Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Diebe haben es auf Impfpässe abgesehen
21 Diebstähle wurden im Gebiet des Polizeipräsidiums Ravensburg gemeldet
BAD WALDSEE - Was vor der CoronaPandemie kaum jemand für besonders wertvoll gehalten hätte, ist nun in der Pandemie ein begehrtes Stück Papier: der Impfpass. Denn in dem kleinen gelben Büchlein sind die Impfungen gegen das Corona-Virus eingetragen. Bei der aktuellen Corona-Verordnung spielt die 3G-Regel eine zentrale Rolle, also der Nachweis, dass jemand getestet, genesen oder geimpft ist. Das sorgt dafür, dass der Impfpass stark an Wert gewonnen hat, und zwar so stark, dass er auch für Diebe interessant geworden ist. Wie eine Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“ergab, wurden beim Polizeipräsidium Ravensburg in den vergangenen Monaten 21 Diebstähle gemeldet, bei denen ein Impfpass abhandenkam.
Laut Polizei fanden die Diebstähle an verschiedenen Tatorten im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Ravensburg statt, zu dem die Landkreise Ravensburg, Sigmaringen und der Bodenseekreis gehören. Eine Häufung der Diebstähle an bestimmten Orten sei nicht erkennbar, so die Polizei. „Die Tatorte reichen von Parkplätzen über Marktplätze, Einkaufsmärkte, Altenheime bis hin zu Wohnungen“, teilt die Pressestelle des Präsidiums mit. Der Impfpass habe sich in fast allen gemeldeten Fällen in einer Handtasche, einem Rucksack oder einer Geldbörse befunden. „Die Polizei geht davon aus, dass es die Täter in diesen Fällen auf Bargeld oder EC-Karten abgesehen haben und die Impfausweise nur zufällig mit gestohlen wurden“, sagt die Pressestelle. Bislang gebe es weder Erkenntnisse zu den Tätern noch zu einer möglichen Verwendung der gestohlenen Impfausweise, so die Polizei.
Und was können Geimpfte tun, wenn ihnen der Impfpass gestohlen wurde? Dazu sagt die Pressestelle: „Opfer eines Diebstahls erhalten von der Polizei eine Bescheinigung über die Erstattung einer Anzeige. Damit kann gegebenenfalls ein neuer Impfausweis beantragt werden.“Für den genauen Ablauf, also wer den gestohlenen Ausweis ersetzen kann, verweist die Polizei auf das Gesundheitsamt. Das Gesundheitsamt Ravensburg weist wiederum auf die Hausärzte hin. „Für die Ausstellung neuer Impfausweise sind die Hausärzte zuständig“, heißt es.
Wie eine Nachfrage bei der Gemeinschaftspraxis Dr. Graeve, Dr. Sieroslawski, Dr. Herold, Dr. Schröer in Bad Waldsee ergibt, führt der Weg zum Hausarzt nur in bestimmten Fällen zum Erfolg. „Wenn die Impfungen bei uns gemacht worden sind, sind sie bei uns im System drin. Die Patienten erhalten dann entweder einen Ausdruck mit einer Bestätigung der Impfungen oder einen neuen
Impfausweis“, sagt eine Mitarbeiterin der Praxis.
Und was macht jemand, der in einem Impfzentrum geimpft wurde? Die Praxis rät, sich direkt an das Impfzentrum zu wenden, das die Impfung durchführte. „Wir dürfen die Impfung dann nicht eintragen oder abstempeln, weil wir sie nicht gemacht haben“, so die Praxis. Sich an ein Impfzentrum zu wenden, könnte in naher Zukunft schwierig werden. Die acht zentralen Impfzentren im Land wurden bereits zum 15. August entweder komplett geschlossen oder in Kreisimpfzentren umgewandelt. Die Kreisimpfzentren sollen nach Auskunft des Sozialministeriums noch bis 30. September weiterbetrieben werden.
Eine Empfehlung für Geimpfte hat die Polizei: „Grundsätzlich sollte der
Impfpass an einem sicheren Ort aufbewahrt werden und andere Möglichkeiten des Nachweises wie eine App oder eine Impfkarte mitgeführt werden“, so die Pressestelle. „Unschädlich ist, vom Impfpass ein Lichtbild oder eine Kopie zu fertigen.“
In Impfzentren, Apotheken, Arztpraxen und Gesundheitsämtern können sich Geimpfte ein sogenanntes digitales Covid-Zertifikat der EU ausstellen lassen. Mit diesem kann mittels QR-Code und der CovpassApp oder der Corona-Warn-App der Impfnachweis auf das Smartphone gespeichert werden. Eine zusätzliche Möglichkeit, die einige Apotheken anbieten, ist die Ausstellung einer Immunkarte. Bei dieser ist der QR-Code des digitalen Covid-Zertifikats auf eine Plastikkarte im Scheckkartenformat gedruckt.