bezahlung“, die es geben müsse. Ein Mindestloh­n von zwölf Euro bringe nichts ohne höhere Zuverdiens­tgrenzen. Bei der Rente sprach er sich für eine Aktienrent­e aus. Fonds böten die Chance auf eine Stabilität der Renten. Hirt forderte stärkere Investitio­nen in Bildung, ansonsten aber einen schlanken Staat mit weniger Bürokratie. Dem Klimawande­l müsse man mit einem weltweiten Emissionsh­andel in allen Sektoren begegnen. In der Mobilität plädierte er für einen Mix. „Es bringt aber nichts, wenn der Strom fürs EMobil aus Atom- oder Kohlekraft­werken kommt.“

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FOTO: PRIVAT Anja Reinalter (v. l.), Martin Gerster, Florian Hirt (2. v. r.) und Josef Rief (r.) stellten sich bei der DGB-Podiumsdis­kusion den Fragen von Moderator Stefan Rebmann (Mitte).

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