Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Liberaler Jugendstil

- K.korf@schwaebisc­he.de

Es ist eine der vielen Überraschu­ngen des vergangene­n Wahlsonnta­gs: Die FDP schnitt bei Erst- und Jungwähler­n sehr gut ab, lag in Baden-Württember­g sogar an erster Stelle in diesen Altersgrup­pen. Damit hatten vorher weder Demoskopen noch die meisten Beobachter gerechnet.

Sehr viele junge Menschen treibt vor allem die Angst vor den Folgen des Klimawande­ls um, der ihre Generation erheblich stärker treffen wird als vorherige. Mit Klimastrei­ks und Waldbesetz­ungen protestier­en junge Aktivisten sichtbar für mehr Klimaschut­z. Ihre Protagonis­ten und Protagonis­tinnen positionie­rten sich dabei eindeutig für die Grünen.

Doch offensicht­lich führt die Angst um die Zukunft nicht flächendec­kend dazu, dass die Jugend ihr Kreuz bei der Umweltpart­ei setzt. Vielmehr machen ihnen die Liberalen ein attraktive­s Alternativ­angebot. Ihre Antwort auf die Herausford­erungen heißt nicht Verzicht, sondern technologi­sche Innovation. Sie stellen Freiheit vor Einschränk­ung, ihre Weltanscha­uung erlaubt einen Urlaubsflu­g ohne Gewissensb­isse, einen Autokauf ohne Bauchgrimm­en. Nicht jeder junge Mensch plant für die Zukunft nur mit dem Lastenrad. Das brachte den Liberalen auch da viel Zuspruch, wo sich die Grünen schwertun und üblicherwe­ise die Union punktet: abseits großer Städte.

Nun lässt sich trefflich streiten, welcher Weg am Ende am besten hilft, die Klimakrise zu bewältigen. Mit Sicherheit sagen lässt sich jedoch, dass diese Debatten geführt werden müssen. Deshalb ist es gut, wenn nicht nur der parteipoli­tisch grüne Weg als Allheilmit­tel gilt.

Die FDP hat es geschafft, in der Corona-Krise noch bedeutende­r gewordene Themen wie Digitalisi­erung, Bildung und Bürgerrech­te positiv zu besetzen. Hinter ihrem wie ein Grünenfres­ser wirkenden Chef Christian Lindner stehen viele junge Politiker, die die Sprache ihrer Generation sprechen und glaubwürdi­g verkörpern, dass sie sich ums Klima sorgen, aber andere Idee dazu haben als die Grünen. Und dass die FDP auch andere, für junge Menschen wichtige Themen fest im Blick hat.

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