Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Zum runden Geburtstag schüttet die BEG vier Prozent Dividende aus
Seit 2011 gibt es die Bürgerenergiegenossenschaft Mietingen – Die EEG-Absenkung erschwert es, neue lohnende Projekte zu finden
WALPERTSHOFEN - Ganz im Zeichen des zehnjährigen Bestehens der Bürgerenergiegenossenschaft e. G. Mietingen (BEG) ist die Generalversammlung in Walpertshofen gestanden. Zum runden Geburtstag gönnt sich die Genossenschaft eine Dividende von vier statt der üblichen drei Prozent. Der Vorstandvorsitzende Thilo Münch legte in der Versammlung den Rechenschaftsbericht für 2020 vor, warf aber auch einen Blick auf die Dekade seit 2011 und die Energiepolitik insgesamt.
Zu den ersten Projekten der Genossenschaft zählt die Photovoltaikanlage auf Schule und Turnhalle in Baltringen. Ihr Ertrag addiert sich Jahr für Jahr auf rund 80 Megawattstunden. Eine Verschlechterung der Erträge durch Verschmutzung oder Degeneration der Anlage ist laut Münch nicht festzustellen.
Eine Pioniertat ist das Photovoltaik-Kraftwerk bei den Wasserpumpen der Rottum-Gruppe. Es hat im Jahr 2020 etwa 100 Megawattstunden geliefert. „Damit werden etwa 50 Prozent der benötigten Energie vor Ort erzeugt“, erklärte Thilo Münch.
So wie beim Pumpenbetrieb strebt die BEG Mietingen grundsätzlich an, den produzierten Strom selbst zu nutzen und nicht ins Netz einzuspeisen. Auf diese Weise sind an der Grundschule Baltringen (seit Mai 2019) 35 Prozent, bei der Feuerwehr Baltringen 45 Prozent und beim Bauhof der gesamte Stromverbrauch abgedeckt. Münch räumt bei dieser Investition ein: „Es wird ein Vielfaches mehr produziert als verbraucht.“Er würde es gerne sehen, wenn hier eine Tankstelle für ein E-Fahrzeug der Gemeinde geschaffen würde.
Zufrieden ist man bei der Genossenschaft mit dem Ertrag aus den PVAnlagen im Jahr 2020: „Es war insgesamt ein sehr gutes Sonnenjahr.“Mit dem aus der Sonnenkraft erzeugten Strom könnten 54 Haushalte versorgt werden. In der Zeit seit dem Bestehen der BEG hat sich der Jahresertrag der PV-Anlagen von knapp 20 000 (2012) auf knapp 39 000 (2020) Euro fast verdoppelt.
Wünschenswert wäre natürlich eine Energiegewinnung auch aus anderen regenerativen Quellen. Es hat jedoch bisher nur gereicht zu einer Beteiligung am Windpark Berghülen; sie wird laut Geschäftsbericht mit dem „vereinbarten Minimalsatz verzinst“. Als Ertrag konnten im Vorjahr 835 Euro verbucht werden.
Zufrieden zeigte sich Münch über die Zusammenarbeit mit den Bürgerwerken Heidelberg, einem Zusammenschluss von Bürgern und lokalen Energiegenossenschaften. 1077 Euro hat das Start-up-Unternehmen an Ertragsbeteiligung beziehungsweise Zinsertrag aus einem Darlehen überwiesen. Der Beschluss zur Zusammenarbeit mit den Bürgerwerken „war sicher eine gute Entscheidung“, betonte Münch. Bei all den klingenden Münzen „geht es nicht nur um Geld, sondern um die Einsparung von CO2“, betonte der Vorstandsvorsitzende. Er bezifferte die Einsparung des klimaschädlichen Gases mit 849 Tonnen, was einer Ladung von 28 Lastkraftwagen entspricht.
Die Geschäftsbilanz 2020 weist einen Gewinn von über 27 000 Euro auf. Dieser kann auf die Genossenschaftsmitglieder verteilt werden. „Die Höhe der Ausschüttung soll dieses Jahr wegen der günstigen Wetterverhältnisse und anlässlich des Jubiläums bei vier Prozent liegen“, so der Vorstand. Der Vorschlag wurde von den anwesenden Genossen ohne Gegenstimmen angenommen.
„Die Liquidität ist sehr gut“, so die Feststellung des Vorstands. „Wir wären gerüstet für neue Projekte“, sagt Münch, „wir wollen das Geld schaffen lassen.“Doch die dauernde EEGAbsenkung mache es schwierig, noch lohnende Projekte zu finden. Es kämen nur Investitionen mit „viel Eigenverbrauch“infrage. Aktuell setzt die BEG auf den Rathausneubau in Mietingen. Dort bietet sich die Installation einer PV-Anlage über den Parkflächen an. Münch: „Andere Projekte sind angedacht, aber schwierig.“
Der Aufsichtsratsvorsitzende Robert Hochdorfer brachte den 3. August 2011 in Erinnerung. Damals sei die Satzung beschlossen worden. Er pflichtete dem Vorstand bei: „Die Politik macht es unserer Genossenschaft nicht leicht.“Hochdorfer lobte die enge Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat und brachte die Hoffnung zum Ausdruck, „dass sich die Möglichkeiten der Genossenschaft in Zukunft verbessern“.
Hans Deeng sprach sich für die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat aus. Er empfahl dem Vorstand Gelassenheit angesichts der hohen Kosten für die Verbandsprüfungen und gab zu bedenken, dass fremdes Geld verwaltet werde.