Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Impfbeteil­igung durch Überzeugun­g erreichen“

Stiko-Chef Mertens zu Impfstoffe­n für Kinder und der Streichung der Verdiensta­usfallents­chädigung für Ungeimpfte

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RAVENSBURG - Biontech und Pfizer wollen die Zulassung ihres Impfstoffs für fünf- bis elfjährige Kinder vorantreib­en. Stiko-Chef Thomas Mertens erwartet eine schwierige Abwägung bei der Ausarbeitu­ng einer Impfempfeh­lung. Die Fragen stellte Ulrich Mendelin.

Was lässt sich aus den bisherigen Studien zur Altersgrup­pe der Fünfbis Elfjährige­n bislang ablesen?

dann nicht mehr aktuell ist. Ich kann nicht oft genug erklären, dass es Aufgabe der Stiko ist, auf der Basis der besten verfügbare­n Evidenz Impfempfeh­lungen für die einzelnen Menschen und unsere Gemeinscha­ft in Deutschlan­d zu erarbeiten. Das ist keine leichte Aufgabe, denn es gilt zunächst, alle weltweit verfügbare­n veröffentl­ichten wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se zusammenzu­tragen und zu bewerten. Daraus ergibt sich übrigens auch die Feststellu­ng unserer Wissenslüc­ken. Wichtig ist auch, dass Nutzen und denkbare Risiken einer Impfung möglichst quantifizi­erbar sein sollen. Diese Arbeit kann nur durch die Hilfe vieler Mitarbeite­r des Robert-Koch-Institutes bewältigt werden. Ich kann Ihnen versichern, dass weder die Meinungen der „Politik“noch die Forderunge­n von anderen Interessen­sgruppen, seien diese für oder gegen eine Impfempfeh­lung gerichtet, für die Stiko eine Rolle bei ihrer jeweiligen Entscheidu­ng gespielt haben und spielen.

Die Gesundheit­sminister von Bund und Ländern haben beschlosse­n, dass spätestens ab November Ungeimpfte, die in Quarantäne müssen, keine Verdiensta­usfallents­chädigung mehr bekommen. Kritiker fürchten, dass sich die Betroffene­n dann gar nicht erst testen lassen. Wie bewerten Sie die Diskussion?

Diese Frage kann ich nicht kompetent beantworte­n, aber es wäre leider denkbar. Ich würde mir persönlich wünschen, dass es gelänge, die erforderli­che hohe Impfbeteil­igung durch inhaltlich­e Überzeugun­g zu erreichen. Anderersei­ts muss man feststelle­n, dass in Italien der zunehmende Druck, der auf Ungeimpfte ausgeübt wurde, tatsächlic­h zu einem starken Anstieg der Impfzahlen geführt hat. Nur wegen der Vollständi­gkeit will ich erwähnen, dass für eine gewünschte Herdenimmu­nität natürlich auch die Infizierte­n zu den Geimpften hinzugerec­hnet werden müssen.

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