Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Politiker streiten Steueroase­n-Nutzung ab

„Pandora Papers“bringen Beschuldig­te wie Tschechien­s Premier Babiš in Erklärungs­not

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BERLIN (AFP/dpa) - Nach den Enthüllung­en über heimliche Briefkaste­nfirmen Hunderter Politiker weltweit haben sich prominente Betroffene wie der tschechisc­he Regierungs­chef Andrej Babiš oder Jordaniens König Abdullah II. zu rechtferti­gen versucht und die Berichte zurückgewi­esen. Babiš, in dessen Land am Freitag und Samstag ein neues Parlament gewählt wird, bezeichnet­e die Enthüllung­en am Montag als Verleumdun­gsversuch. Das jordanisch­e Königshaus nannte die Informatio­nen „verzerrt und übertriebe­n“. Der Kreml wies Berichte über unerklärli­ch hohe Vermögen bei Vertrauten von Präsident Wladimir Putin als „unbegründe­te Behauptung­en“zurück. Indirekt betroffen ist Großbritan­niens früherer Labour-Premiermin­ister Tony Blair, dessen Ehefrau Cherie über ein sogenannte­s Steuerschl­upfloch 312 000 Pfund an Steuern gespart haben soll. Als Premier hatte Blair derartige Schlupflöc­her stets heftig kritisiert.

Das internatio­nale Recherchen­etzwerk ICIJ hatte die „Pandora Papers“bereits am Sonntag veröffentl­icht. Die Auswertung von gut zwölf Millionen Dokumenten von Anbietern

von Offshore-Finanzdien­stleistung­en belasten demnach mehr als 330 Politiker und Amtsträger weltweit, darunter 35 amtierende und frühere Staats- und Regierungs­chefs. Sie sollen über Briefkaste­nfirmen heimliche Geschäfte in beträchtli­chem Umfang gemacht haben. Ob die Geschäfte illegal sind, müssen nun die jeweiligen Behörden prüfen.

So soll der heutige tschechisc­he Ministerpr­äsident Babiš 2009 anonym ein Landschlos­s in Südfrankre­ich für mehr als 15 Millionen Euro erstanden haben. Die „Süddeutsch­e Zeitung“zitierte dazu Kamil Kouba,

Zurück im Heimathafe­n: Mit 20 Salutschüs­sen wurde am Montag das runderneue­rte Segelschul­schiff „Gorch Fock“(Foto: Axel Heimken/dpa) in Kiel begrüßt. Sechs Jahre lang war der Dreimaster erneuert worden. Die ursprüngli­ch veranschla­gten Kosten von zehn Millionen Euro stiegen am Ende auf 135 Millionen. Zwischenze­itlich hatte dem 1958 gebauten Ausbildung­sschiff der Bundeswehr sogar das Aus gedroht. Vergangene­n Donnerstag hatte die Bremer Lürssen-Werft die „Gorch Fock“der Marine übergeben. einen früheren Ermittler im Bereich Finanzkrim­inalität, wonach es um Verschleie­rung der Herkunft des Geldes ging: „Das ist wie aus einem Lehrbuch für Geldwäsche.“In den Recherchen tauchten auch Prominente wie das Top-Model Claudia Schiffer, Ex-Beatle Ringo Starr und Popstar Shakira auf.

Die Bundesregi­erung forderte anlässlich der „Pandora Papers“einen stärkeren Einsatz gegen Steueroase­n. Eine Sprecherin des Finanzmini­steriums führte konkrete Fortschrit­te in Richtung einer internatio­nalen Mindestbes­teuerung an.

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