Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bitter bis bittersüß
Die Wahlschlacht ist geschlagen, ein echter Coup im Wahlkreis Biberach indessen rein prozentual niemandem gelungen. Dennoch greift ein Novum: Erstmals wird der Kreis im Bundestag mit drei Abgeordneten vertreten sein, was grundsätzlich von Vorteil ist. Dank der guten Platzierung auf der Landesliste sollte der Grünen-Kandidatin Anja Reinalter der Einzug ins Parlament sicher sein. Dasselbe gilt für den SPDBewerber Martin Gerster. Während er sich Hoffnungen machen kann, sogar der künftigen Kanzler-Partei anzugehören, düfte es für Reinalter ein bittersüßer Wahlabend gewesen sein. Bitter deshalb, weil ihre Partei weit hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben ist.
Dass Josef Rief das Direktmandat verteidigt, daran konnte kein Zweifel herrschen. Allerdings haben er und die CDU erneut massive Stimmenverluste erlitten. Auch wenn die Christdemokraten hierzulande immer noch weit über dem Bundesschnitt liegen, bleibt festzuhalten: Die einst tiefschwarze Bastion bröckelt gewaltig.
Leichte Verluste hat die AfD, große Gewinnerin der Wahl 2017, eingefahren. Das mag auch an neu aufgetretenen Parteien liegen, die bürgerlichen Unmut über die Regierenden im Allgemeinen und die Corona-Verordnungen im Besonderen aufsaugen, wie etwa Die Basis. Gleichwohl lag am Sonntag, Stand 22.30 Uhr, durchaus noch im Bereich des Möglichen, dass auch die hiesige AfD-Direktkandidatin Rebecca Weißbrodt über die Landesliste den Sprung nach Berlin schafft. In einem Biberacher Abgeordneten-Quartett wäre sie wohl isoliert.
Die FDP hat im Wahlkreis zugelegt, die Linke ist fast zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft.
Spannende Frage ist nun, wer von dem Trio Rief-Gerster-Reinalter der künftigen Regierungskoalition angehört – und wer auf der Oppositionsbank Platz nehmen muss.