Schwäbische Zeitung (Laupheim)

AfD übt Zweckoptim­ismus

Parteispit­zen sehen trotz Verlusten „solides“Ergebnis

- Von Dominik Guggemos

BERLIN - Die AfD verbreitet trotz deutlichen Verlusten Zweckoptim­ismus und kritisiert lieber die Umstände. Der Druck auf Alice Weidel dürfte aber wachsen.

„Solide“war das Wort der Stunde in der AfD, und das obwohl die Balken am Sonntag bei allen drei Wahlen nach unten zeigten. „Im Bund sind wir stabil und das trotz schwerster denkbarer Umstände“, sagte die Partei- und Fraktionsv­ize Beatrix von Storch der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die großen Hallen hätten der Partei im Wahlkampf gefehlt, sagt sie, weshalb das Ergebnis im Bund dann auch solide sei. Vor vier Jahren feierte die AfD noch ein triumphale­s Wahlergebn­is: Mit 12,6 Prozent der Stimmen wurden sie drittstärk­ste Kraft im Bundestag. Nun aber sieht die Welt ganz anders aus: Im Bund verloren, in Berlin hat sie sich halbiert und auch in Mecklenbur­g-Vorpommern steht ein Minus.

Tino Chrupalla wurde Ende November 2019 zum Co-Parteichef gewählt. Unter seine Amtszeit fallen ausschließ­lich Wahlnieder­lagen – bei der Bundestags­wahl war er Spitzenkan­didat. Er zeigte Zweckoptim­ismus und sprach ebenfalls von einem „sehr soliden Ergebnis“, sagte aber auch, dass die Verluste „in Ruhe analysiert“werden müssen. Der 46Jährige muss sich trotz allem wohl eher weniger Sorgen um seine persönlich­e Zukunft machen. Zu groß ist sein Rückhalt in den ostdeutsch­en Landesverb­änden. Dazu kommt: In Sachsen, seinem Landesverb­and, sieht das Wahlergebn­is gut aus.

Anders die Situation für Alice Weidel, die ebenfalls Spitzenkan­didatin war. Auch sie sprach, natürlich, von einem „soliden Ergebnis“und ging danach schnell in den Angriff über. „Ganz klare Wettbewerb­sverzerrun­g“sei dieser Wahlkampf gewesen. Doch der Druck auf Weidel dürfte innerparte­ilich wachsen. Noch wird ihr nur unter vorgehalte­ner Hand vorgeworfe­n, im Wahlkampf viel zu wenig präsent gewesen zu sein, auch ihre TVAuftritt­e werden kritisiert. Die Erfahrung lehrt: Bei der AfD kann daraus schnell öffentlich­e Kritik werden.

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FOTO: DPA Tino Chrupalla

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