Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Ulm und Neu-Ulm: hüben die Grünen, drüben die CSU
Die Ulmer Grünen träumen schon vom Direktmandat – Die CSU glänzt nicht, gewinnt aber recht souverän
ULM/NEU-ULM (rau/hinz) - Nach der Landtagswahl und den Kommunalwahlen „holen“sich die Grünen auch bei der Bundestagswahl die Stadt Ulm. Bei den Erststimmen (27 Prozent) wie bei den Zweitstimmen (24,4 Prozent) hat die Ökopartei um ihren Kandidaten Marcel Emmerich in der Stadt die Nase vorne.
Zwar verliert CDU in der Universitätsstadt rund zehn Prozent, kommt aber immer noch auf 20 Prozent – und erhält in der Fläche im Alb-Donau-Kreis die meisten Stimmen. Deshalb reicht es am Ende nicht für das Grünen-Direktmandat. In der „Endabrechnung“, der Gesamtbetrachtung des Wahlkreises, fällt die Kluft zwischen CDU und Grünen noch immer deutlich aus.
Michael Joukov-Schwelling, grüner Landtagskandidat aus Ulm, zeigt sich trotzdem zufrieden. Er sei sicher, sagt er, dass Emmerich in vier oder spätestens acht Jahren auch das Direktmandat im Wahlkreis 291 holen wird. Interessant: Bei den Zweitstimmen liegt in Ulm sogar noch die SPD vor der gebeutelten Union.
Und auf der gegenüberliegenden Donauseite? Haben die Wähler im Wahlkreis Neu-Ulm die CSU wegen der Maskenaffäre des Neu-Ulm-Abgeordneten Georg Nüßlein abgestraft? Die Antwort: Jein. Nachfolger Alexander Engelhard holt für die CSU das Direktmandat – auch wenn der Sieg nicht glänzend ausfällt. Die CSU kommt diesmal nur auf einen Zweitstimmenanteil von etwas über 31 Prozent. Erkennbar besser schnitt Engelhard selbst ab: 37,3 Prozent.
Er persönlich habe eher mit weniger gerechnet, sagt Engelhard. Aber bei seinen Wahlkampfterminen habe er zuletzt gespürt, dass es aufwärts gehe: „Vor vier Wochen war die Stimmung deutlich negativer. Aber ich war immer guter Dinge. Ich war schon immer der Meinung, dass es höchstwahrscheinlich klappt.“
Dennoch wollte er nichts überstürzen: „Ein Zugticket nach Berlin habe ich noch nicht gebucht und auch ein Hotelzimmer noch nicht.“
Der Wahlkampf, ja, der habe ihm Spaß gemacht. „Ich bin ja gerne bei den Leuten.“Die Maskenaffäre, die mit den Namen Georg Nüßlein und Alfred Sauter verbunden ist, habe in den Gesprächen kaum eine Rolle gespielt. „Aber manche sind natürlich gleich weggelaufen und haben gesagt: Euch wähle ich nicht mehr.“
Hoffnungsvoll hatte der Wahlabend auch für Karl-Heinz Brunner (SPD) angefangen: Als um 18 Uhr die erste Prognose der ARD über die Leinwand in der Neu-Ulmer SPDZentrale lief, gab sich der Direktkandidat noch kämpferisch. Doch als Minuten später die ersten Ergebnisse aus dem Wahlkreis eintrafen, stieg die Anspannung bei Brunner, der ohne Listenplatz angetreten war. Später machte er dann seinem Ärger Luft: „Filz und Unehrlichkeit finden offensichtlich Zuspruch“, sagte er mit Blick auf den ehemaligen Nüßlein-Wahlkreis.
Enttäuschung auch bei Ekin Deligöz, die gleichwohl wieder über die Landesliste der Grünen in den Bundestag einziehen wird. „Ich finde das Ergebnis ehrlich gesagt enttäuschend, weil wir einen Wahnsinnswahlkampf hingelegt haben“, sagt sie über ihr persönliches Ergebnis.
Ihr Stimmenanteil stieg im Laufe des Abends noch auf 10,9 Prozent. Vor vier Jahren hatte Deligöz 9,2 Prozent erreicht. Bundesweit legte die Ökopartei deutlich stärker zu als im Wahlkreis Neu-Ulm. „Offenbar macht unsere Politik manchen Menschen auf dem Land Angst, ob es um Klimaschutz, Mobilität oder Landwirtschaft geht.“
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